Spiritualität und Ego

  • Speziell hier im Forum lese ich ständig was vom Ego und wie es uns in die Irre führt und sterben muss und so weiter.


    Ich habe irgendwie ein Problem mit dem Thema und möchte hier mal den Versuch eines Austauschs starten.


    Ego - Freund oder Feind?


    Ich denke das ist keine schwarzweiß-Frage. Wir alle haben ein Ego und ich denke das ist an sich auch völlig in Ordnung. Natürlich ist es wichtig dem Ego nicht blind die Führung zu überlassen, sich groß zu tun, den eigenen "Erfolg" auf dem Rücken anderer aufzubauen etc. Aber... Ist es wirklich schlimm, wenn ich mich von einer Beleidigung verletzt fühle? Ist es wirklich so ein Problem, wenn ich mich ärgere, weil jemand mich nicht versteht? Ist es ein Fehler, mit Leidenschaft für etwas einzustehen, was einem wichtig ist?


    Ich lese oft "Reaktion xy ist nur ein Zeichen eines verletzten Egos" und es wird damit vermittelt, dass diese Reaktion unerwünscht oder nicht spirituell ist. Aber mein Gedanke dazu ist, dass ein verletztes Ego wie ein verletzter Körper ist. Natürlich sollte ich mein bestes tun zu heilen, wenn nötig Medikamente zu nehmen oder Physiotherapie zu bekommen. Manches heilt als wäre nie etwas passiert, anderes hinterlässt Narben. Und manchmal bleibt eine alte Verletzung trotz bester Heilung eben doch wetterfühlig und man spürt ein Stechen, wenn Regen naht.


    Müssen wir das Ego also "sterben lassen", loslassen, auf andere art zunichte machen? Oder müssen wir das Ego einfach nur auf ein gesundes Maß reduzieren, es reflektiert betrachten und anerkennen, dass wir alle Menschen mit alten und neuen Verletzungen und Narben sind?


    Ich trage viel Trauma in mir - mehr als mir bis vor kurzem bewusst war - und ich schäme mich nicht dafür, dass diese Verletzungen nicht völlig verheilt sind. Es ist nicht meine Schuld, dass Menschen in meinem Umfeld (wissentlich oder auch unwissentlich) psychologische Schäden verursacht haben. Ich erkenne genau so an, dass ich anderen Menschen (wissentlich oder unwissentlich) geschadet habe. Ich erkenne an, dass ich zum Teil aus dem Ego reagiere. Aber ich werde mich nicht für meinen Schmerz entschuldigen. Ich habe ein Recht darauf, fehlbar zu sein, so wie jeder andere Mensch auch.


    Spiritualität heißt auch, Menschen in ihrer Fehlbarkeit anzuerkennen. Und ich wünschte mir, wir würden auch die Fehlbarkeit der Spiritualität anerkennen. Zu sagen, dass man das Ego ablegen muss, dass man alles an sich abprallen lassen sollte, weil ja eh nur das verletzte Ego reagiert, das ist in meinen Augen nicht der Weg. Das würde bedeuten dass wir keine Narben und keine Schmerzen in uns tragen dürfen. Ich denke, das ist uns als Mensch nicht möglich. Und ist Perfektion wirklich ein erstrebenswertes Ziel? Heißt spirituelles Erwachen wirklich, die Menschlichkeit abzulegen?


    Ausnahmsweise möchte ich euch mal ein Buch empfehlen:
    Ani Choying Drolma - Ich singe für die Freiheit

    Das Buch einer nepalesischen buddhistischen Nonne, die über ihr Leben berichtet, ihre schwierige Kindheit, die Motivation Nonne zu werden und ihre jahrzehntelangen Erfahrungen als Nonne, auf der Suche nach Erleuchtung, auf dem Pfad der Menschlichkeit. Sehr berührend finde ich dabei, wie bedingungslos ehrlich sie über ihre eigene Fehlbarkeit schreibt, über ihre Wutgedanken, ihren Schmerz, ihre Unkonventionalität.


    Wenn eine buddhistische Nonne, die seit rund drei Jahrzehnten im Kloster lebt, in manchen Situationen immer noch Wut und Schmerz erleben kann, und dies als Teil ihrer Menschlichkeit anerkennt, kann es dann wirklich so falsch sein?


