08.05.2022 - Muttertag


Ich bin eine Sternenmutter;


Heute ist der Tag der Mütter, doch wie viele andere Sternenmütter habe ich das Glück nicht, dass mein Sohn mir heute seine Liebe schenkt.

Wer ein Kind noch vor seiner Geburt oder kurz danach verliert, der leidet. Doch in unserer Gesellschaft ist dieses Thema ein Tabu.

Doch ich finde so was darf einfach kein Tabuthema mehr sein, denn noch schlimmer als ein Kind zu verlieren ist,

dass viele diese Tragödie mit sich selbst ausmachen müssen.


Sternenmama – so werden Mütter genannt, die ihr Kind verloren haben. In meinem Fall war es in der 20 Schwangerschaftswoche,

ganz ohne Vorwarnung. Ich wusste sofort, jetzt stimmt etwas nicht.


Als ich bei meiner Frauenärztin war, wusste ich es bereits. Das Herz meines Sohnes schlägt nicht mehr.

Doch als sie es laut sagte, zerbrach es mir das Herz.


Obwohl mein Sohn Leon nicht eingeplant war, war er doch erwünscht, als ich erfuhr, dass ich schwanger bin,

waren meine Lebensumstände jedoch sehr schwierig. Heute weiss ich, dass Leon ging, war einfach, weil er wusste,

dass ich in meinem Leben noch viele andere Baustellen hatte, die erst gelöst werden mussten.


Doch ich kann sehr gut nachempfinden, wie es schmerzt, wenn man sein Kind verliert und es gibt auch bei mir Tage,

wie zum Beispiel der Muttertag, da wünschte ich auch, dass ich ihn einfach einmal im Arm halten könnte,

dass ich ihm sagen könnte, wie stolz ich auf ihn bin, dass ich ihn nie vergessen habe, dass ich ihn unglaublich vermisse

und vor allem, dass ich ihn so sehr liebe.


Ich musste mit diesem Verlust allein klarkommen, weil sein Vater über den Verlust eher erleichtert, als schockiert war. Er wollte sowieso keine Kinder. Doch damit nicht genug, auch war ich schockiert, dass es Menschen in meinem Umfeld gab, die mich mit solchen Mitleidsfloskeln wie: «Du bist noch so jung. Wer weiss, was das Kind gehabt hat. Oder du bist stark, du wirst darüber hinwegkommen.» So viel Ahnungslosigkeit.

Empathieloses Gebrabbel, nichts anderes ist das.


Trotzdem gibt es Dankbarkeit in mir:


Wie gesagt, Leon wusste, dass ich noch nicht bereit war Mutter zu werden, auch wenn ich alles für ihn getan hätte.

Ich bin auch jedem Menschen dankbar, die sich für meinen Sohn und mich interessierten.

Jedem der mich aufmunterte, mich in den Arm nahm und jedem der einfach da war.

Ich habe dieses schlimme Erlebnis zum Glück gut verarbeitet und weiss irgendwann, werde ich meinen Sohn zwischen den Sternen wiedersehen

und wir können endlich nachholen was wir verpasst haben.


Ich weiss gar nicht, warum ich gerade heute darauf komme.

Irgendwie ist dieses Thema heute mit meiner jüngeren Schwester in mir nach oben gekrochen, denn wir hatten das Thema Patchwork Familie,

eigene Kinder, zwei verschiedene Welten, die aufeinander treffen usw. Vielleicht ist es ein sentimentaler Augenblick, der mich da erwischt hatte…


Ich erzählte ihr davon, dass ich eigentlich nicht mal mehr dachte, dass ich jemals einen Partner hätte,

bei dem das Thema Kind nochmals so hochkommen könnte, obwohl ich da sehr nüchtern bin und ganz klar sage,

dass ich einem Kind diese Welt nicht antun möchte, mit meinem Seelenpartner kam dieser Wunsch in mir zurück.

Ich versuch immer wieder zurück zur Vernunft zu kehren, denn ich möchte wirklich nicht, dass mein Kind in Kriegszeiten

aufwachsen muss oder sich mit einem System rumschlagen muss, dass einfach nicht funktioniert.



So das waren mal wieder ein paar Gedanken von mir, einfach gesendet in die Weite des nichts…


Kommentare 2

  • Einfach wunderbar, das berührt mich sehr <3

    • Ich danke Dir <3