FREI LASSEN - FREI SEIN

Eine kleine Seele wünschte sich nichts sehnlicher, als tief zu lieben und geliebt zu werden. Sie wusste zwar nicht genau, wie sich das anfühlt, wonach sie sich so sehr sehnte, aber sie ahnte es und spürte auch, dass sie bisher noch nie bewusst diese Erfahrung machen durfte. Es gab zwar schon andere Seelen, die das zu sein und zu geben schienen, was sie sich wünschte, aber immer wieder spürte sie eine dicke, hohe Mauer um sich herum, die es verhinderte, dass tiefe Liebe fliessen konnte.


Eines Tages begegnete die kleine Seele einer anderen kleinen Seele - und da passierte das fast unmöglich Scheinende. Wie durch einen hellen Lichtblitz wurde die kleine Seele aus ihrem Dornröschenschlaf wach gerüttelt und sie wusste plötzlich, dass ein Wunder geschehen war - nämlich die Begegnung mit der tiefen Liebe! Unglaublich, es erschien ihr alles wie in einem Traum. Doch sie konnte die Augen reiben so viel sie wollte, sie träumte nicht - es war WIRKLICHKEIT!


Nun ging es aber nicht lange, da befiel die kleine Seele eine innere Unruhe und sie wusste plötzlich nicht mehr, wie sie mit dieser tiefen Liebe, der sie nun endlich begegnet war, umgehen soll. Was ist, wenn diese Liebe plötzlich verloren geht? Was soll die kleine Seele gegen die vielen Gefühlsschwankungen, denen sie auf einmal unterworfen war, unternehmen. Wie soll sie mit dem Gefühl der Unsicherheit und des mangelnden Vertrauens in sich und in die Liebe fertig werden. Sie schwankte zwischen Glückseligkeit und tiefer Traurigkeit hin und her, zwischen tiefer Dankbarkeit und dem Verlangen, die Zeit möge doch stillstehen und die Augenblicke des Glücks ewig andauern.


Eine ganze Zeit lang war die kleine Seele mit all diesen Sorgen und Nöten beschäftigt, bis sie eines Tages eine Vision hatte. Sie sah einen prächtigen, goldenen Vogelkäfig, in dem ein kleiner, wunderschöner Vogel sass. Aber dieser Vogel war so traurig, dass ihm das Fressen und Singen vergangen war. Er sass da - mehr tot als lebendig - es war ein jämmerliches Bild, das sich der kleinen Seele bot. Es zerriss ihr fast das Herz und sie spürte, dass sie nun keine Wahl mehr hatte, sie wollte dem Vogel in die Freiheit verhelfen. Sie öffnete die Käfigtüre und wartete darauf, dass der Vogel nun die gewonnene Freiheit nutzte, um auf- und davonzufliegen. Aber nichts dergleichen geschah. Der Vogel begab sich ganz zaghaft in Richtung der geöffneten Käfigtüre, machte dann aber eine Kehrtwendung und verliess den Käfig nicht. Ganz im Gegenteil - er begann zu fressen und danach flatterte er fröhlich im Käfig herum und pfiff ein wunderschönes Lied.

Der Vogel hatte offenbar begriffen, dass er nun frei war und die Wahl hatte, den Käfig jederzeit zu verlassen und auch wieder zurückkehren zu dürfen - seine Erkenntnis machte ihn zum glücklichsten Vogel der Welt!!


Mit diesem Bild vor Augen und im Herzen, begann für die kleine Seele ein neuer Lebensabschnitt. Sie hatte etwas ganz Wichtiges gelernt. Sie wusste jetzt, dass sie nie mehr Angst zu haben braucht, sie könnte ihre tiefe Liebe verlieren. Sie begann zu vertrauen und dadurch veränderte sich ihr ganzes Leben auf so wundervolle Weise, wie sie es zuvor noch nie erfahren hatte. Ihre Liebe war mit jedem Tag tiefer und sie spürte, dass diese Liebe zu jeder Zeit und an jedem Ort erwidert wurde. Die andere kleine Seele war immer in ihrem Herzen, gleichgültig was im Leben geschah.


Diese heilsame Erfahrung erfüllte die kleine Seele mit unendlich grosser Dankbarkeit und sie lernte immer mehr zu vertrauen und die Liebe fliessen zu lassen - die kleine Seele war zum ersten Mal WIRKLICH GLÜCKLICH!!

Kommentare 8

  • ?random=68100342&maxWidth=0&embedded=0&thumbnail=medium   Karte aus dem Symbolon-Kartendeck von Peter Orban/Ingrid Zinnel/Thea Weller

    Ich möchte euch Teile der Beschreibung dieser Karte aus oben genanntem Deck nicht vorenthalten:


