Alles anzeigenEsoterik und Spiritualität, das war immer mit Räucherstäbchen und Batiktuch-dekorierten Buchläden verbunden. Es ging um Tarotkarten, Kabbala und Archetypen. Doch in der Szene, die sich online zusammenfindet, wird der Ton rauher. Die digitale Esoterik ist auf Effektivität und Selbstverwirklichung ausgelegt: Wecke die „Superheldin“ in dir, heißt es, befreie deinen Sex, und gib dir „Empowerment“, also „Ermächtigung“ – und meist sind Frauen die Zielgruppe.
Und es geht um viel Geld. Auf 15 bis 25 Milliarden Euro wird der deutsche Esoterik-Markt geschätzt, die Messe „Spiritualität und Heilen“ hat bundesweit 20 Termine im Jahr und rund 50.000 Besucher. Zeitschriften wie „Happinez“ oder „Bewusster leben“ mischen Psycho-Ratschläge mit Esoterik-Themen wie Aura und Kraftsteinen. Und die Beraterbranche lebt: Auf Google Trends hat das Wort „Life Coach“ eine beachtliche Karriere erlebt, der Beliebtheitsindex ist stetig gestiegen von unter 25 im Jahr 2014 hin zu derzeit über 95. (Bei Google heißt eine 100, das Interesse sei „maximal“.) Es gibt Hunderte Facebook-Gruppen wie „Ich lebe meine Vision“, „Orgasmic Goddesses“, „Magic of Love“, und sie sind vor allem mit einem gefüllt: Einladungen zu Seminaren. Oft: teuren Seminaren.
„Ich komme aus dem Büro, und Facebook sagt zu mir, du hast 129 Veranstaltungen an diesem Wochenende“, klagt eine Frau, die in der Esoterik-Szene aktiv ist. Der Acht-Tage-Workshop auf La Palma, „radical honesty“, mit Nacktheit ab Tag sechs, kostet 2700 Euro. Ein Wochenende Klangtherapie in Berlin: 750 Euro. Körperarbeit mit den „32 Reizpunkten“ am Kopf: ein Tag, 300 Euro. Und wer die Göttin in sich befreien will, braucht ganze 9000. Dafür gibt es auch mehrere Online-Chats und Treffen über einige Monate hinweg. So verschieden die Themen sind, immer wieder trifft man auf die gleichen Vokabeln: Etwas „vibriert in dir“, du wirst „energetische Muster“ lenken und „keine Grenzen mehr spüren“.
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Dass neuerdings so viel von Geld gesprochen und auch so viel Geld mit seelisch bedürftigen Menschen gemacht wird, ist selbst innerhalb der Szene umstritten. „Geld und Spiritualität hängen zwar nicht zusammen“, sagt Stephani. „Aber der spirituelle Weg hat das Ziel, dieses schreckliche, vage Gefühl von Mangel zu lindern, das viele empfinden. Er soll den Suchenden neue Fülle ins Leben geben. Dabei denken leider in unserer Welt viele als Erstes an das Thema Geld. Wir leben in einem System, in das der Mangel an Geld für die meisten fest eingebaut ist.“ Und: „Wenn man Menschen im Rahmen einer Kindergarten-Spiritualität klarmachen will, dass es um Fülle geht, redet man ihnen ein: Und das wirst du an deinem Geldbeutel sehen.“ Wer besonders dreist auftritt, wird auch ernst genommen – das betrifft nicht nur die Esoterik-Szene. Gerade erst erklärte ein Psychologe im „Handelsblatt“, warum Egomanen weit kommen und viele Manager schlicht inkompetent sind.
FAZ: "Im Internet boomt eine neoliberale Esoterik-Szene"
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Hm. Irgendwie tun sie mir alle leid, diese Menschen. Sie sind wie kleine Kinder, die an den Osterhasen oder Nikolaus glauben.
Pauschalisieren kann man es nicht, jedoch wer bereit ist, dafür so viel Geld auszugeben, dessen Glauben daran muss unwahrscheinlich stark sein - und der Leidensdruck offenbar auch.
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Zitat
Dabei denken leider in unserer Welt viele als Erstes an das Thema Geld.
Ein Dilemma, welches ich auch kenne. Ich verstehe, dass die Gefahr auf dem engen Grat besteht, das Gleichgewicht zu verlieren und der Gier zu verfallen - ich bin nur knapp entkommen.
