Original erschienen in: Sep 30, 2018 | Articles, Collapse of Industrial Civilization, Emotional/Spiritual, Options/ New Paradigm, Preparation, Resilience, Society In Decline
[Vorbemerkungen von Asa: alle 12 Gründe lassen sich durchaus auch auf andere Themen übertragen als das Thema Tiefenapassung, welches ich in einem anderen Thema hier im Forum aufgegriffen habe. Es gilt eigentlich für alle Themen, in denen kognitive Dissonanz auftritt und das Gesagte deswegen nur schwer bis gar nicht akzeptiert werden kann. Deswegen habe ich diesen Beitrag auch nicht als Unterpunkt zum Thema Tiefenanpassung gestellt, da er von viel allgemeinerer Bedeutung ist.
Ich habe die 12-Punkte von Bendell zum Teil recht frei übersetzt, aber meist sehr stark angelehnt an das Original. Deshalb liest es sich vielleicht nicht immer so flüssig, wie ich es gerne hätte. Ich hoffe trotzdem ihr erkennt die unterschiedlichen Reaktionen, die häufig im Angesicht unbequemer Thematiken zum Selbstschutz aufgefahren werden. Das geschieht nicht immer sehr bewußt. Aber manchmal kann man sich selber dabei ertappen, wie man die eine oder andere der nachstehend aufgeführten 12 Antworten selber benutzt.
Des weiteren möchte ich sagen, dass ich diese Liste nicht übersetzt habe, um dem Thema Tiefenanpassung mehr Gewicht zu geben oder ihm zu größerer Akzeptanz zu verhelfen. Das muss jeder für sich selber entscheiden. Hier in der Community werden aber häufiger sensible Themen angesprochen, in deren Kommentaren man recht häufig eine oder auch mehrere der 12 Reaktionen entdecken kann. Ich würde mir wünschen darüber hinausgehen zu können und sachlich und offen die entsprechenden Themen zu diskutieren.]
Der Ausgangspunkt für eine produktive Diskussion über die Tiefenanpassungs-Agenda ist ein schwieriger. Denn um dieses Thema rigoros und einfallsreich zu diskutieren erfordert es von uns zunächst die Annahme der Wahrscheinlichkeit eines zeitnahen gesellschaftlichen Zusammenbruchs. Und damit meine ich, dass wir uns innerhalb von 10 Jahren, ganz egal in welcher Gesellschaft wir uns derzeit befinden, in einer Situation wieder finden werden, in der unsere bisherigen Möglichkeiten in den Bereichen Einkommenserzeugung, Lebenserhaltung, Sicherheit, Vergnügen, Identität und Sinn alle verschwinden. Da es unmöglich ist die Zukunft in komplexen Systemen vorauszusagen, geben diese “10 Jahre” nicht meine Einschätzung wieder, und ich erwähne das als Grund um diese Diskussion fokussiert zu halten, sodass die Leute nicht sofort hinaus rennen, um ihre Bunker aufzufüllen. Bitte beachte, dass ich nicht vermute wir hätten noch 10 Jahre: wir haben vielleicht weniger als das. Du weißt nicht wovon ich rede? Dann lies bitte DeepAdaptation-de.pdf.
Indem ich während der letzten paar Jahre mit vielen Leuten über dieses Thema sprach wurden mir die Hindernisse bewusst, die der Akzeptanz eines zeitnahen gesellschaftlichen Zusammenbruchs entgegen standen, also genau die Hindernissen, die einem rigorosen und kreativen Nachdenken und Diskussionen darüber entgegen standen, was wir persönlich und gemeinschaftlich möglicherweise dagegen unternehmen könnten. Gleichzeitig wurden mir auch diejenigen Hindernisse bewusst, die ich selber für mich errichtet hatte, um das Thema in der nötigen Ernsthaftigkeit anzugehen, die es verdiente. Bevor ich also dazu zu übergehe, sowohl eine Analyse unseres ökologischen Dilemmas, als auch die neue Agenda die es eröffnet zu skizzieren, mag es sinnvoll sein einige der Hindernisse zu beleuchten, die einen sinnvollen Dialog verhindern könnten. Ich tue dies als Teil meiner Einladung an euch, derartige Reaktionen entweder zu vermeiden – oder zeitweilig aufzuschieben – und eine “was-wäre-wenn?” Einstellung gegenüber dem möglichen gesellschaftlichem Zusammenbruch einzunehmen. Nur wenn ihr das tut könnt ihr herausfinden, was eine Tiefenanpassungs-Agenda für euch, eure Arbeit, und die Gesellschaft insgesamt bedeuten könnte.
