Lehrer (Meister) und Schüler (aus dem Symbolon-Kartendeck von Peter Orban, Ingrid Zinnel, Thea Weller)

Diese Karte symbolisiert die astrologische Verbindung zwischen Merkur/Zwillinge = "Schüler" und Jupiter/Schütze = "Lehrer/Meister". Sie verbindet zwei innere Personen: den, der etwas zu lernen hat, mit dem, der etwas zu lehren vermag. Die Auseinandersetzung mit der auf der Karte abgebildeten, auf den ersten Blick unkompliziert erscheinenden Situation wird erst dann problematisch, wenn der Betrachter sich weder mit der gebenden (lehrenden) noch mit der nehmenden (lernenden) Seite identifizieren kann. Wenn er sozusagen in der Mitte dieses geistigen Flusses steht und ihn die Wogen seines Schicksals weder eindeutig nach oben (ins Lehramt) noch eindeutig nach unten (in die Schülerschaft) mitnehmen. Diese Mitte ist ein schwer zu akzeptierender Standort, da sich aus ihr zwei unterschiedliche Problemkreise ergeben.

1. Du hast schon sehr viel gelernt, doch du fühlst Dich zu klein, zu unbedeutend, um dieses Wissen weiterzugeben. Der Lehrer/Meister, an dem du dich misst, schwebt weiterhin in unerreichbarer Höhe über dir, und du verachtest dich dafür. Du bleibst ein "ewiger" Schüler und leidest darunter.
   
2. Du masst dir die Position der "Höhe" an, erklimmst diesen Berg auf leicht zusammengetragenen (Informations-)Stufen, hast kein echtes Fundament, von dem aus du die Befugnis und Berechtigung für dieses Amt hättest. Aus dieser Position ist - da du dich ja schon "gebend" gebärdest - kein Lernen und damit kein Wachstum mehr möglich. Du wirst zum Hochstapler (mitunter ohne es zu merken) und kannst es dir jetzt auf keinen Fall mehr leisten, klein zu sein.

Ob du eher ein ewiger Schüler oder ein Hochstapler bist, entscheidet die Qualität deines EGO, nämlich ob du eher aktiv oder passiv bist. Beide Identifikationen beinhalten eine "ungesunde Mitte". Mit einem oberflächlich zusammengetragenen Wissen den "Lehrer/Meister" zu spielen oder mit ewig offenen Händen die Gurus dieser Welt anzubetteln, zeigt gleichermassen wenig Verantwortlichkeit und Mut. Dem ewig Lernenden fehlt es an den Geisteskräften, sein Wissen kreativ umzusetzen und andere daran teilhaben zu lassen - er wird so zum geistigen Parasiten. Derjenige, der auf billigem Wege das Geistesgut anderer verwertet und verkauft - ohne eigene vertiefende Erfahrungen - wird ebenfalls zum Nutzniesser fremder Arbeit und Erkenntnisse. Die Lösung für den Menschen, der sich lebendig zwischen diesen beiden Polen bewegt und sich entwickeln möchte, ist folgende: Jeder Lehrer ist in Wirklichkeit seinen Schülern nur einige winzige Schritte voraus (sonst könnten sie nicht seine Schüler sein). So kann er Gelerntes ohne grosses Gefälle und ohne unnötigen Abstand weitergeben. Dadurch, dass er sich sozusagen "auslehrt", schafft er Raum für die Botschaften seiner Meister und Lehrer, von denen er wiederum lernen kann. Auf diese Art und Weise steht er in der Mitte eines kreativen Wissensstromes. Dieser Geistesfluss verbindet das Oben mit dem Unten, bis sich irgendwann der Kreis schliesst und die ehemals getrennten Positionen wieder eins werden.