Das Leben ist unpersönlich - Oder die Lehren von der heissen Herdplatte

Blog "Das Leben ist freundlich" "Ich habe wenig Verwendung für die Vergangenheit", so beginnt das Erfolgsbuch von Eckhart Tolle:"Jetzt! Die Kraft der Gegenwart". Auch ich will meinen Artikel so beginnen:


Ich habe wenig Verwendung für die Vergangenheit, obwohl sie tief in mir verwurzelt ist und ich sie mir dann zum Nutzen mache, wenn ich sie brauche. So zu tun, als ob sie nicht gewesen wäre, ist nur wieder ein Konstrukt, ein Glaube, woran man sich klammern kann, doch wahr wird dieser Gedanke deswegen nicht. Sich auf eine heisse Herdplatte zu setzen, um auszuprobieren, ob es sich JETZT anders anfühlen würde, wie damals in der Vergangenheit, wo ich mir den Hintern verbrannte, wäre doch ziemlich dumm.
Im JETZT zu leben bedeutet also nicht, die Vergangenheit zu leugnen, sondern aus ihr zu schöpfen und zu lernen, sie aber nicht zu SEIN. Gerade deshalb sind Geschichts-, doch auch religiöse Bücher so wertvoll, denn HEUTE sind wir in der Lage, dem Resultat von vergangenen „Lebensweisheiten“ ins Auge zu sehen und wenn nötig unser Denken und Handeln umzukehren.


Dieses Umdenken hat bei mir kurz vor meinem 40. Geburtstag eingesetzt, nachdem das oben genannte Buch meinen Geist erreicht hatte. Seither lebe ich in einem anderen Bewusstsein, das alte ICH ist gestorben und aus der illusorischen ICH-Welt wurde eine Welt, die das LEBEN SELBST regiert und ich mich genüsslich von IHM, dem LEBEN führen lassen kann :sieg:


Oh, wie schmerzhaft es doch war, immer wieder zu erfahren, dass jedes Konstrukt meiner Gedanken, zum Scheitern verurteilt war. Doch eigentlich tat ich nichts anderes, als mich immer und immer wieder auf die heisse Herdplatte zu setzen, um festzustellen: „Autsch!“
Egal, ob es ein philosophisches, ein esoterisches oder religiöses Konstrukt war, nichts von dem brachte das, wonach ich strebte: „Erlösung vom Drama und Schmerz“. Klar, Konstrukte von Aussen gesammelt bleiben Konstrukte, so wie ein Herd bleibt, was er ist. Ob Gas-, Elektro- oder Holzherd, die Hitze schmerzt in allen Fällen.


„Warum passiert das mir?“, dachte ich. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass es nicht mir passierte, sondern allen Menschen, die sich an Konstrukten und angelerntem Wissen anlehnen und so begann es langsam zu dämmern: Das LEBEN ist unpersönlich B)


Dies zu erkennen, ist erst einmal schrecklich: Oh, ich bin gar nichts Besonderes und kann nichts tun, um aus der Sicht der ewigen Quelle, einen Sonderstatus zu erreichen ⇨ logisch, denn jeder, der sich auf die Herdplatte setzt, wird sich den Hintern verbrennen, auch der Papst!
Dies gefiel mir erst mal gar nicht und ich krallte mir neue Konstrukte, diesmal waren es esoterische. Mit ihnen begab ich mich in „geistige“ Sphären und begann mir einzureden, dass ich keinen Körper habe, der mich an die Erde bindet. Ich denke, dass sich niemand darüber wundert, dass auch dieses Konstrukt irgendwann verblasste und auch diesmal mit einem kräftigen „Autsch“ endete.


Es war zum Verzweifeln, was immer ich tat, es war ein Misserfolg auf Dauer, vermochte mir maximal paar Tage Linderung schenken, doch wie mit Drogen auch, so liess die Wirkung rasant nach und ich hastete zum nächsten Konstrukt.


Dann kam er: „Werner Ablass“! Durch seine Lektüre verstand ich langsam die Unpersönlichkeit des LEBENS. Sein Buch, mit dem bedrohlichen Titel: „Abschied vom ICH - und wie leicht es sich ichlos lebt, unterstrichen die Lehren Tolles, jedoch knallhart und direkt, ohne jede Rücksicht auf sanfte Gemüter oder Egos.


WAS? Ich habe mir mühsam einen Charakter gegeben, einen Ruf und Werte aufgebaut und verteidige mein Konstrukt – erkläre es der Welt und JETZT soll ich mich davon verabschieden? So ein A...loch!
Ich tobte innerlich so sehr, dass ich im Buch seine Kontaktdaten suchte, um ihn anzurufen und ihm zu zeigen, wie beschränkt er doch sei! Doch noch beim Suchen der Adresse von Ablass, fing ich an die HÖLLE zu spüren, die in mir tobte und ich sah, dass mein Urteil über einen Menschen, mir diese Hölle bescherte …Nun begriff ich, warum die Lehrer sagen: Wie INNEN, so AUSSEN! Weil ich die Hölle in mir trage und erschaffe, nehme ich alles so „höllisch“ und böse wahr.


JETZT erst merkte ich, dass ich trenne, aufteile in: Ich und das LEBEN oder anders ausgedrückt: der Sohn und der Vater! Jetzt war ich bereit für die dritte Lektion, die Lektion, die den Sohn mit dem Vater vereinigt.


Doch JETZT bleiben wir erst einmal bei den Lektionen, die uns erkennen lassen: Das LEBEN ist unpersönlich – Du existierst nicht!