Was kann uns die Kunst des Krieges lehren? - Teil 1

Für viele ist "die Kunst des Krieges", geschrieben vom chinesischen General Sun Tsu (auch Sunzi genannt), ein Buch für das Kriegshandwerk, für Schlacht und Tod und vor allem ein Buch mit sieben Siegeln. Ich sage, das ist Unfug!

Daher möchte ich euch dieses Buch einmal näher bringen und euch zeigen, was es Zivilisten oder auch Pazifisten im Alltag für Vorteile bringen kann. Im ersten Teil möchte ich euch mit ein paar Teilzitaten bekannt machen und diese dann auf den zivilen Alltag "übersetzen". In erster Linie natürlich im Bezug auf zwischenmenschliche Konflikte aller Art. Und natürlich ist das Ziel eines Konfliktes nicht immer der "Sieg", aber es ist hier einfacher und verständlicher bei diesem Begriff zu bleiben. Zudem haben wir ja in jedem Konflikt auch immer ein Ziel - sei es das Durchsetzen unserer Meinung oder einfach nur das Beenden des Konflikts selbst.

WENN DU in eine Schlacht ziehst, wirst du vielleicht als Sieger daraus hervorgehen, aber deine Waffen werden stumpf und deine Kampfmoral leidet, wenn sich der Krieg zu lange hinzieht. Belagerst du eine befestigte Stellung, wird sich deine Kraft erschöpfen. Wenn du deine Truppen lange Zeit im Feld belässt, wird es an Nachschub mangeln. (Sun Tsu. Sun Tsu: Die Kunst des Krieges (German Edition) (S.14). eClassica. Kindle-Version.)

Was sagt uns allein dieser Absatz? Wir haben in zivilen Konflikten keine Waffen, keine Kampfmoral und keine Truppen und wir belagern auch keine Städte. Aber wir haben Energien und Emotionen und Argumente.

Wenn wir also in einen verbalen Konflikt treten, wird sich unsere Energie erschöpfen, je länger der Konflikt sich hin zieht. Unsere Argumente werden verbraucht und unsere Emotionen angegriffen. Je länger ein Konflikt also dauert, umso mehr "Ressourcen" müssen wir einsetzen, um noch einen Sieg erreichen zu können. Und so wie man im Krieg hinterher die Waffen und Rüstungen reparieren, die Soldaten heilen und die Vorräte aufstocken muss, so müssen wir uns hinterher ebenso emotional und energetisch von diesem Konflikt erholen.

DAS GRUNDPRINZIP für den Einsatz der Kriegstruppen lautet: Es ist besser, eine Nation unversehrt zu belassen, als sie zu zerstören. Es ist besser, eine Armee unversehrt zu belassen, als sie zu vernichten. Es ist besser, eine Division unversehrt zu belassen, als sie zu vernichten. (Sun Tsu. Sun Tsu: Die Kunst des Krieges (German Edition) (S.17). eClassica. Kindle-Version.)

Da wir in einem zivilen Konflikt weder Nationen zerstören, noch Truppen vernichten können, was kann uns dieser Absatz lehren? Es ist denkbar simpel: Siege ohne zu zerstören. Noch zu unklar? Dann will ich es deutlicher machen: Wir haben die Wahl wie wir in einem Konflikt mit dem "Gegner" umgehen. Wenn wir ihn persönlich angreifen, ihn an seinen wunden Punkten treffen, seine "Knöpfe drücken", dann können wir vielleicht schneller siegen. Aber am Ende wird der "Gegner" wütend auf uns sein, uns vielleicht sogar hassen oder verachten, und es wird höchstwahrscheinlich zu einem erneuten Konflikt kommen. Wenn wir ihn aber mit Respekt behandeln, seine Argumente sachlich wiederlegen und ihm vielleicht sogar Verständnis entgegen bringen, wird er unseren Sieg friedlich akzeptieren und man kann sich am Ende des Konflikts ruhigen Gemütes voneinander trennen.

Für heute möchte ich es gerne bei diesen beiden Teilzitaten belassen. Aber sofern es euch gefällt, werde ich gerne in Zukunft noch wieder etwas nachreichen aus diesem mir so am Herzen liegenden Buch.

Liebe Grüße

Sandra