Ich bin kein Psychologe. Ich vermute es gibt eine Menge psychologischer Theorien zu dem was ich wahrneme wenn ich Klimabedingten gesellschaftlichen Zusammenbruch diskutiere. Einige Theorien, wie Bestätigungsfehler, absichtliche Blindheit, kognitive Dissonanz, und die Verlässlichkeit neuer Information sind diejenigen, welche mich über die popularen Kanäle erreicht haben. Aber anstatt eines armseligen Versuches mit psychologischer Theorie zu unternehmen, um meine Wahrnehmungen zu erklären, werde ich lieber die rein laienhafte Perspektive auf die Geisteshaltungen und Antworten mit euch teilen, denen ich begegnet bin. Ich werde es deswegen auch den Psychologen überlassen mir bei der Ausarbeitung dieser Erfahrungen zur Hilfe zu kommen. Ich mag selbst auch einige der Fehltritte begangen haben, die ich nachstehend aufführe. Ich begrüße jede Art von Rückmeldung (in den nachstehenden Kommentaren). Um weiterführende Diskussionen zu erleichtern, werde ich jede der folgenden 12 Arten dialog-verhindernder Antworten mit einem prägnanten Titel versehen.
1. Die persönliche Attacke
Die erste Hürde für die Diskussion der Tiefenanpassung, oder jedes anderen Themas, ist die “ad hominem”-Attacke, in welcher wir die Glaubwürdigkeit der Person in Frage stellen, die die Ansicht äußert. Es ist eine Reaktion die wir alle haben wenn wir mit ungewöhnlichen Ansichten konfrontiert werden. “Ist er glaubwürdig? Ist er ein Experte? Ist seine Ansicht weitgehend akzeptiert?” Dies sind offensichtliche und auch sehr verbreitete, aber letztendlich irrelevante Fragen. Sie sollten vor allem nicht dazu führen, dass wir uns die Beweise nicht auch selber anschauen. Ein blinder Glaube an eine “Autorität zu dem Thema” führt hier nicht weiter. Wir stehen in der Verantwortung, die Lage selber nach bestem Wissen und Gewissen zu prüfen und zu unseren eigenen Schlüssen zu gelangen.
2. Die relativierende Antwort
Die zweite Antwort, welche ein Hindernis für einen produktiven Dialog über ein Thema darstellt ist es, die gezogenen Schlussfolgerungen (in diesem Beispiel den totalen gesellschaftlichen Zusammenbruch) als nur eine von vielen möglichen Auswirkungen darzustellen. Dieser Ansatz schließt teilweise die Ansicht mit ein, dass apokalyptisches Denken sich wie ein gesellschaftliches Syndrom durch die Menschheitsgeschichte zieht. Dadurch wird die emotionale Ladung, die mit der Möglichkeit eines zeitnahen Zusammenbruchs einhergeht, abgeschwächt. Das Problem erscheint nicht mehr so vordringlich, eher wie eine temporäre Anomalie die sich wieder von allein bereinigt, und so wird die alte Weltanschauung beibehalten. Dies schließt of die Ansicht mit ein, dass man ja selber eine vernünftige und ausgeglichene Person ist, die innerhalb einer vernünftigen und ausgeglichenen Gesellschaft sensibel auf alle Veränderungen reagieren kann. Das Problem mit dieser Anschauung ist, dass man es vorzieht zu einem der wichtigsten Themen seiner Zeit keine Stellung zu beziehen.