    Hier noch ein Video von Ani Choying Drolma - ich finde ihren Gesang extrem berührend

    spirit.jetzt/mediathek/video/2329/

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

    Einmal editiert, zuletzt von Sasha () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Sasha mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo Sasha,

    zuerst möchte ich mich mal für diesen Beitrag hier bedanken!

    Denn immer, wenn ich solche Sätze lese, die du hier ansprichst, geht mir ähnliches durch den Kopf... sehr ähnliches.

    Und nun tauche ich mal ein, und nehme gezielt Sätze heraus.

    Ich lese oft "Reaktion xy ist nur ein Zeichen eines verletzten Egos" und es wird damit vermittelt, dass diese Reaktion unerwünscht oder nicht spirituell ist.

    Das ist dann ähnlich, als wenn man einem Kind etwas verbietet... erst dann wird es interessant... erst dann wird das Kind so richtig neugierig drauf.

    Sobald etwas unerwünscht ist, man sich dementsprechend weigert, fließt bereits die berühmte Energie hinein und es gewinnt - oh Wunder, wie seltsam - dadurch an Kraft...

    Daher erzähle ich mal etwas von einem Therapeuten, der gerne mit Bildern arbeitet und das, so finde ich, sehr gut macht. Dazu schildere ich mal eine Übung:


    Man nehme sich ein Klemmbrett und befestige einen Zettel daran, mit der Aufschrift: "Ego"...

    Dann wähle man drei Dinge, die man gerne macht, vozugsweise mit den Händen. Ich wähle die Malerei, arbeiten am PC oder Umarmen meiner Partnerin.

    Dann nehme man das Klemmbrett und halte es sich in etwa 20cm Abstand vor das Gesicht... wer sich diese Situation nicht so gut vorstellen kann, der mache diese Übung wirklich mal.

    Man beobachte, was dann passiert... Richtig, das Sichtfeld ist eingeschränkt und beide Hände voll zu tun... Wie lange kann man die Arme so halten?

    Dann beobachte man was passiert, sobald man das Klemmbrett direkt vor die Nase hält... Richtig, man sieht nichts mehr und beide Hände voll zu tun.

    Als nächstes wird es etwas schwieriger, man drücke das Klemmbrett von sich weg und jemand drückt von der anderen Seite dagegen.

    Stimmt! Das Klemmbrett verhindert die Sicht und die Arme werden nach kürzester Zeit schwer und lahm... Resultat: Das Klemmbrett hängt einem wieder direkt im Gesicht.

    Dazu kommt noch, dass man beide Arme erstmal ausruhen muss oder einfach nicht einsatzbereit sind.

    Was aber, wenn man das Klemmbrett einfach mal auf den Schoß legt?

    Richtig! Man hat beide Hände wieder frei, sogar die Welt zu umarmen... und, was noch schöner ist, man kann die Welt mit beiden Augen völlig uneingeschränkt sehen.


    Moral von der Geschichte:

    Sobald man etwas in den Fokus rückt, auf die eine oder andere Art und Weise, solang ist es für einen selber ein Thema... ein großes Thema unter Umständen.

    Und wie ich auf dieser Welt beobachten durfte, ist das Ego jener meist größer als gedacht, von denen man es kaum zu vermuten glaubt.


    Seit beginn des biologischen Lebens existiert nichts mehr ohne egoistischen Grund.

    Ich trage viel Trauma in mir - mehr als mir bis vor kurzem bewusst war - und ich schäme mich nicht dafür, dass diese Verletzungen nicht völlig verheilt sind.

    Nun, solang man in der westlichen Welt lebt, so meine Ansicht, ist es deutlich schwerer diese Verletzungen heilen zu lassen, als zB. in einem buddhistischen Kloster... Oder von mir aus auch christlichen Kloster.

    Denn diese westliche "Zivilisation", ihr wisst wie diese aufgebaut ist und was ich damit sagen möchte. Daher kürze ich es ab: Es ist aboslut menschlich...

    Ich habe ein Recht darauf, fehlbar zu sein, so wie jeder andere Mensch auch.

    Ich schätze sogar, dass jedes Leben ein Recht darauf hat. Fehlbarkeit ist genau das, was Entwicklung bedeutet... Ohne Makel, Mängel oder Fehler gäbe es den berühmten Stillstand.

