Neu Gewahrsein und Gedanken

Auszug aus dem Buch von Swami Vishnudevananda Giri "Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse"



Das Verhältnis von Gedanken und kontemplativer Präsenz zu verstehen, bedeutet aus der Sicht von Laya Yoga, die Befreiung von Illusionen und Unwissenheit in unserem Geist.


Der Denkende und der Gedanke sind eins.


Wenn man genau untersucht, wie Gedanken entstehen, sich bewegen und dann sich im leeren Raum des Bewusstseins auflösen, entdeckt man: Denker und Gedanke sind ein und dasselbe. Außerhalb der Gedanken gibt es kein denkendes Subjekt. Das Ich-Individuum, das Ego, entsteht erst, wenn ein Festhalten an Gedanken und eine Identifikation mit ihnen stattfindet. Man muss verstehen, dass Gedanken Bewegungen des Geistes sind und sich nicht vom grundlegenden Geist unterscheiden, genauso wie sich Funken nicht von der Flamme, Strahlen nicht von der Sonne und Wellen nicht vom Meer unterscheiden. Das „Ich-bin“-Gefühl eines egobehafteten Seins basiert auf dem Ich-Gedanken (aham-vritti). Das ist ein besonderes, höchst wichtiges Vritti, das kein gewöhnlicher Gedanke ist. Er ist eine Art unreines Bewusstsein, das mit dem Körper und anderen Gedanken identifiziert wird. Der Moment der Klärung des Ich-Gedankens führt unmittelbar zum Verständnis seiner leeren Natur und der Zerstörung jeglicher Identifikationen.


Woher kommt dieses Ich? – Suche es im Inneren, dann wird es verschwinden, das ist die Suche nach der Weisheit. Wenn der Geist ständig seine eigene Natur untersucht, stellt sich heraus, dass es so etwas wie den Geist nicht gibt – das ist der direkte Weg.“


(Bhagawan Sri Ramana Maharishi)


Kontemplation beginnt erst, nachdem wir uns im Verständnis der Leerheit des Selbst gefestigt haben. Kontemplation bedeutet, die Leerheit des Selbst festgestellt zu haben, dieses Gefühl zu erhalten und zu vertiefen.


„Ich“ als Quelle aller Gedanken


Wenn während der Kontemplation Gedanken auftauchen, bleiben wir in der Gegenwart und wissen, dass die Gedanken aus dem Ich entstanden sind – der einzigen Wurzel aller Gedanken. Aber das Ich hat kein Fundament bzw. dieses Fundament ist leer. Dann verstehen wir, dass Gedanken, die aus der Leere entstanden sind, keine eigenständige Existenz und im Wesentlichen die Natur der Leere haben. Wenn wir dies wissen, geraten wir nicht mehr in Abhängigkeit von Gedanken, sondern lassen Gedanken entspannt fließen, während wir in Kontemplation und Ausgeglichenheit bleiben. Bei der Kontemplation ist es wichtig, sich ständig in einem Zustand zu befinden, in dem Gedanken nicht stören oder ablenken. Das bedeutet nicht, Gedanken zu blockieren oder in der Leere zu sein, in der es überhaupt keine Gedanken gibt. Die Frage ist nicht, ob sich Gedanken bewegen oder nicht. Wichtig ist, ob es ein klares Bewusstsein der Leere gibt, aus der diese Gedanken kommen, und ob es ein Eintauchen in die Präsenz dieser Leere gibt.


In der Kontemplation entspannen wir, ohne Gedanken zu blockieren. Wir erschaffen nichts aus den Gedanken, sondern sind einfach in der Präsenz. Wir lassen uns nicht von den Gedanken mitreißen und fallen nicht in den Zustand eines verschwommenen Bewusstseins ohne Klarheit, in dem es keine Gedanken gibt.


In der Kontemplation befinden wir uns im gedankenfreien Bereich und blicken von dort wie aus aus der Ferne auf die Welt und auf die Gedanken selbst, die ganz natürlich an der Peripherie des Bewusstseins fließen. Dies ist ein Schlüsselpunkt in der Praxis der Kontemplation, der Verständnis erfordert. Ohne die richtige Kontemplation zu beherrschen, werden wir versuchen, mit der konzeptuellen, oberflächlichen Ebene des Geistes (Manas, Verstand) zu kontemplieren. Die konzeptionelle Schicht des Verstandes erzeugt Gedanken und drängt uns aus unserem natürlichen entspannten Zustand der Kontemplation heraus. Also werden wir müde; in einer richtigen Kontemplation gibt es jedoch keine Ermüdung, man kann so lange kontemplieren, wie man möchte.




Das Spiel von Licht und Schatten


Der Zustand der Präsenz im Laya Yoga



Im Zusammenhang mit der Praxis bedeutet „Präsenz“ eine mühelose, leere Fülle des Bewusstseins, die auf jede Erfahrung angewendet werden kann.


Im Wesentlichen spricht man von drei Erfahrungen:


• Glückseligkeit und Leere,


• Klarheit und Leere,


• Gedankenlosigkeit und Leere.


Alle drei Arten von Erfahrungen sind untrennbar und Facetten eines einzigen Zustands. Die Einheit von Glückseligkeit und Leerheit wird in Momenten besonderer Übungen erfahren: beim Kundalini Yoga, wenn die Bewegung der Energie in den Kanälen ein Gefühl der Glückseligkeit in den Chakren und Nadis hervorruft und wir uns mit ihnen vereinen und ihre Leerheit erkennen.


Freiheit von Gedanken wird in tiefem Samadhi erfahren, wenn subtile Bewusstheit zusammen mit Leerheit vorhanden ist.


Diese Arten von Präsenz sind vorübergehend und mit einer bestimmten Praxis verbunden. Nichtsdestotrotz verbringt der Yogi beim Üben den größten Teil seines Lebens in einem Zustand der Einheit von Klarheit und Leerheit.


In Präsenz zu sein bedeutet, dass die fünf Sinnesbewusstseine und das mentale Bewusstsein jeweils gemäß ihrer Natur arbeiten, aber gleichzeitig ist man in der Leere. Die Leerheit wird als das Vorhandensein der Bewusstheit des Selbst jenseits rationaler Gedanken erfahren.


Mit einem derartigen Bewusstsein zu verschmelzen und ohne Ablenkungen darin zu sein – eine solche Einheit beim Erleben der Formen eines Sinnesobjekts und das gleichzeitige Bewusstsein der Tatsache seiner Leerheit ist die Präsenz, die zu einem wahren Verständnis der Einheit von Samsara und Nirvana führt.


Mehr dazu erfahren Sie im Buch von Swami Vishnudevananda Giri „Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“ und in den Büchern : „Der Pfad der spontanen Erleuchtung“, „Kundalini Yoga“, „Shakti Yantra“, "Nada und Jyoti Yoga",„Leben in der Multirealität“, „Leben in Gott“, „Ich bin“, „Spirituelle Alchemie“


Mehr über den Meister und die Lehre erfahren Sie unter https://de.advayta.org