Ich warte auf dich, zähle die Minuten. Gleich wirst du hier sein. Ich kenne deine Routine. Ich bin nervös, weiß nicht einmal warum. Du warst nett zu mir und doch fühlte ich mich wie eine unter vielen. Nur ein nettes Gesicht unter duzend anderen. Doch du sagtest es war mehr. Meine Augen sagtest du, faszinierten dich. Diese alten Dinger? Ich mag es kaum glauben. Noch zwei Minuten, dann müsstest du hier sein. Was wird diesmal passieren? Wirst du mich sehen? Mich begrüßen? Werde ich den ersten Schritt machen, wie wirst du reagieren? Ich entdecke dein Gesicht in der Menge. Schon will ich deine Schritte voraus ahnen, sehe dich abbiegen, doch du tust es nicht. Du siehst mich an, kommst zu mir, blickst weder rechts noch links. Deine sanfte Stimme grüßt mich, du öffnest deine Arme, drückst mich an dich. Ich bin glücklich. Du bist da. Du wirst dir etwas bestellen und deine Checkliste durchgehen. Ich kenne deine Routine. Und du bestellst dir was. Doch dann drehst du dich um. Zu mir. Du setzt dich. Dein Lächeln zeigt mir, dass es dir gut geht. Dein Blick zeigt mir, du bist ganz bei mir. Du fragst mich, was es bei mir neues gibt. Das erste Mal. Wir reden und reden und reden. Du schaust auf die Uhr, verlässt schlagartig den Tisch. Ich schaue auf die Uhr - und lächle. Du hast deine Routine vergessen. Meinetwegen? Meinetwegen! Der Abend vergeht. Und immer, wenn ich vor mir sehe, wie du an mir vorbei gehst, gehst du statt dessen zu mir. Du bist anders. Es ist anders. Du siehst mich an. Du siehst mich. Endlich. Dein Blick umarmt mich, wärmt mich, hält mir stand. Ich sehe Gedankenblitze in deinen Augen funkeln. Wir reden. Und wir schweigen. Warme, vertraute Stille in mitten allen Chaos. Du suchst meine Nähe. Bist mir ohne Berührung so nahe wie noch nie. Dein Lächeln streichelt meine Hand und dein Blick hält mich im Arm. Du weichst nicht aus, du hälst mir stand, bist hier, bei mir, freiwillig und ganz und gar. Und ich erkenne: Endlich siehst du mich!
08.07.2019 - aus dem Herzen direkt in die Finger