    Daher ist es gut, fehlbar zu sein, mit allen Ecken und Kanten.

    Heißt spirituelles Erwachen wirklich, die Menschlichkeit abzulegen?

    Spirituelles Erwachen, so meine Sicht, bedeutet, das Ego transparent zu machen... eben zu durschschauen und anzuerkennen als Teil seines Daseins als Mensch.

    Es darf also sein und man darf auch gerne mal aus dem Ego heraus (re-)agieren... Denn ohne Ego wären wir nichts als ein Ameisenhaufen, der die Königin beschützt.

    Damit würde Individualität flöten gehen und das Schwarmbewusstsein hätte überhand genommen.


    Also in meinen Augen:
    Alles gut :-\^^°


    Grüße,

    NSN

    --- you only live once... again and again ---


    (bin offen für PNs)

  • Wir alle haben ein Ego und ich denke das ist an sich auch völlig in Ordnung. Natürlich ist es wichtig dem Ego nicht blind die Führung zu überlassen, ...

    Das Ego ist die Kurzform von Egoismus, dabei handelt es sich nicht um das Ich, das das geistige Bewusstsein, das der unsterbliche Kern seiner selbst ist, der der göttliche Funke im Menschen ist. Man würde polarisieren, also zu einem Grad einseitig oder gar fanatisch werden, wenn nicht des Menschen Entwicklung (nicht nur) über seine Inkarnationen hinweg gesehen würde, sonst würde zu moralisieren oder gar abzustrafen in Gefahr laufen, wie es aus dem Kirchlichen ja bekannt ist. Um die Entwicklung des Ich ist es in der Urvergangenheit gegangen und wird es noch weiter tun - es hat eine lange Geistesgeschichte und die Zusammenhänge des Ich sind komplex.

  • NoSpecialName Danke für deinen Beitrag dazu. Das mit dem Klemmbrett hat sich mir leider etwas entzogen (ich verstehe die Szene, aber die Bedeutung erschließt sich mir nicht ganz). Aber allgemein finde ich deinen Beitrag sehr berührend und ehrlich und er zeigt ziemlich genau was ich auch denke.


    Mistelzweig Wie so oft bei deinen Beiträgen muss ich leider sagen, ich verstehe nur Bahnhof. Ich mag Schachtelsätze ja selbst, aber ich habe es jetzt zwei mal gelesen und ich stehe total auf dem Schlauch. Magst du es noch mal anders erklären was du sagen wolltest?

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Speziell hier im Forum lese ich ständig was vom Ego und wie es uns in die Irre führt und sterben muss und so weiter.

    Im Human Design (mein derzeitiges Lieblingsthema :) sind Ego- und Herzzentrum ein und dasselbe, in der Mainstream Spiritualität sind es fast zwei unvereinbare Gegensätze. Dort repräsentiert das Herz in der Regel den Inbegriff es Guten und des Erwünschten, während das Ego verdammt und als Böse angesehen wird. Im Human Design repräsentiert das Herz-Zentrum Willenkraft, Wünsche und Ego. Laut Human Desing haben alle 9 Zentren, ganz gleich ob defniert oder offen, ihre Berechtigung. Einge von uns haben laut Human Design ein definiertes Ego (aber es sind nur 20% der globalen Bevölkerung), andere ein offenes Ego, welches über seine Offenheit fremd-konditioniert wird. Das bedeutet einfach, dass das Ego für 80% der Menschheit eine Fremdbestimmung darstellt, was in der Spiritualität dann auch zu dem Begriff des Negativen Ego's führt. Laut Human Design ist daran aber nichts negativ. Auch das undefinierte und fremdbestimmte Ego hat seine Bedeutung für und in unsere Gesellschaft. Das Problem damit ist allerdings, dass Menschen mit undefiniertem Ego (80% der Menschen) sich ständig dem Druck ausgesetzt fühlen, sich beweisen zu müssen. Aber das ist eben die Konditionierung durch das falsche oder negative Ego (nicht-Selbst). Wenn wir erkennen, dass wir (falls wir zu den 80% mit undefiniertem Ego gehören) niemandem etwas beweisen müssen, auch nicht uns selbst, dann stellt das Ego kein Problem mehr dar und kann uns gute Dienste leisten. Nur kontrollieren sollte es uns nicht. Es sei denn, wir besitzten eine Ego-Autorität, was aber nur für 1% der Menschen zutrifft.

