Liebe Beatrice,
vieles von dem was du hier in diesem thread schreibst kann ich sehr gut nach vollziehen, denn ich war selbst auch schon oft dort und finde mich nach wie vor häufig mit dieser Frage "was ist denn nun wirklich wahr" konfrontiert. Genau wie Du habe ich jahrelang Bücher verschlungen und glaubte Antworten gefunden zu haben. Doch oft hat mir der Intellekt (Geist) einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich verfing mich in Illusionen und musste dann irgendwann "erkennen", was wahr und was falsch ist.
Zu einigen von dir aufgeführen Punkten würde ich gern meine Meinung kundtun.
Ich befinde mich in Niemandsland zwischen Identifikationsverlust mit meinem Körper-/Geistsystem und meinem (erheblichen) konditionierten Mangel an Urvertrauen und Selbstbewusstsein.
Ich erkenne dies alles ganz klar - fühle mich zurzeit jedoch nirgends (mehr) so richtig zu Hause. Die alten (illusorischen) Werte haben sich im NICHTS aufgelöst - das EWIG WÄHRENDE ist zwar sehr deutlich spürbar, jedoch (noch) nicht stabil und frei von äusseren Einflüssen.
Hinter allem spüre ich Liebe zu dem was IST, der Verstand lockt mich aber immer wieder in alte Verhaltensmuster, die ich zwar ganz klar erkenne, mich aber dennoch oft dominieren und weg von mir selbst tragen.
Ich hege manchmal die vergebliche Sehnsucht, jemand zu sein, der ich nicht bin und kann noch nicht immer annehmen, was ich BIN und was mich ausmacht. Noch immer sind alte Glaubenssätze in mir wirksam, dass ich SO WIE ICH BIN, NICHT RICHTIG BIN!
Gerade weil ich dies jetzt so klar erkennen kann, schmerzt mich diese Erkenntnis sehr und ich möchte mich genauso lieben können, wie ich BIN. Das bedingt eine Desidentifikation mit meinen Konditionierungen, was mir noch nicht immer so gut gelingt.
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Mit der Zeit wirst du sicher erkennen, dass auch Perfektion nur einen Illusion ist. Das wird dir erlauben, dich so zu lieben wie du bist. Denn nur so wie du bist kannst du die Dinge tun, die andere nicht tun können, weil sie eben anders sind. So ergänzt sich alles zu einem komplexen Ganzen, in dem jeder seinen individuellen Platz einnimmt.
Nun also mein Weg von der "begeisterten Anhängerin" der Reinkarnationstherorie zum ernüchterten Hinterfragen so ziemlich aller Theorien und Konzepte, die sich in den letzten Jahren in meinem Kopf angesammelt und mehr oder weniger Resonanz bei mir erzeugt haben. Mein Büchergestell ist voll von wundervollen Büchern, die ich einst "verschlungen" habe und deren Inhalte mein Dasein geprägt haben.
Wo sind diese Theorien und Konzepte geblieben, wozu waren sie da und weshalb haben sie sich fast gänzlich im NICHTS aufgelöst? Auf diese Fragen habe ich keine Antwort, da es eine solche wahrscheinlich auch nicht gibt. Ich bin heute in der "armseligen" Lage, dass ich jede dieser Theorien gleichzeitig befürworten und auch wieder verwerfen kann. Ich kann sie auch allesamt als WIRKLICH ansehen - oder als pure Illusion. Es spielt letztlich keine Rolle, wie ich dazu stehe, was ich glaube oder nicht. Die Wahrheit präsentiert sich immer im Hier und Jetzt, dort liegen die Impulse, die mich dazu verleiten, dies oder jenes zu denken, zu entscheiden oder zu tun. Und aus diesen "scheinbar" gedachten Gedanken, gefällten Entscheidungen oder unternommenen Handlungen ergibt sich der weitere Verlauf meines Lebensprogrammes.
Wurde ich einst in einem bestimmten Buch mit einer bestimmten Meinung über ein bestimmtes Thema konfrontiert, las ich ein anderes Mal in einem anderen Buch eine völlig kontroverse Darstellung des selben Themas. Immer schon hat sich dann in mir ein "ungutes" Gefühl breit gemacht und die Frage "was ist denn nun WIRKLICH WAHR", ist dabei aufgetaucht. Heute bin ich so weit, alles gleichzeitig als möglich oder als unmöglich zu betrachten. Ich kann es verwerfen oder daran glauben - es ändert sich dadurch NICHTS.
Ich habe für mich erkannt, dass das Leben mir ZEIGT, was ich glaube. Denn alles was sich in meinem Bewußtsein und meinem Sein abspielt (innen wie außen) sind genau die Dinge, die ich glaube. Mein Glaube manifestiert sich in dieser Welt und zeigt mir dadurch, was meine aktuellen Glaubenssätze sind. Dazu braucht es keine Bücher und auch keine Gurus die mir erzählen, was ich glauben soll und was nicht. Das Leben allein ist dafür ausreichen.
Und hier haben wir auch den Anknüpfungspunkt zur Wahrheit. Denn nur das, was ich erlebe und erfahre ist auch "wahr" für mich. Alles andere sind nur Geschichten und Theorien, deren Wahrheitsgehalt ich glauben kann oder auch nicht. Das bringt nichts (außer Freude am philosophieren vielleicht - was ja auch durchaus Spaß machen kann.).
Ändern tut sich erst dann etwas, wenn wir in Aktion kommen. Und dazu müssen wir vorab die Wahrheit erkennen. Allein auf Illusionen und Theorien hinaus werden wir wohl kaum aktiv werden. Zumindest tun es die wenigsten und wenn man in dieser Weise aktiv wird, dann ist es oft nur von kurzer Dauer und wenig förderlich. Aber wenn wir etwas als "wahr" ERKANNT haben, unzweifelhaft und mit absoluter Sicherheit, nämlich weil es sich vor unseren Augen als wahr manifestiert hat, dann werden wir auch darauf reagieren. Es ändert sich also erst etwas, wenn wir aktiv werden WOLLEN, und nicht allein deshalb, weil wir etwas interessantes über ein Thema gelesen oder gehört haben. Das hat mir (unserer) Wahrheit nämlich erst einmal nichts zu tun.
Was du wirklich, tief in deinem Inneren, glaubst, spielt also schon eine sehr bedeutende Rolle. Und es zeigt sich im Äußeren durch die Begegnungen und Manifestationen in deinem Leben. Darauf kannst du reagieren. Indem du im Hier und Jetzt lebst, und alles was du darin siehst und erfährst als deine (bisherige) Wahrheit erkennst und akzeptierst, kannst du mehr über das Lernen, was du tief im Inneren über dich und die Welt glaubst.