Die Welt als Ausdruck des Bewusstseins

REALITÄT VERÄNDERN


Auszug aus dem Buch von Swami Vishnudevananda Giri "Ich bin. Spirituelle Alchemie des inneren Universums"


Wann immer und wo immer dieses Bewusstsein sich selbst auf welche Weise auch immer ersinnt, erscheint es dann und dort auch so, ohne jede Ursache.“


Yoga Vasishtha Kap. 6.2.167, „Die Geschichte vom Jäger und dem Reh“


Das Bewusstsein des Jnanis (eines Weisen) entspricht der Dimension der Urprinzipien, einem Zustand der Einheit mit der Quelle des Seins, mit den ersten Ursachen des Universums. Im Wissen darum, dass die ganze Welt seinem Bewusstsein entspringt, kann ein Jnani die Ereignisse dieser Welt steuern und Ursachen für alle Arten von Ereignissen und Situationen generieren.


Denn jeder wirkliche Jnani ist ein Kanal für die höchste Quelle des Universums, er selbst ist so Urvater der Welt und Bewahrer der kosmischen Ordnung des Lebens. Er befindet sich in der Welt des schöpferischen, ursprünglichen Chaos, in der Dimension der ersten Ursachen und Möglichkeiten von allem.


In dieser Dimension gibt es Varianten aller Ereignisse im Universum, in ihr ist jeder Zustand möglich. Der Aufenthalt in dieser Dimension verleiht die Möglichkeit, die Realität zu steuern und jede Art von Ursachen und Verbindungen zu schaffen.


Dies geschieht dank des Wissens, dass alles im Bewusstsein geboren wird, aus dem Bewusstsein entsteht und Ursachen sowie Wirkungen miteinander so verbunden sind, wie eine Krähe und eine Kokosnuss, die in dem Moment vom Baum fällt, in dem die Krähe sich zufällig auf die Palme setzt. Der Jnani verändert die Welt nicht unbedingt durch die Kraft des Willens, sondern lenkt seine Aufmerksamkeit auf diejenige alternative Variante des Universums, in der seine Absicht bereits realisiert ist, und dann scheint es so, als ob er durch die Kraft seines Glaubens und seiner Absicht eine eigene Welt erschaffen hätte.


In was besteht das Geheimnis eines Jnanis?


Menschen der gewöhnlichen Welt, die dieses Wissen nicht besitzen, glauben nur das, was ist, was man sehen und berühren kann.


Aber ein Jnani vermag an das zu glauben, was nicht ist. Deswegen erscheint um ihn herum alles. Darin besteht das große Geheimnis des Jnanis.


Ein Jnani weiß: Das Universum, alle Dinge und Ereignisse entstehen ohne irgendeinen Grund aus der schöpferischen Leerheit. Sein Glaube an die schöpferische Kraft des Bewusstseins ist dadurch charakterisiert, dass für ihn glauben und erschaffen ein und dasselbe ist.


Ein Jnani weiß: Alles, was auch immer erscheint, kommt aus dem Bewusstsein, ist eine Bewegung des Bewusstseins. Und wenn man eine Situation verändern möchte, muss man zuerst den Gang der eigenen Gedanken ändern. In den Tiefen des Bewusstseins muss man eine neue Serie von Formen für die zukünftige Situation generieren.


Der Jnani lebt in der Welt aller Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten. Deswegen ist es für ihn hinreichend, seinen Willen zum Ausdruck zu bringen und eine Absicht kund zu tun (Sankalpa), um ein Ereignis, eine Sache oder eine Situation zu formen.


Wie Blasen ursachenlos auf dem Meer erscheinen, entstehen Ereignisse und Dinge aus dem leeren Bewusstsein des Jnanis durch die Kraft des Glaubens und der Absicht, ohne eine Ursache zu benötigen, um sie hervorzubringen.


Glaube und Wille des Jnanis erschaffen die Realität und schreiben deren Gesetze. Die Realität wird so sein, wie der Jnani sie sehen möchte, denn er befindet sich im Zustand des


Herrschers der Wirklichkeit. Wenn er möchte, werden der Traum zur Realität und die Realität zur Illusion, die Wahrheit zur Lüge und die Lüge zur Wahrheit, das Böse zum Guten und so weiter.


Dies alles entscheidet der Wille des Jnanis. Ein Jnani erschafft jedoch dabei nichts Neues, denn alles existiert schon – gleichzeitig und auf einmal – im unendlichen Bewusstsein. Das Bewusstsein des Jnanis ist eins mit dem schöpferischen Chaos, mit dem Quantentopf der Weltschöpfung. Alle Varianten von Ereignissen und Dingen, Schicksal von Wesen, Verbindungen und Situationen sind bereits im ursprünglichen Zustand vorhanden. Ein Jnani bringt bestimmte Varianten der Ereignisse mit Hilfe der Willenskraft und des Glaubens lediglich zum Ausdruck, er sucht sie aus und aktualisiert die nötigen variativen Universen dementsprechend.


Seine Absicht gleitet durch unendliche Tunnel der Realität innerhalb des ursprünglichen Chaos, formiert die Realität in den Tiefen des Ozeans der Nondualität (Ekarnava), der Universen gebiert wie Blasen auf dem Wasser. Sein Wille durchsucht das Labyrinth der Ereignisse, das ihn anzieht, und es manifestiert sich. Gleichzeitig versteht ein Jnani, dass nichts existiert, niemals, nichts erschaffen wird, nichts verschwindet, alles gleichzeitig existiert und nicht existiert, in einem Moment, in einem Punkt, in dem die Realität kollabiert ist und Zeit und Raum komprimiert sind.


Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in dem Buch „Ich bin. Spirituelle Alchemie des inneren Universums“ von Swami Vishnudevananda Giri.


Mehr über den Autor auf https://de.advayta.org. Weitere Bücher von Swami Vishnudevananda Giri: „Der Pfad der spontanen Erleuchtung“, „Shakti Yantra. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“, „Nada und Jyoti Yoga“, „Kundalini Yoga“, „Leben in Gott“, „Spirituelle Alchemie. Der Weg der inneren Askese“, „Laya Yoga“, „Kodex eines Meisters“, „Leben in der Multirealität“