    Lange Rede kurzer Sinn: ich stimme Sasha insofern zu, als dass wir das Ego nicht nur verdammen sollten. Es macht uns zwar Probleme, besonders wenn wir seinen Wert und seine Funktion nicht erkennen, aber ich sehe es ebenfalls nicht so schwarz/weiß wie viele.


    Dank an Sasha für den Input hier und die Eröffnung dieses wichtigen und komplexen Themas.

    Eine aus sich heraus existierende, objektive Welt, also etwas, dass seine "eigene Natur" unabhängig von etwas anderem besitzt, ist eine Gedankenform, die nur in der Vorstellung existiert.

  • Das Problem damit ist allerdings, dass Menschen mit undefiniertem Ego (80% der Menschen) sich ständig dem Druck ausgesetzt fühlen, sich beweisen zu müssen. Aber das ist eben die Konditionierung durch das falsche oder negative Ego (nicht-Selbst). Wenn wir erkennen, dass wir (falls wir zu den 80% mit undefiniertem Ego gehören) niemandem etwas beweisen müssen, auch nicht uns selbst, dann stellt das Ego kein Problem mehr dar und kann uns gute Dienste leisten.

    Eine sehr spannende Erklärung. Habe mich tatsächlich gestern zum ersten Mal etwas eingehender mit HD befasst und muss sagen es hat in vielen Punkten echt einen Nerv getroffen. Und es gibt da natürlich auch Hinweise, woran ich arbeiten oder worauf ich achten sollte. Fand es sehr spannend. Und das hier ist für mich tatsächlich Thema. Allein durch meine Neurodivergenz habe ich mich immer anpassen müssen und immer versucht zu beweisen, dass ich "gut genug" bin oder "richtig" bin und natürlich hat es nie richtig funktioniert. Je mehr ich mein Ego hinten an stelle, umso mehr erhalte ich den Lohn, um den ich vorher zu kämpfen versuchte. Aber gleichzeitig lerne ich auch, dass ich ein Stück meines Egos behalten will, weil es auch einen Zweck erfüllt.

    Lange Rede kurzer Sinn: ich stimme Sasha insofern zu, als dass wir das Ego nicht nur verdammen sollten. Es macht uns zwar Probleme, besonders wenn wir seinen Wert und seine Funktion nicht erkennen, aber ich sehe es ebenfalls nicht so schwarz/weiß wie viele.

    Gute Zusammenfassung!

    Dank an Sasha für den Input hier und die Eröffnung dieses wichtigen und komplexen Themas.

    Ich sagte ja, ich will gerne versuchen hier am "Miteinander" mit zu arbeiten. Das hier ist mein erster Schritt in eine neue Richtung.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Das Ego abzutöten oder zu eliminieren wäre absurd , denn wir brauchen es , nur nicht immer und in jeder Situation .

    Vieles kann dem Ego zugeschrieben werden , wichtig ist die Erkenntnis , dass wir uns mit sehr vielen Dingen identifizieren .

    Das Ego / Ich ist wichtig und notwendig um uns in dieser Welt zurechtzufinden , vor allem auch um miteinander interagieren zu können .

  • Ich mag Schachtelsätze ja selbst, aber ich habe es jetzt zwei mal gelesen und ich stehe total auf dem Schlauch. Magst du es noch mal anders erklären was du sagen wolltest?

    Schachtelsätze haben den Sinn, aufeinander aufzubauen; ihrer Logik, wenn ihre Ausgangsbasis überhaupt stimmt, muss man schon folgen können. Andererseits darf man von sich auch nicht erwarten, konzentriert Geschriebenes auch gleich bewusst verstehen zu können oder zu müssen, dafür wird bereits unbewusst wahrgenommen. Das bewusste Verständnis kommt dann später.

    Natürlich kann man auch nachfragen, aber eine pauschalisierte Frage ist einfach zu diffus für den, der antworten soll. Daher sollte schon konkretisiert werden, was am besten am ersten Punkt des Unverständnisses beginnen und sich zunächst darauf beschränken sollte.