3. Die Vogel-Strauß-Strategie
Die dritte Antwort, die eine Hürde für produktiven Austausch darstellt ist es für sich selber zu negieren, was gesagt wurde. Es ist eine Vogel-Strauß-Strategie. Es ist wenn man es vorzieht sich auf das zu konzentrieren was man als brauchbare Information in dem Gesagten vorfindet, wo man zwar beschließt dass die Dinge wirklich schlimm sind und man seine Bemühungen, in diesem Fall zur Abwendung des gesellschaftlichen Zusammenbruchs, intensivieren müsse. Aber das ist nicht, was der Autor sagte. Er sagte, dass der gesellschaftliche Zusammenbuch bereits unausweichlich ist, und vermutlich schon innerhalb der nächsten 10 Jahre stattfindet. Und der Begriff “unausweichlich” wurde hier bewusst gewählt, weil auch selbst wenn sofort eine Heureka-Technologie zur umfangreichen Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre verfügbar wäre, die Erwärmung einschließlich der eskalierenden Rückopplungsmechanismen bereits unumkehrbar ist, was bedeuten würde, dass die Gesellschaft trotz aller Bemühungen dennoch zusammenbricht. Man erkennt also die Unausweichlichkeit der Situation nicht an und versucht es stattdessen weiter mit kosmetischen Reparaturen.
4. Die Moralische Antwort
Die vierte Antwort, die eine Hürde für den produktiven Dialog über ein Thema darstellt ist was ich die moralische Antwort nenne. Es ist wenn die Leute fragen “ist es nicht unverantwortlich von ihm, seine Ansichten in dieser Weise zu äußern?”. Es wird die Vermutung geäußert, oft ohne jede Grundlage, dass so eine Aussage die Leute panisch oder apathisch werden lassen könnte und wir die Möglichkeit des Eintretens der Katastrophe deswegen nicht einmal diskutieren sollten. Aber unsere eigenen Gedanken und die Diskussion zu unterdrücken aufgrund von unfundierten Vermutungen darüber, was dies in der Welt bewirken könnte, ist ein unlogischer Ansatz. Es ist eine Antwort die ich in meinem Tiefenanpassungs-Papier untersuche und weltweiten Meinungsumfragen gegenüber stelle welche den Schluss nahelegen, dass die Menschen starke Zweifel über die Zukunft bekommen haben. Die moralische Antwort geht oft mit dem Vorwurf einher, dass Menschen wie ich “aufgeben” und unverantwortlicherweise implizieren, dass alle anderen ebenfalls “aufgeben” sollten. Dies wird offen in rhetorischer Weise vorgebracht ohne zu spezifizieren, was genau wir denn “aufgeben” sollten. Deswegen bezeugen derartige Aussagen eigentlich nur den Verdruss einer Person, die von dem Gedanken des Zusammenbruchs hört. Ich schlage vor, dass die Leute ihre Anstrengungen aufgeben kleine kosmetische Reparaturen in den existierenden Systeme vorzunehmen, die zu dieser Lage geführt haben. Ich schlage vor, dass die Leute jede Abhängigkeit und gefühlte Sicherheit aufgeben, die mit ihrem derzeitigen Lebensstil verbunden ist. Ich schlage vor, dass die Leute die Vermutung aufgeben, ihre Leben hätten einen Sinn, indem sie zum weiteren Fortschritt beitrügen. Ich schlage vor, dass die Leute es aufgeben, die Beschäftigung mit dem Tod und dem Sinn des Lebens aufzuschieben. Ich schlage NICHT vor, dass wir CO2-Reduzierung aufschieben oder aktives Gesellschafts-engagement. Ganz im Gegenteil. Viele Fragen können als Folge eines solchen Umdenkens diskutiert werden.
