Lesetipp Alles ist bereits erwacht und absolutes Nirvana

Auszug aus dem Buch von Swami Vishnudevananda Giri "Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik"



Während wir den Dharma praktizieren, denken wir natürlich, dass wir nach Erleuchtung streben, aber uns selbst inmitten eines Haufen unwissender Objekte um uns herum befinden. Sobald wir uns der Erleuchtung nähern, sehen wir, dass alles umgekehrt ist, wir inmitten von Diamanten waren und alles bereits vor langer Zeit erleuchtet war, wir lediglich wie mit verbundenen Augen durch die Welt gingen und deswegen uns alles unerleuchtet und materiell erschien.


Zuerst denken wir, wir entfliehen dem schmutzigen Samsara, der Dunkelheit der Objekte dieser Welt, und streben nach dem Licht in unserer Seele. Aber dann kommen wir zu dem Schluss, dass das Licht schon seit langer Zeit überall und in allem ist. Alles ist absolut erwacht und alles ist bereits absolutes Nirvana. Nur wir haben uns hartnäckig geweigert, dies zu sehen. Unsere Sicht ändert sich paradoxerweise, und dann erkennen wir, dass die ganze Bedeutung des Dharmas für uns notwendig war, um das zu verstehen. Das Sein ist erleuchtet, aus sich selbst heraus erwacht und es besitzt die ursprüngliche Leerheit, Vollkommenheit, Unfassbarkeit, Absolutheit und Unendlichkeit (ohne auch nur ein Wort wie „Dharma“ auszusprechen). Dharma wird für diejenigen benötigt, die von diesem Wesen abgefallen sind, die nicht in Einheit mit ihm sind. Wenn wir in der Kontemplation Bäume, Häuser oder Wolken sehen, jedoch nicht bewerten, dann können wir nicht mehr sagen, es wäre ein Baum etc. Und wenn wir wirklich in nackter Bewusstheit sind, dann sehen wir direkt, dass dies kein Baum ist, sondern ein Teil von uns selbst, dass dies eine Energie ist, die nicht definiert werden kann. Und wenn wir dem Baum folgen, sehen wir etwas Mächtiges, unfassbar Unendliches, absolut Tiefes, Leuchtendes, auch wenn wir Wolken oder Häuser betrachten. Außerdem sehen wir, worauf wir mit einer derartigen nackten Bewusstheit hinschauen, immer nur dasselbe. Dann sehen wir, dass Bäume, Wolken, Felsen und Berge das Herz des Dharma ausdrücken. Warum drücken sie es aus? Weil sie nur das zum Ausdruck bringen können, weil alles das Herz des Dharma ausdrückt. Wenn du das verstehst, wirst du lachen, denn alles drückt das Herz des Dharma aus. Alles kann nur genau das ausdrücken, weil es nichts Anderes gibt. Früher war es etwas Anderes für uns, aufgrund unserer Tendenzen zu interpretieren und zu etikettieren. Reinigung bedeutet, dass wir uns selbst reinigen, bis diese Etiketten nicht mehr an unserem Geist hängen und bis wir beginnen, die Welt mit einer völlig reinen Sichtweise wahrzunehmen. Warum sind Menschen die Bedeutung des Dharma? Weil Menschen keine Menschen sind, selbst wenn sie von sich denken, dass sie es sind. Tatsächlich sind sie grenzenlose Licht. Das Sehen in reiner Sicht bedeutet, eine Person zu sehen und sie nicht als Person zu sehen. Alle ihre Eigenschaften – Charakter, Bildung, Haar- und Augenfarbe, Status, Intelligenzniveau, Emotionen und Fähigkeiten – machen die Person nicht aus, sie spielen keine große Rolle. Wenn man eine Person sehen und dabei all diese Eigenschaften nicht beachten kann, wird ihr wahres Wesen durchschimmern. Dann wirst du feststellen, dass vor dir keine Person steht, sondern eine Gottheit, das Absolute, du wirst dich vor ihm niederwerfen wollen. Du wirst sagen wollen: „Bitte vergib mir, ich dachte unwissentlich, du wärst etwas Anderes. Du bist absolut, aber ich war verzaubert von deinen Gedanken, deinem Körper, deiner Unterhaltung und so weiter, weil es mir näher ist.“


Als Krishna Arjuna seine universelle Form zeigte (Geschichte aus der Bhagavat Gita), erschrak Arjuna und warf sich vor Krishna nieder und sagte: „Es tut mir leid, dass ich dich als Freund betrachtete, dich duzte und manchmal mit dir spielte. Ich wusste nicht, wer du bist.“ Auf die gleiche Weise sieht ein Yogi, wenn ihm die wahre Realität offenbart wird, alles auf diese Weise. Jedes kleinste Ding sieht er, versteht es und sagt: „Tut mir leid, ich habe dich für etwas Kleines, Unbedeutendes gehalten, und du bist das Absolute.“


Was bedeutet es, Hoffnung und Angst abzuschneiden? Man hofft nicht mehr darauf, etwas Unbedeutendes mit Hilfe einer Person, eines äußeren Objektes oder des Intellekts zu bekommen, sondern setzt seine gesamte Hoffnung darauf, das Absolute zu verwirklichen. Und genauso transformiert sich jede Angst in die Angst, genau dies wieder zu verlieren. Wenn du jedoch dieses Absolute berührst, siehst du, dass diese Kategorien dort nicht mehr funktionieren. Es ist nur eine Möglichkeit, darauf hinzuweisen. Die Hoffnung erscheint, das Greifen danach erscheint, wenn wir eine Situation als etwas anderes als den natürlichen Zustand betrachten. Wenn etwas in die Präsenz integriert ist, untrennbar vom natürlichen Zustand, ist jeder Lauf der Dinge akzeptabel. Selbst bei einer Niederlage gewinnt der Yogi. Ob seine Pläne wahr werden oder nicht, ob er beschimpft oder gelobt wird – all das ist absolut. Das bedeutet, dass es nirgendwo Verluste gibt. Dann ist jede Handlung wie das Spiel der Gottheit.


Mehr zum Thema im Buch "Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik" von Swami Vishnudevananda Giri. Mehr über den Autor und über die Lehre unter : https://de.advayta.org und in den Büchern von Swami Vishnudevananda Giri "Der Pfad der spontanen Erleuchtung", "Shakti Yantra", "Nada und Jyoti Yoga", "Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse", "Ich bin. Spirituelle Alchemie des inneren Universums", "Leben in Gott", "Kodex eines Meisters", "Spirituelle Alchemie. Der Weg der inneren Askese"