  • Schachtelsätze haben den Sinn, aufeinander aufzubauen; ihrer Logik, wenn ihre Ausgangsbasis überhaupt stimmt, muss man schon folgen können.

    Was der Sinn ist, ist mir schon klar.

    Natürlich kann man auch nachfragen, aber eine pauschalisierte Frage ist einfach zu diffus für den, der antworten soll. Daher sollte schon konkretisiert werden

    Ich kann nicht konkreter werden, da ich keine Ahnung habe, wovon du überhaupt geredet hast. Daher meine Frage ob du die gleiche Aussage anders formulieren kannst.


    Wenn du das nicht kannst oder möchtest, ist das natürlich auch in Ordnung.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Mistelzweig

    Ich wollte eigentlich das gleiche schreiben, was Sasha schon schrieb, ich verstehe tatsächlich NICHTS von dem was Du schreibst bzw. wie Du es umschreibst.

  • Danke für das Thema, es birgt offenbar viel Stoff, um es von allen Seiten zu betrachten. :clever:


    Die Metapher mit dem Klemmbrett ist absolut genial! Sie zeigt, wie das Ego die Sicht einschränkt, aber auch die Handlungsfähigkeit. Das Klemmbrett ist nichts Böses, wir haben lediglich unseren Fokus darauf gerichtet, sodass es im Zentrum steht. Der Rest der Welt existiert nach wie vor, nur sehen wir es halt nicht, wir haben ein Brett vor dem Kopf.... Die Metapher amüsiert mich, sie ist vielsagend.


    Fazit: Wir benötigen keine Klemmbretter zu vernichten, weder anderen ihre Bretter, noch unsere. Und wenn wir ein Brett betrachten, einfach dran denken: Es ist ein Klemmbrett und nicht die Wirklichkeit.


    PS. Jetzt recherchiere ich im Internet, was ein Klemmbrett ist, ich habe das Wort noch nie gehört. :)

  • Sie zeigt, wie das Ego die Sicht einschränkt, aber auch die Handlungsfähigkeit.

    Nicht nur das Ego kann so sehr gut dargestellt betrachtet werden...

    Dieses Beispiel aus der Psychologie beschreibt die Vorgehensweise der Menschen, egal mit welchem Thema.

    Man nehme das Klemmbrett und schreibt statt "Ego" einfach mal "Angst" drauf... oder "Spielsucht" oder aber "Internetsucht"... oder eine beliebige Krankheit.

    Solang man es in Händen hält, hat man das, von dir Eisu korrekt erkannte "Brett vor dem Kopf" und ist dadurch eingeschränkt.


    Die Kernaussage hinter dieser Metapher ist:
    Akzeptiere es als Teil von dir. Nutze es oder sieh einer Einschränkung in die Augen und akzeptiere es. Erst dann verliert es an Gewicht... und damit dann an Macht.


    Grüße,

    NSN

    --- you only live once... again and again ---


    (bin offen für PNs)

  • Eben, auf dem Heiligen Balkon kam eine erneute Eingabe, was es mit dem Klemmbrett auf sich hat:


    Wir alle haben so ein Klemmbrett, wie es im Eingangspost bereits erkannt wurde. Und wir alle benutzen es unbewusst oder bewusst. Wir beschriften es und schreiben „Geschichten“ auf das Blatt am Klemmbrett. Da schreiben wir unsere Erfahrungen drauf, was wir glauben, was andere uns lehren und was wir uns selbst beibringen. All diese Geschichten schreiben wir in unser Unterbewusstsein. Auch das Unterbewusstsein ist ein Teil des Egos und es ist „Programmiert“ mit all dem, was wir auf das Klemmbrett schreiben. Wir sollten also achtgeben, was wir dauernd wiederholen, denn es wird zu unserer Realität:

    • Ich bin unfähig
    • das Leben ist hart
    • sie wollen mir alle schaden
    • ich bin nichts wert
    • ich bin ein Verlierer

    All solches festigen wir, je öfter wir es auf das Klemmbrett schreiben. In einem Buch, dessen Titel ich hier nicht erwähne, steht: Du lernst, was Du lehrst! Alles was wir glauben, meinen, wissen, ist ein Teil des Egos, der inneren Programmierung. Ist uns das klar, schreiben wir bewusster auf das Brett und sind achtsamer. Jetzt sind wir wirklich frei und Selbstbestimmt, statt dass „fremde“ Ideen uns beherrschen oder unsere Emotionen, welche auch ein Teil des Egos sind.