Als Vorsitzender eines "Eso-Unternehmens" ist es wirklich eine Gratwanderung, zwischen Dienst und Abzocke, Spiritualität oder Wahnsinn. Manche Spirituelle erinnern eher an Realitätsverweigerer, als an dankbare Empfänger des Lebens und Licht für Jene, die den Segen des Lebens (noch) nicht sehen. Ich habe den Segen des Lebens nicht immer erkannt und weiss was es bedeutet, sich bedroht von Allem und Jedem zu fühlen. Davon bin ich frei und würde am liebsten Jedem den Frieden schenken, den ich empfinde. Jetzt ist da noch die Welt...Wenn ich ihr erkläre, dass ich toll bin und allen Menschen mein Glück, meine Einsichten, Methoden und Erfahrungen (mit)teilen möchte, dann sagt die Welt: "Okay, ich stelle Dir eine Plattform zur Verfügung, das kostet soundsoviel." "Suuuper", sage ich, "ich entwickle ein System, damit das finanziert werden kann." Es funktioniert, Herzensdank an ALLE Beteiligten!
Klar, es gibt auch Leute die sagen: "Oh, ich würde gerne profitieren, habe allerdings kein Geld". Denen sage ich: "Komm in die Spirit.Community, schau Dir unsere Videos und TV-Sendungen an, ist völlig kostenlos für Dich..." Die meisten Leute sind dankbar, andere wollen noch mehr...
Es gibt so viele Menschen, die meine/unsere Arbeit schätzen und auch etwas zurückgeben wollen, denn sie wissen, dass auch wir Rechnungen bezahlen und im gleichen System angeschlossen sind, wie sie -> Alltag lässt grüssen.
[..] dessen Glauben daran muss unwahrscheinlich stark sein
Ja, und das führt zu den sonderbarsten Wahrnehmungen und die können trügerisch sein: RE: "Wieso willst du immer anders sein?"
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Weisst Du Eisu es geht mir dabei nicht um die Anbieter, sondern um die Konsumenten. Ich finde es so traurig, dass manche Menschen nicht wissen oder nicht wissen wollen, dass sie selbst für ihr Heil etwas tun müssten. Wenn Menschen sich unterstützen lassen und diese Unterstützung dazu nutzen, um auf ihrem Weg weiterzukommen und geistig zu wachsen, dann ist doch das völlig in Ordnung. Jedoch Menschen, die an Wunder glauben und dafür fast ihr ganzes Vermögen hergeben, sind wirklich zu bedauern.
Ich weiss, dass es vielleicht ihr Weg sein soll, trotzdem müsste es vielleicht nicht immer so sein. Vielleicht sollte es mehr Menschen geben, die Aufklärungsarbeit leisten, jedoch stellt sich dann die Frage, ob die Menschen zuhören würden.
Ich selbst habe mir vorgenommen, nach meiner weltlichen Berufstätigkeit etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Ich möchte den Menschen, welche bereit sind, zuzuhören, etwas mehr Klarheit und Motivation schenken und sie ermutigen, ihre Seele wahrzunehmen und dieser etwas Gutes zu tun, indem sie sich mehr ihrem Inneren zuwenden und sich für die geistigen Qualitäten entscheiden.
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Vielleicht sollte es mehr Menschen geben, die Aufklärungsarbeit leisten, jedoch stellt sich dann die Frage, ob die Menschen zuhören würden.
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Nach meinen Erfahrungen ist Bewusstseinsarbeit - hm, schier verpönt..Der Glaube, das die "heiligen" Gurus und Berater da sind, um die Probleme des Klienten zu lösen, ist sehr stark.
Schön, wenn Du Aufklärungsarbeit leisten willst und gut, wenn der finanzielle Druck nicht im Nacken sitzt
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Ja, und das führt zu den sonderbarsten Wahrnehmungen
Oder auch nicht:
Zitat„Ich bin auch auf sie reingefallen und danach war der Fall tief“, schreibt jemand unter ein teures Angebot. Doch niemand reagiert. Die Coaching-Anbieterin, die 9000 Euro nimmt, postet derweil aus ihrem Leben.
Nach meinen Erfahrungen ist Bewusstseinsarbeit - hm, schier verpönt.
Ich denke viele sind eben Kauflogik sehr gewohnt, sie bauten in ihrem Dasein oft stark auf Geld.
Und, wie sehr magst du Bewußtseinsarbeit?
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Und, wie sehr magst du Bewußtseinsarbeit?
Ist mein Steckenpferd und praktiziere es im Alltag, warum?
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Mich irritiert manchmal, wie schwierig es zu sein scheint, sich mit dir über manche Bereiche auszutauschen.
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Bin nur in wenigen Bereichen aktiv, das hat etwas mit Energiehaushalt zu tun und Kompetenz.
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Ist Energie aus der göttlichen Quelle denn begrenzt?