    Das Thema der Partnerschaft hat viele Varianten. Eine dieser Spielarten besteht darin, den Partner wie einen Wertgegenstand zu besitzen und ihn in einen GOLDENEN KÄFIG einzusperren. Um ihn dort hineinzubekommen, mussten viele Wertgegenstände auf dem Weg dorthin ausgelegt werden. Bis die Tür dann endlich zuschlägt, wird gelockt und versprochen. Ist der Käfig dann erst einmal verschlossen, wird der "Besitz" gehütet, gepflegt und genährt, so dass er wie bei Hänsel und Gretel mehr und mehr Speck ansetzt und im Laufe der Zeit immer bequemer und unbeweglicher wird. Unser Bild zeigt nur einen der beiden Menschen im Käfig, doch letztlich sind beide gleichermassen hineinverfangen in die Absicherungs- und Sicherheitsmassnahme der Beziehung. Obwohl der aktive (der männliche) Teil des Spiels den Schlüssel (scheinbar) in der Hand hält, kann auch er sich nicht sehr weit vom Käfig entfernen, denn seine "Gefangene" braucht täglich neue "Nahrung" und Bestätigung und bindet ihn somit ebenfalls. Beide brauchen und gebrauchen einander, sie bestätigen sich gegenseitig ihren Wert und wachen eifersüchtig über ihren Besitz. Sie sind verbunden über Materie und finden ihren Zusammenhalt über einen äusseren Rahmen, der sie wie eine Schutzmauer umgibt. Solange keiner der beiden auf die Idee kommt, sich bewegen zu wollen, spürt niemand die "goldenen Kugeln", die mit massiven Ketten schwer an ihnen hängen. Erst wenn ein Partner beginnt, von der Freiheit zu träumen, wird offenbar, wie verbindlich und verbindend Materie sein kann. Zusammengeschweisster Besitz lässt sich nur über Verluste lösen, und zumeist ist der Preis dann einfach zu hoch. So findet man dann immer wieder Gutes und Schönes am glänzenden Gold des Käfigs, schwört sich erneut die Treue, schmiedet neue Ketten und baut neue Mauern, auf dass die "Liebe" ewig währet.

    Doch es scheint notwendig zu sein, die Menschen hineinzulocken in diese Beziehungsfalle. Wer würde schon freiwillig die Arbeit leisten, die eine Partnerschaft der Seele abverlangt, wenn da nicht ein wenig goldener Glanz aufs Ego fiele. Es dauert eben sehr lange, bis die Beziehungswurzeln so tief ins Unbewusste reichen, dass man von Erkenntnis und Entwicklung sprechen kann. Zu flüchtige Beziehungen erreichen niemals dieses Ziel. In einem treu gemeinsam errichteten Haus aber bleibt viel Zeit, den Garten zu bearbeiten und fruchtbar werden zu lassen. Die Mauern sollen ihn davor schützen, seinen Samen allzu leichtfertig von Wind verwehen zu lassen. Die in der Tiefe verstrickten Wurzeln bringen irgendwann einmal etwas Gemeinsames hervor und lassen die Partner auf geheimnisvolle Weise einander immer ähnlicher werden. Bis eines Tages einer der beiden, wie Hermann Hesse sagt, "dahinsank und eins wurde mit dem Baume, um dann als ein junger Ast aus seinem Stamme hervorzutreiben".

  • Herz berührend, danke Beatrice <3


    Was lernen wir daraus?


    Glück ist die Akzeptanz dessen was IST und Vertrauen dazu gemischt :)

  • Wunderschön, danke Beatrice :)

  • Die Seele ist vogelfrei !


    ❤ Danke von Herzen liebe

    Beatrice Myriel ?

    Bin tief berührt ; eine herrlich

    göttliche Geschichte.. Bis Du

    pensioniert bist, hast Du wunderbar

    Zeit für das Buch

    ? Seelengeschichten ?

    ? Knuddel ?

    • ♡ Danke liebe Heidy ♡

      Wie passt das neu kreiierte

      Gedicht unsrer lieben Heidy

      dazu ! ❤ in ❤

      ? Schöne Abig ?

    • Eine wunderschöne Geschichte, liebe Beatrice.


      Mich erinnert sie sehr an der Märchen von der Nachtigall von Hans Christian Andersen.


      Der Kaiser von China lebte in einem grossen Palast und vor seinem Fenster stand ein grosser Baum. Jeden Abend, wenn der Kaiser in seinem Bett lag, sass in dem Baum eine Nachtigall. Diese sang wunderschöne Lieder. Der Kaiser verliebte sich in den Klang dieser Lieder und liess die Nachtigall einfangen, in einen Käfig sperren und dieser Käfig wurde in den Baum gehängt. Er hatte Angst, dass die Nachtigall ansonsten wegfliegen würde und er ihr wunderschönes Lied nicht mehr hören würde. Die Diener sorgten gut für die Nachtigall, doch die Nachtigall hörte auf zu singen. Der Kaiser fragte sich, warum die Nachtigall nicht mehr sang. Sie hörte auch auf zu fressen und wurde sehr krank.


      Da befahl der Kaiser seinen Dienern, die Nachtigall frei zu lassen. Sie öffneten die Käfigtüre und nach einer Zeit verliess die Nachtigall ihren Käfig. Statt aber ganz davon zu fliegen, blieb sie in dem Garten des Kaisers und sang ihm jeden Abend ihr Lied, solange sie lebte.


      So habe ich das Märchen in meiner Erinnerung.

    • ? AN ' ANASHA ?

      Bedingungslose Liebe

    • Soo schön liebe Heidy, danke von Herzen!

      Mit solchen Geschichten und dem Hineinspüren in die Energie mit Hilfe der dadurch entstehenden archetypischen Bilder, die unsere Seele tief berühren, können wir die Illusion entlarven, irgend etwas festhalten zu können, ohne es zu zerstören.