    Wie bekommen wir die Emotionen auf das Klemmbrett und finden wir weitere Anteile des Egos? :)

  • Worte (Gedanken) sind wie Farben.

    Man nehme sich einfach mal verschiedene Materialien und schreibt nicht nur auf das Papier des Klemmbretts... sondern klemmt die Leinwand auf eine Staffelei.

    Jeder, der einem begegnet, wird etwas darauf hinterlassen. Es liegt an einem Selbst, ob man bestimmte Bilder auf diese Leinwand (in Erinnerung) behält, also nachzeichnet...

    Oder man lässt die Bilder verblassen, kann diese aber auch übermalen... Sicher ist, man kann Bilder (Geschichten) auch abschließen und an die Wand hängen.

    Entweder als mahnendes Beispiel mancherlei Fehler nicht erneut zu begehen...

    Oder aber genau diese Dinge zu wiederholen, die einem wichtig sind oder Spaß machen.


    Grüße,
    NSN

    --- you only live once... again and again ---


    (bin offen für PNs)

  • Hier möchte ich ein schönes Zitat von Rudolf Steiner zum Thema "Ego" vorstellen. Es stammt vom SteinerWiki (GA-56), in welchem Steiners Lehren uns allen zur Verfügung gestellt werden. Ein Blick in Steiners Lehren lohnt sich sicherlich mal :)


    Zitat

    Manche Leute glauben, daß, wenn sie einem etwas recht Theosophisches sagen wollen, sie niemals genug versichern können: Alles was ich tue, will und möchte, das ist ganz selbstlos ge­meint. Ich will nur für die anderen Menschen wirken. - Sie ahnen meist nicht, wie egoistisch dieser Glaube ist. Wahr ist es, daß durch die Bekanntschaft mit den Wahrheiten der Geheimwissenschaft der Mensch allmählich wirklich zu dem kommt, was so schön angedeutet ist in dem Goethe-Wort: «Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.» Wahr ist es, aber es gehört fast alles, was die Geheimwissenschaft bieten kann, ihr Höchstes und ihr Tiefstes, dazu, um dieses Ideal zu erreichen. Es wird am besten dann erreicht, wenn man möglichst wenig davon spricht und es möglichst direkt erstrebt.


    Diejenigen sind am wenigsten selbstlos, die am meisten der Selbstlosigkeit sich rühmen, wie diejenigen gewöhnlich die Unwahrsten sind, die nach jedem dritten Satz das Wort «wahrhaftig» im Munde führen. Auch dem liegt ein tiefes Gesetz zugrunde im Okkultismus. Zuerst handelt es sich darum, tiefer und tiefer in die wirklichen Wahrheiten und Erkenntnisse der Geheimwissenschaft einzudringen, und nicht solche Ideale sich vorzusetzen, wie: Du sollst dein Ich überwinden. - Mit einer solchen Phrase ist gar nichts getan. Es ist nichts getan, wenn zum Beispiel ein Ofen hier steht und ich sage zu ihm: Du sollst ein braver Ofen sein, du mußt das Zimmer warm machen. - Sie können ihn strei­cheln und liebevoll behandeln, aber damit ist nichts getan. Erst wenn Sie dem Ofen Holz geben, wird er heizen. So nützt es auch gar nichts, der Welt Tugend, Selbstlosigkeit, Freiheit zu predigen. Das Richtige ist, einzuheizen, dem Menschen Heizmaterial zu geben; und das Heizmaterial sind die geheimwissenschaftlichen Wahrheiten. Wie das Holz und die Kohlen den Ofen warm machen, so machen die wirklichen geheimwissenschaftlichen Wahrheiten den Menschen nach und nach selbstlos. Und warum? Weil sie in vielem das Interesse abziehen von dem kleinen Punkte, den man das Ich nennt. Die theosophischen oder geheimwissen­schaftlichen Wahrheiten sind so groß, so mächtig und be­deutsam, nehmen uns so stark in Anspruch, daß wir uns nach und nach als Einzelpersönlichkeit höchst uninteressant vorkommen. Man lernt erst, wie uninteressant die Einzel­persönlichkeit ist. Dieses Lernen, wie uninteressant die ein­zelne menschliche Persönlichkeit ist, dieses Lernen an sich selbst, wenn es herbeigeführt wird durch das Heizmaterial der geheimwissenschaftlichen Wahrheiten, das führt den Menschen erst zur Befreiung vom Egoismus.