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Hi hi, nein! Eisus Interessen jedoch schon, die sind begrenzt
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Im Internet boomt eine neoliberale Esoterik-Szene?
Unter diesem Deckmantel der Esoterik verbirgt sich eine nicht gerade ungefährliche Zeiterscheinung. Diese Missverstandene Esoterik wiegt den Menschen von einem Traum zum nächsten Traum, hier bekommt das Wort Bedeutung und Sinn: "Lass die Toten die Toten begraben”. Aber auch durch Wunderheiler, Geistheiler, Hellseherei, Glasrücken, Tischrücken und vielem Unfug mehr lassen sich viele Menschen gefangen nehmen.
Dabei ist Esoterik selbst doch eine Weisheit! Esoterik bedeutete ursprünglich innerlich und war nur dem inneren Bereich zugehörig, der nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich war. Esoterik bezieht sich auch heute noch auf den inneren spirituellen Erkenntnisweg, im Gegensatz zu Exoterik, als allgemeines zugängliches Wissen.
Und Jesus sprach: "Ich bin nicht Euer Meister, Euer Meister ruht in Eurem Herzen. Geht hin und sucht dort und Ihr werdet den Vater in Euch finden."
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Ich sehe das an sich wohl entspannter. Wer sich von der gefährlichsten Sekte, der Konsumsekte, innerlich mehr distanziert und sich Spirituellem zuneigt, der mag oft noch einiges beibehalten, was er aus der Konsumsekte kennt, das tun auch etliche Akteure im "spirituellen Bereich". Aber es ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Und Jesus sprach: "Ich bin nicht Euer Meister, Euer Meister ruht in Eurem Herzen. Geht hin und sucht dort und Ihr werdet den Vater in Euch finden."
Wo nimmst du solche Zitate her?
"Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn Einer ist euer Lehrmeister, Christus; ihr alle aber seid Brüder. Und ihr sollt niemand auf Erden euren Vater heißen; denn Einer ist euer Vater, Der in den Himmeln. Auch Lehrmeister sollt ihr euch nicht heißen lassen; denn Einer ist euer Lehrmeister, Christus. Aber der Größte unter euch soll euer Deiner sein." Mt 23,8-11
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Wo nimmst du solche Zitate her?
Seit den Funden von Nag Hammadi, der eine umfangreiche gnostische Bibliothek erschloss, wurden einige bisher nur dem Namen nach oder auch gar nicht bekannte Texte in kospischen Versionen wiederentdeckt, darunter:
- das Petrusevangelium (wiederentdeckt 1886),
- die Oxyrhynchus Papyri, ab 1897 ausgegraben, nur ein kleiner Teil ist bisher publiziert,
- der Egerton-Papyrus (1935),
- das Thomasevangelium unter den Schriften von Nag Hammadi (1945–1947),
teilweise wird in der Forschung die Auffassung vertreten, dass vor allem im Thomasevangelium unabhängige und ältere Traditionen von Äußerungen des historischen Jesus überliefert sind. Es enthält Übereinstimmungen zu Jesusworten, die im Neuen Testament bekannt sind, aber auch mehrere sonst unbekannte Jesusworte.
Dieser Texte waren zum Zeitpunkt der Kanonbildung nicht bekannt und stehen somit auch nicht in der Bibel.
Außerdem werden sie absichtlich von der Obrigkeit zurückgehalten, da sie gängigen christlichen Dogmen widersprechen.
Liebe Grüße
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Wie wäre es dann, wenn du künftig dazuschreiben würdest, aus welchem Text ein Zitat stammt, das du verwendetest?
Dieser Texte waren zum Zeitpunkt der Kanonbildung nicht bekannt und stehen somit auch nicht in der Biebel.
Viele waren bekannt und wurden als zweifelhaft betrachtet.
Außerdem werden sie absichtlich von der Obrigkeit zurückgehalten, da sie gängigen christliche Dogmen widersprechen.
Hm.
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Das um 150 verfasste Evangelium der Maria zeigt einen auf Maria eifersüchtigen Petrus und wirbt um Leitungspositionen für Frauen in der frühen Kirche. Und das etwa gleich alte Judas-Evangelium weiß von einer begriffsstutzigen Apostelschar. Einzig Judas versteht Jesus wirklich und hilft ihm schließlich durch seinen Verrat, sich am Kreuz zu opfern, um seine Seele vom Körper zu befreien. Da dieser Gedanke nicht zur Lehre der Religonskirchen gehört, sich angeblich mit christlichem Gedankengut nicht verträgt, konnte er nicht Teil der biblischen Schriften werden.