5. Die Verschiebe-Antwort
Die fünfte Antwort, die eine Hürde für den produktiven Dialog zu einem Thema darstellt schließt den Gedanken ein, dass das Gesagte zwar wahr sein könnte, aber um es genau zu wissen müsste man selber wirklich weiter bohren und nachdenken, aber man ist ja gerade viel zu beschäftigt mir anderen wichtigen Dingen und so wird man sich vielleicht darum kümmern. Beschäftigt zu sein besteht aus so vielen Dingen. Wir könnten vielerlei Verpflichtungen haben, oder wir haben schon soviel Zeit, Geld, und Energie in ein Projekt gesteckt welches noch nicht erfolgreich war, oder wir möchten noch all den Spaß haben den wir noch nicht hatten, bevor wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Warum? Weil wir glauben dass wenn wir uns näher mit diesem Thema (des zeitnahen gesellschaftlichen Zusammenbruchs) beschäftigen, dann das Risiko besteht, das alles zusammenfällt was wir bisher über uns und die Welt geglaubt haben, und alles für das wir so hart und lange gearbeitet haben. Das Problem aber ist, dass wenn wir aufschieben eine unbewusste Panik einsetzt, während gleichzeitig mehr und mehr Information über unsere gegenwärtige Information auf uns eindringt. Ja, ich spreche hier aus Erfahrung!
6. Die "Glaube-versetzt-Berge"-Antwort
Die sechste Antwort, die eine Hürde für den produktiven Dialog über Tiefenanpassung darstellt entsteht durch den Glauben, dass wir die Realität erzeugen, die wir erfahren, sodass wir den Zusammenbruch verhindern können, indem wir uns etwas anderes vorstellen. Also dass unser Glaube Berge versetzten kann. Wir kennen das aus der aktuellen esoterischen Szene, in der der Glaube verbreitet wird, dass “wohin die Aufmerksam geht auch die Energie geht”, oder die extremeren Formen bei denen die Menschen an ihre eigene kosmische Kraft glauben alles manifestieren zu können, was sie nur möchten, indem sie sich einfach voll auf ihre Wünsche fokussieren. Diese Ansicht ignoriert völlig, wie wir zusammen mit anderen Menschen unsere Realität und die ach-so-menschliche-welt co-kreativ erschaffen. Eine andere Version dieser Glaube-versetzt-Berge-Antwort (auf die neuesten Klimadaten) ist die Vorstellung dass wir, solange wir uns nur mit einer neuen Version der Realität – jenseits der Separation – identifizieren, wir die (Klima-)Katastrophe verhindern und überwinden können. Obwohl unsere gegenwärtige (Klima-)Katastrophe sicher das Ergebnis einer verzerrten Wunsch-Sichtweise der Realität ist, mutet die Idee dass wir durch die Annahmen einer neuen Sichtweise über unser Zusammenwirken die Welt um uns herum neu strukturieren können um den Zusammenbruch zu verhindern, wie ein fiktiver Wunschgedanke an. Es mag ebenso ein Versuch sein unsere Lieblings-Sichtweise über Realität und Metaphysik zu rechtfertigen, indem wir für die Nützlichkeit dieser Sichtweise für unser individuelles Selbst argumentieren – eine höchst verlockende Falle für spirituelle Lehrer und ihre Anhänger.
7. Die "Es-ist-zu-spät"-Antwort
Die siebte Antwort, die eine Hürde für den produktiven Dialog darstellt ist es zu glauben, dass weil diese Analyse zeigt dass es eh schon zu spät für die Rettung und den Erhalt der Gesellschaft wie wir sie kennen ist, wir Klimawandel deshalb genauso gut gleich wieder vergessen und uns anderen Dingen zuwenden können. Nach meiner Erfahrung wird diese Ansicht vor allem von Leuten geteilt, die nicht aktiv an der Gesellschaft teilgenommen haben, mal abgesehen von ihrem eigenen Selbst-Interesse. Sie mögen sozial-definierte Vorstellungen von Erfolg akzeptiert haben und versuchen Leid zu vermeiden und triviale Genüsse zu maximieren. Deshalb werden sie wohl kaum jemals in Dialoge über sozialen Wandel einsteigen. Also könnten wir sie einfach ihren Weg gehen lassen. Aber manchmal höre ich Menschen diese Ansicht äußern, weil sie ärgerlich auf die Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte in unserer Gesellschaft sind und den Zusammenbruch begrüßen würden, nur um die Elite zu bestrafen, die für das ganze Schlammassel verantwortlich war. Hier böte sich eine Gelegenheit den Ärger über die Ungerechtigkeiten in etwas Nützlicheres zu kanalisieren, wenn man bedenkt dass es vor allem die Armen und die am Rand der Gesellschaft stehenden Menschen sind, welche zu Beginn des Zusammenbruchs am meisten leiden werden.
