Die gläserne Blume

  • Ihr lieben Leser dieser Zeilen,


    vor einigen Jahren habe ich folgende Geschichte geschrieben. Ich möchte sie gern mit Euch teilen...


    Ich wünsche Euch viel Freude beim Lesen und Spüren :schoen:



    Die gläserne Blume


    Es war einmal eine gläserne Blume, die sich sehr einsam fühlte, weil sie so anders war, als all die anderen Blumen. Dabei war die gläserne Blume wunderschön. Sie hatte gelbe und orangerote Blütenblätter mit ganz zarten rosaroten Minitupfern, und ihr Stiel und die Blätter waren in einem saftigen kräftigen grün. Die gläserne Blume wußte, daß sie wunderschön war, doch es interessierte sie überhaupt nicht. Auch dass sie die Gabe hatte, sich von einem Ort zum anderen zu begeben, indem sie sich nur vorstellte, den Ort zu wechseln, erfreute die gläserne Blume überhaupt nicht. Sie wollte so sein, wie die anderen Blumen!


    Sie beneidete die anderen Blumen, die durch den Wind gestreichelt wurden. Es störte die gläserne Blume auch nicht, dass die anderen Blumen nur ein ganz kurzes Leben hatten. Sie ignorierte es, dass dieses kurze Blumenleben sogar noch kürzer wurde, wenn eine Blume gepflückt und in eine Vase gestellt wurde. Kurz gesagt, die gläserne Blume konzentrierte sich auf all das, was sie nicht hatte, und malte sich das Leben der anderen Blumen so aus, als wäre es das allerbeste und wünschenswerteste.


    Manche der anderen Blumen erzählten der gläsernen Blume, daß sie es gut habe; denn sie würde immer und ewig leben und nicht, wie sie, höchstens ein paar Wochen. Sie erzählten der gläsernen Blume auch, daß es gar nicht toll sei, in einer Vase mit vielen anderen Blumen zu stehen, und unter Umständen nicht einmal richtig wahrgenommen zu werden. Die Blumen gaben sich die größte Mühe, der gläsernen Blume deutlich zu machen, dass sie sich glücklich schätzen konnte. Die gläserne Blume jedoch, war untröstlich und sogar ein bisschen trotzig, denn je stärker die anderen Blumen ihr deutlich machen wollten, wie gut sie es habe, desto schlechter wurde ihre Laune.


    Eines Tages jedoch, nachdem die gläserne Blume viele Gespräche mit anderen Blumen geführt hatte, und festgestellt hatte, dass die anderen Blumen nicht mehr so geduldig und freundlich mit ihr umgegangen sind, weil sie genug von ihrem Gejammer hatten, ruhte sich die gläserne Blume unter einem dicken Baum, einer alten Eiche, aus. Die alte Eiche hüllte die gläserne Blume in ihre jahrhundertealte Baumaura und sagte: „Na, du Einzigartige, es ist schön, dass du endlich kommst, denn ich warte schon sehr lange auf dich. Ich habe eine Botschaft vom „Großen Papa im Himmel“ für dich!“


    Die gläserne Blume guckte verdutzt in die riesengroße Krone des Baumes und staunte: „Eine Botschaft für mich? Eine Botschaft vom „Großen Papa im Himmel“? Ich dachte er hätte mich verlassen. Ich dachte er mag mich gar nicht, weil er aus mir eine gläserne Blume gemacht hat.“


    Die gläserne Blume machte sich ganz klein, denn sie erinnerte sich daran, wie sie die anderen Blumen manchmal mit ihrer schlechten Laune und mit ihrem Genörgel und Gejammer provoziert hat, weil sie so unzufrieden war. Die gläserne Blume bekam Schmerzen in ihren Blättern. Doch die alte Eiche spürte dies und entgegnete in einem liebevollen Ton: „Du kleiner Trotzkopf, schon längst hättest du die Botschaft gehört, aber du musstest dich in deinem Gejammer aufhalten, anstatt deines Weges zu gehen, damit wir uns begegnen konnten. Du hast dir das Leben wirklich schwer gemacht.“ „Oh ja,“ wimmerte die gläserne Blume, die sich an all ihr Geschimpfe und Gejammer erinnerte.


    „Nun lass es mal gut sein“, entgegnete die alte Eiche. „Ich möchte dir jetzt endlich die Botschaft übermitteln, damit du dich dann gleich auf den Weg machen kannst. Denn du, geliebte gläserne Blume, bist eine Auserwählte. Du hast eine ganz besondere Aufgabe vom „Großen Papa“ bekommen.“ Die gläserne Blume wurde ganz zappelig und zitterte mit jedem Blütenblatt, „Oh, ist das spannend, ich soll eine Auserwählte für eine besondere Aufgabe sein?“


    Die alte Eiche schmunzelte liebevoll. „Ja,“ sagte sie, „der „Große Papa“ bittet dich, in die Welt zu gehen, und allen Blumen, die dir begegnen, zu erzählen, dass sie einzigartig und wunderschön sind. Und dass der „Große Papa“ sie sehr liebt und stolz auf ihre Vielfalt und ihre Farbenpracht ist, mit der sie die Erde verschönern, und die Herzen der Menschen berühren.“


    Mit offenem Mund saß die gläserne Blume da und dachte nach. Plötzlich fragte sie: „Dann bin ich eine Botin Gottes?“ „Ja,“ lachte die alte Eiche, dass der Stamm nur so knirschte, „Du bist eine Botin Gottes. Und du bist deshalb aus Glas, weil du auf diese Weise ein langes Leben hast, und ganz viele Blumen erreichen kannst.“


    Die gläserne Blume strahlte in ihren leuchtendsten Farben, lachte und machte vor Freude Purzelbäume. „Danke, danke, danke!“ rief sie der alten Eiche zu, und machte sich blitzschnell auf den Weg, um die Botschaft des Großen Papas zu allen Blumen zu tragen. Die alte Eiche winkte der gläsernen Blume mit all ihren Blättern nach und hatte Tränen der Rührung und der Dankbarkeit in ihren Ästen, denn sie hat gerade erlebt, wieviel Freude und Begeisterung ein Kind Gottes ausstrahlt, wenn es den Sinn seines Lebens erkennt.


    Für Gejammer und Genörgele hatte die gläserne Blume keine Zeit mehr. Sie war ständig unterwegs, um ihre Botschaft in die Welt zu tragen. Und überall wo die gläserne Blume auftauchte, verbreitete sie in kürzester Zeit eine liebevolle Stimmung.

  • Damals, als Martina Eyth bei Eisu TV moderierte, hatte Sie mal diese Geschichte im TV vorgetragen. Wie Martina die Geschichte vorlas, die Emotionen in den Worten, einfach das ganze Paket, das hatte mich zu Tränen gerührt - Einfach nur schön gewesen - danke für die schönen Erinnerungen Martina <3


    Heute ist mir "zufällig" dieser Beitrag wieder begegnet, so dass ich ihn mit den Spirits teilen will. Bereitet schon mal die Taschentücher vor und dann lesen - viel Freude damit.


    Alles Liebe,
    Eisu

  • <3 Danke lieber Eisu, dass Du diese
    wunderbare Geschichte hervorgezaubert
    hast. Sie passt ja genial für unser Thema
    im Jahr 2018 :) und natürlich immer
    für's Hier und Jetzt.. mit einem glücklichen
    Tränchen such' ich nun Deine Geschichte,
    mit der mein neues Leben begann..
    <3 AN' ANASHA <3