Hallo in die Runde!
Nachdem wir ja bei "Sind sachliche Gespräche möglich in der Gesellschaft?" schon gut ins diskutieren gekommen sind, würde ich gerne mal eine Übungsrunde ins Leben rufen.
Ziel: Versuche Subtext, verborgene Botschaften, und Emotionen zu einem möglichst hohen Anteil aus dem Dialog zu nehmen. Überwinde die Scheu, dass Sachlichkeit automatisch hart klingt, sondern probiere es einfach mal aus. Floskeln und Metaphern sind natürlich weiterhin gerne gesehen.
Regeln:
- Emotionen sind erlaubt (wir sind ja keine Roboter), aber versuche reflektiert und ruhig zu antworten und nicht impulsiv aus der Emotion heraus. (Man kann Emotion ausdrücken ohne emotional zu werden.)
- Nimm das, was andere schreiben, so an wie es hier steht, und versuche nichts hinzu zu interpretieren.
- Statt von dir heraus gelesenen Subtext, Tonlagen oder Gefühle automatisch als korrekt anzusehen, frage die Person offen "meinst du damit, dass...?".
- Wenn du hinterfragst, was eine Person meinte, dann nimm die Antwort auch so an. Z. B. "Meinst du damit, dass ich inkompetent bin?" - "Nein." - "Okay, danke."
- Wenn ein Thema für dich zu schwierig oder zu emotional wird, dann frag, ob ein Privatgespräch möglich ist. So lässt sich ein Sachverhalt oft aufklären.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir auf dem Übungsplatz Gesellschaft leistet und euch an dem Experiment beteiligt.
Ich mache dann mal direkt den ersten Schritt:
Vermutlich wirkt es komisch, dass ich hier über sachliche Kommunikation rede, denn ich weiß, dass ich noch 2019 sehr oft impulsiv aus Emotionen heraus reagiert habe. Aber ich habe seither gelernt, warum ich regelmäßig die Kontrolle über meine Gefühle verlor und habe mich seither stark weiter entwickelt. Das heißt nicht, dass ich Emotionen unterdrücke oder mich bewusst für sachliche Kommunikation entscheide. Ich habe nur erkannt, dass viele der Probleme daraus entstanden, dass ich ständig versucht habe, mich in Gruppen und Verhaltensweisen einzufügen. Das hat Stress verursacht und in Kombination mit anderen Faktoren häufig dafür gesorgt, dass ich den Halt verlor. Inzwischen bin ich ruhiger und mit mir selbst erheblich mehr im Reinen.
Trotzdem gibt es immer noch Dinge - hier im Forum und auch darüber hinaus - die mich Gelegentlich frustrieren. Ich bemühe mich dann trotzdem ruhig zu bleiben, aber es geht nicht immer. Und man darf ja auch mal wütend werden. Zwischen Wut und Frust unterscheiden zu können, war eine wichtige Lektion für mich.
Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen meinen Worten einfach glauben schenken würden. Oft erlebe ich, dass etwas in meine Aussage hinein interpretiert wird. Es wird dann als Tatsache dargestellt und selbst, wenn ich explizit sage, dass ich das überhaupt nicht meinte, wird der von meinem Gegenüber interpretierte Subtext als wichtiger Empfunden als meine tatsächliche Aussage. Hier stimmen meiner Meinung nach die Prioritäten nicht.
Für Kritik bin ich tatsächlich empfänglich, auch wenn das ab und zu angezweifelt wird. Mir ist nur wichtig, dass sich die Kritik auf das bezieht, was ich tatsächlich getan bzw gesagt habe und nicht für Subtext den man hinzu interpretiert hat. Denn für den bin ich nicht verantwortlich. Natürlich kann ich versuchen, bestimmte häufig auftretende Probleme zu verhindern, indem ich an meiner Kommunikation arbeite. Doch das können andere genau so. Denn Anpassung kann nicht nur von einer Seite verlangt werden.