8. Die “Lenke-mich-bitte-ab”-Antwort
Eine achte Antwort ist es sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir dem unausweichlichem zeitnahen Zusammenbruch entgegen sehen und deshalb für uns selber entscheiden, dass wir nicht mit diesen Emotionen leben können, die dieser Gedanke in uns auslöst, sodass wir ihn also beiseite legen und uns der Arbeit an etwas anderem zuwenden, so als ob das Problem nicht existieren würde. Das ist verständlich, aber unmöglich. Ich weiß es, denn es ist genauso, wie ich vor einigen Jahren selber auch reagiert habe. Während mehr und mehr Information über den Klimazustand und seinen Einfluss auf unsere Landwirtschaft und Gesellschaft bekannt werden, lauern die ungelösten Emotionen in uns um jederzeit hervorzubrechen und unsere Arbeit und unser Leben zu (zer)stören. [Ich denke diese Antwort ist die gleiche wie vorherige Antwort Nr. 7]
9. Die “Gottes Wille”-Antwort
Eine neunte Antwort, welche eine Hürde für den produktiven Dialog ist wäre zu sagen “Ja, ich weiß dass wir verdammt sind und das ist okay weil unsere wahre Natur der ewige Geist ist und deswegen das Ende der Gesellschaft, Zivilisation, sogar unserer Art, nur dem ganz normale Ablauf der Dinge entspricht.” Eine solche Ansicht bedeutet, dass man ebenso gut sagen könnte “lass uns einen tiefen Atemzug nehmen und OM intonieren, dann einen grünen Vital-Saft oder ein Glas roten Wein zu uns nehmen.” Eine andere Art der Antwort, die in abrahimsch geprägten Kulturen (Christentum, Islam, Judaismus, Bahai) wahrscheinlicher wäre, wäre zu sagen “was immer mit uns passiert ist Gottes Wille, und den können wir nicht ändern” und daher brauchen wir gar nicht zu diskutieren, was zu tun wäre.
10. Die “Persönliches Überleben”-Antwort
Die zehnte Antwort die ich über die Jahre erlebt habe ist es, die Analyse des Zusammenbruchs zu akzeptieren und sich dann von Furcht leiten und die eigenen Prioritäten und Entscheidungen bestimmen zu lassen. Also anzufangen für das eigene Überleben zu sorgen. Viele Menschen mit dieser Art von Antwort denken, dass sie die Situation vollkommen akzeptieren und in ihr Leben integrieren, aber ein solcher “Präparierer” in einem komplexen System menschlicher Gesellschaft innerhalb eines noch größeren komplexen Systems der Natur zu sein bedeutet auch, dass diese Art der Bunker-Mentalität höchst wahrscheinlich nicht funktionieren wird. Was aber nicht heißen sollte dass wir nicht damit beginnen sollten vorzusorgen und Archen zu bauen.
11. Die “Ausrottung Gewinnt”-Antwort
Eine elfte Antwort, um produktiven Dialog über Tiefenanpassung zu erzeugen basiert auf der Akzeptanz, dass zeitnahe menschliche Ausrottung unvermeidbar oder sehr wahrscheinlich ist. Einige Menschen mit solchen Ansichten betrachten jede Diskussion darüber, was man noch tun könnte um die Auswirkungen des Zusammenbruchs abzumildern, die Art zu retten, oder das zu unterstützen, was kommt nachdem die Zivilisation weggebrochen ist, als vollkommen sinnlose Zeitverschwendung, geprägt von unbegründeter illusorischer Hoffnung. Das man denkt die Auslöschung der Menschheit wäre unabwendbar würde noch nicht notwendigerweise ausschließen, dass man an genau den Dingen arbeitet, die ich gerade erwähnte (post-apokalyptischer Existenz). Denn man könnte ja so tun als wäre es doch möglich noch etwas zu retten, nur für den Fall das es tatsächlich so wäre. Oder es mag möglich sein zu akzeptieren dass die menschliche Ausrottung unausweichlich ist, aber man versucht trotzdem das radioaktive Erbe, welches wir dem Rest der Erde hinterlassen, zu minimieren. Denn irgendwie muss man die Zeit ja noch rumbringen, bis es soweit ist. Warum also nicht etwas Gutes tun?