    Wenn Sie die Dinge von Grund aus betrachten, dann ist der Egoismus überhaupt nicht etwas, was von einem höhe­ren Gesichtspunkte aus nicht einbezogen wäre in die gött­liche Weltordnung. Er ist von einem höheren Gesichtspunkte aus etwas sehr Gesundes. Denken Sie sich einmal, wenn viele Menschen unserer Zeit, unserer heutigen Menschheits­entwickelung, nicht aus Egoismus dieses oder jenes unter­lassen würden, wenn sie nicht aus Selbstsucht das eine oder das andere nicht tun würden, weil sie rein aus egoistischen Gründen wissen, was es für Folgen bringt -, denken Sie sich, was das für Schädlinge in der Menschheitsentwickelung wären! Wahrlich, die Weltenweisheit hat dem Menschen den Egoismus eingepflanzt, um ihn über eine Entwicke­lungsstufe hinwegzuführen, um ihn zu packen an dem Selbst, damit er es so bedeutungsvoll und wertvoll mache, wie er es nur machen kann.

    Eine aus sich heraus existierende, objektive Welt, also etwas, dass seine "eigene Natur" unabhängig von etwas anderem besitzt, ist eine Gedankenform, die nur in der Vorstellung existiert.

  • Hey Leute,


    ihr habt mal wieder ein mega interessantes Thema gefunden, das kommt genau zur richtigen Zeit für mich. ^^


    Ich tu mich echt schwer damit, mir einzureden, dass ich für andere Menschen lebe. Mit ihnen in Frieden zu leben, fühlt sich für mich einfach besser an. <3


    In der Schweiz gibt es so 'ne Werbung von 'ner "Krankenkasse":


    Da wird 'ne kleine Gartenparty gezeigt, mit Leuten, die voll am Feiern sind. Plötzlich fängt es an zu regnen. Eine Person, nennen wir sie Petra, schnappt sich 'nen Sonnenschirm und stellt sich drunter. Die anderen Gäste sehen das und huschen lachend zu Petra und sind auch vor dem Regen geschützt. Und dann kommt der kluge Spruch: "Wenn's Petra gut geht, geht's uns allen gut". <3


    Mal angenommen, alle ausser Petra würden unter dem Schirm stehen und sehen, wie Petra "leidet", würden sie dann gut drauf sein? Das Ego zu verteufeln oder so zu tun, als hätte man keins, ist wohl 'n Weg, der zum Scheitern verurteilt ist. Wir haben alle 'n Ego, aber wir sind keins!


    Ich bin immer vorsichtig, wenn die Selbstlosen ankommen. ^^


    Übrigens, mich stört der Begriff "Krankenkasse", "Gesundheitskasse" fühlt sich viel besser an. Lasst uns lieber die Gesundheit fördern, anstatt die Krankheit.

    Liebe Grüsse in die Runde

    Euer Optimist

  • Danke für das anregende Zitat von Rudolf Steiner. Es bringt etwas auf den Punkt, wofür mir bisher die Worte fehlten. Dass in den "Advaita-Reden" hier auf dem Portal, etwas nicht stimmt, das spüre ich schon lange, das Steiner-Zitat benennt es wunderbar:

    Zitat

    [...] Weil sie in vielem das Interesse abziehen von dem kleinen Punkte, den man das Ich nennt. [...]


    [...] Die theosophischen oder geheimwissen­schaftlichen Wahrheiten sind so groß, so mächtig und be­deutsam, nehmen uns so stark in Anspruch, daß wir uns nach und nach als Einzelpersönlichkeit höchst uninteressant vorkommen. [...]

