Ich habe schon immer sehr schnell Schwingungen und Gefühle anderer wahrgenommen. Sehr stark. Die kleinste Spannung habe ich gefühlt. Die kleinste Lüge habe ich gefühlt. Ich fühlte alles und immerzu. Mein Vater war stets genervt: "Das bildest du dir ein! Du bist hochsensibel! Tu nicht so empfindlich."
Ich weinte sehr oft. Fühlte mich total unverstanden. Verstand die andern nicht mehr - warum fühlten sie es nicht auch? Warum sahen sie nicht auch hinter die Fassade? Ich konnte es nicht begreifen. Ich wurde wahnsinnig aggressiv. Warum? Das fragte ich mich auch immer. Nun habe ich die Antwort erhalten. Endlich habe ich in einem guten Buch Antworten gefunden.
Hochsensible (HS) haben ein starkes und ausgeprägtes Fühlen.
HS und die eigene Wahrnehmung/Intuition
Da ein HS mehr sieht und fühlt als andere, wird er dafür seit Kindheit an in Frage gestellt. Schon als Kind wird dem HS nicht geglaubt - er wird sogar bestraft (z.B. Agressivität des HS da er eine Reizüberflutung hat...). Der HS fühlt sich total missverstanden. Seine emotionale Realität wird bereits seit Kindheit an in Frage gestellt und geleugnet. Das Kind wird immer unsicherer bezüglich seinen Wahrnehmungen.
Daraus resultiert schliesslich eine gestörte Selbstwahrnehmung.
Gestörte Selbstwahrnehmung
"Sei nicht so empfindlich....Du bist hypersensibel...was du wieder siehst/denkst...." Das wird seit Kindheit so lange eingeimpft, bis sich der HS dafür schämt, da Hochsensibilität als etwas Verwerfliches hingestellt wird. In der Folge fängt der HS an sich soweit anzupassen, bis er sich selber nicht mehr richtig spürt. HS versuchen vergeblich, sich der Allgemeinheit anzupassen. Als Konsequenz daraus resultiert eine gestörte Selbstwahrnehmung.
So benötigen HS dann zuerst die Gefühle anderer, um sich selber fühlen zu können. HS fühlen erst dann etwas, wenn sie die Gefühle des anderen Wahrnehmen können. Es gibt HS die ihr Umfeld ständig auf die Palme bringen, nur um emotionale Reakionen zu erleben. Umgekehert sind HS bestebt, beim anderen Dankbarkeit zu erzeugen, nur um sich in der Folge danach selber positiv spüren zu können.
Wenn jemand nicht auf mich reagiert, "dann werden sie solange engagiert bleiben, bis zumindest irgendeine Reaktion beim Gegenüber entsteht. Sie werden so lange Gas geben, bis sie das erreicht haben, was sie so dringend brauchen, um emotional überleben zu können. Es geht dabei nicht um den anderen an sich, sondern nur um den gescheiterten Versuch, über das Gegenüber bestimmte Emotionen konsumieren zu wollen." (Buchzitat)
Selbstwertgefühl stärken
Wegen der gestörten Selbstwahrnehmung benötigt der HS zuerst die Gefühle anderer um sich selbst spüren zu können. Um selbst Lebensfreude empfinden zu können braucht er die positive Reaktion anderer Menschen. Daher möchte der HS unbedingt etwas tun, worauf er stolz sein kann, um dieser leidvollen Abhängigkeit der Reaktion der anderen zu entfliehen. "Wenn sie stolz auf sich sein möchten, müssen sie einfach etwas tun, auf das man auch stolz sein kann." (Buchzitat).
Erhöhtes Harmoniebedürfnis
HS haben ein erhöhtes Harmoniebedürfnis und -verständnis. Daher kläre Konflikte zeitnah! Analysieren und abgrenzen. Prüfe, welche Wünsche deine eigenen sind und welche du übernimmst, nur um zu gefallen. (Verhalten und Stimmung synchronisieren.)
Psychische Abgrenzung
Nochmal: Um selbst Lebensfreude empfinden zu können, braucht der HS als Voraussetzung positive Reaktionen anderer Menschen. Daher sind HS gerne hilfsbereit, wollen lieb sein. Nur so spüren sie selbst Dankbarkeit, Liebe... Dabei ist es wichtig, dass sich der HS abgrenzt. Eine Nacht darüber schlafen. Auch mal NEIN sagen. Analysieren.
Physische Abgrenzung
Sich regelmässig den Aussenreizen entziehen. Pausen. Kurz schlafen. HS schlafen eh nie lange am Stück, dafür mehrmals täglich. Ebenso müssen sie mehrmals täglich essen. Va. Eiweiss. Und immer wieder etwas trinken.
Vielleicht helfen diese Zeilen jemandem - ich weiss es nicht. Mir hat die Erkenntnis sehr viel gebracht.