12. Die “Spitzfindigkeit”-Antwort
Anstatt der Ernsthaftigkeit der Situation offen gegenüber zu treten ist die 12. Hürde, sich auf Details der Kommunikation zu konzentrieren. Zum Beispiel auf einen einzigen Datensatz, eine einzige Referenz, oder auf die Verärgerung über den Ton oder den Inhalt einer einzigen Aussage. Oder vielleicht den Fokus auf das Fehlen der Diskussion zu einem wichtigen Punkt – z.B. der Permakultur oder Geoengineering – zu lenken, welcher das einzige wirklich wichtige Thema der Diskussion darstellen sollte. Diese Antwort ist etwas milder als die “ad hominem” Attacke, aber sie hilft jemandem sich mit dem Material auf einer angenehmeren Ebene auseinander zu setzen, ohne sich mit der Signifikanz der Situation selber zu beschäftigen und daher den sinnvollen Dialog über Tiefenanpassung zu vermeiden. Ich sparte mir das für den letzten Punkt in meiner Liste auf, weil diese Antwort so langweilig ist, dass ich es ermüdend finde sie überhaupt zu erwähnen.
Und hinter all diesen Hürden: Die Macht des “Was-wäre-wenn?”
Diese 12 Arten von Antworten teilen alle die Ansicht, dass wir uns nicht wirklich mit der Annahme eines zeitnahen Zusammenbruchs beschäftigen und sie offen mit anderen in all ihren möglichen Auswirkungen diskutieren müssen. Ich denke deshalb, dass all diese Antworten den unbewussten Wunsch befriedigen dieses unbehagliche Thema so schnell wie möglich wieder abzuschieben. Aber ich bin eben kein Psychologe. Also, an alle Psychologen die dies lesen, wenn ihr etwas zu meinen Annahmen, die ich hier ausgeführt habe, beisteuern könnt, das könnte mir (und anderen) sicher helfen. Ebenso wäre jeder Hinweis darauf, wie man Menschen helfen könnte aufzuwachen, solche Muster zu erkennen und sie zu überwinden, großartig. Und wenn auch ich ein Muster aufzeige, dann lasst es mich bitte ebenso wissen.
Wenn Menschen die 12 Hürden, die ich beschrieben habe, vermeiden oder überwinden, um dann die Komponenten oder Auswirkungen der Tiefenanpassungs-Agenda, oder ähnliches, zu diskutieren, dann heißt das noch nicht, dass sie alle miteinander übereinstimmen. In keinster Weise. Einer mag sich der Religion zuwenden, ein anderer dem Nationalismus. Einige den Prinzipien der universellen Liebe und des Mitgefühls. Einige mögen sich auf Geoengineering versteifen. Andere auf humanitären Aktionismus. Einige darauf den Kapitalismus zu überwinden. Und so weiter und so fort. Und genau das ist es, worauf wir jetzt unseren Fokus legen sollten. Dummerweise denken unsere verblödeten, dem Establishment nahen Medien, es wäre das Beste darüber zu debattieren, ob der Klimawandel real oder nur eingebildet ist.
In Zukunft werde ich mehr über einige verschiedene Diskussionsrichtungen schreiben für diejenigen, die Sinn, Kraft, und Dringlichkeit innerhalb des Kontexts von drohendem Kollaps spüren. Aber meine Überzeugung ist es dass Menschen die 12 Hürden überwinden, die ich gerade beschrieben habe und dann hoffentlich viele bessere Sichtweisen darüber entstehen werden, was zu tun wäre, als nur meine eigenen.