    In diesem Blog wird Advaita in einer völlig anderen Energie vorgestellt und hat meiner Auffassung nach auch Hand und Fuss: Laya Yoga und Anuttara Yoga Tantra . Man muss sich nur klar darüber werden, dass es schlicht keinen Sinn ergibt, als Mensch, mit einer ureigenen Natur geboren zu sein, um dann so zu tun, als gäbe es dieses Wesen nicht. DX


    Die beiden Zeilen oben sagen im Grunde alles: Das (eigene) Ego (an)erkennen, um zu erkennen, wie bedeutungslos es ist – wo bleibt dann noch dieses aufgeblasene Ich?


    WIR wollen uns nicht länger an Phrasen oder Dogmen orientieren, sondern erkennen, was sie bedeuten. Einmal verstanden, können wir sie auch erklären und das Wissen nachvollziehbar mitteilen.

  • Im Human Design (mein derzeitiges Lieblingsthema :) sind Ego- und Herzzentrum ein und dasselbe, in der Mainstream Spiritualität sind es fast zwei unvereinbare Gegensätze. Dort repräsentiert das Herz in der Regel den Inbegriff es Guten und des Erwünschten, während das Ego verdammt und als Böse angesehen wird. Im Human Design repräsentiert das Herz-Zentrum Willenkraft, Wünsche und Ego.


    Kleine Anmerkung vorweg - es sind 30 % die es definiert haben - also auf jeweils eine gewisse Art und Weise festgelegt sind, wie wir unser Ego ausleben.


    Bezüglich Chakrenlehre ist das HerzZentrum im Human Design geteilt in

    HerzZentrum = Ego & Willensstärke & Durchsetzungsvermögen

    G-Zentrum = Identität & SelbstBewusstSein & Liebe


    Wenn wir uns das HerzChakra in Kombination von Chakrenlehre und Farbenlehre anschauen, dann werden diesem 2 Farben zugeordnet

    grün = organisch

    rosa = zwischenmenschlich

    ihr seht also, es ist jetzt nichts Aussergewöhnliches, dass es dabei eben 2 unterschiedliche Ebenen von Thematiken - bzw. eben 2 Zentren gibt.


    Ich gestehe, ich liebe mein definiertes EgoZentrum ;)
    Und ich hab erst mit 50+ begonnen, mich nicht mehr immer zurück zu nehmen, sondern endlich etwas egoistischer zu werden und zu re.agieren.

    Vielleicht auch noch dazu geschrieben, mein LetztEx hatte Ego Autorität - und ja, das war echt heftig - aber er ist gsd eben Ex - und ich hab durch ihn letztendlich endlich gelernt, dass ich meine Harmoniesucht endlich ablege - naja, daran arbeite, sie mehr in den Hintergrund zu rücken ;)


    Meine Erkenntnis der letzten 16 Jahre ist, dass es beim HerzZentrum darum geht, dass wir etwas tun, wofür unser Herz brennt - dann ploppt diese Willensstärke und das Durchsetzungsvermögen quasi automatisch auf. Wenn wir, die wirs definiert haben, etwas vom Verstand her initiieren, haben wir die gleichen Probleme wie jene Menschen, die es nicht definiert haben - es wird fallweise mühsam und zäh.


    Was für mich die wichtigste Erkenntnis war - und ist - dass sich Menschen, die das HerzZentrum nicht definiert haben, keine Ziele setzen sollten - keine SMARTen - und sonst wie definierten - also diese ganzen Strategien mehr Stress machen - als dass sie letztendlich bringen würden. Ich hab mich darüber auch ne Zeit lang intensiver mit einem befreundeten MentalTrainer ausgetauscht - hatte das Thema Ziele auch während meiner NLP Ausbildung als AbschlussArbeiten beim Practitioner und Master Practitioner - und der hat es mir letztendlich auch bestätigt, dass er das auch nicht mehr so streng sieht mit den Zieldefinitionen.


    Noch etwas bezüglich definiert oder nicht - der Zustand ist eigentlich egal, also sagt gar nichts darüber aus, ob jemand egoistisch - oder sogar narzisstisch veranlagt ist - manchmal sind die, die es nicht definiert haben, "ärger" als jene, die es definiert haben ;)


    Also ich liebe mein Ego <3 (<3) :*

    Kreiere deine eigenen magischen Momente <3

    Erkenne dich selbst mit Human Design und mache dir dein UnBewusstes zum BFF (<3)