Die Gnade Gottes

  • Ich möchte einen Beitrag von Tom Montalk (https://montalk.net/) aus seiner Telegram-Gruppe mit euch teilen, da ich aus eigener Erfahrung ganz ähnliches erlebt habe. Es geht darin um die Gnade Gottes und wie wir sie erfahren können. Wie siehts bei euch aus? Habt ihr so etwas ähnliches wie die Gnade Gottes auch selber schonmal erfahren? Wie hat sich das für euch dargestellt?


    LG,

    Asa


    "Es ist wahr, dass die Gnade gegeben wird, aber wir selbst tragen dazu bei, ihren Segen zu ermöglichen, indem wir uns öffnen, um sie zu empfangen, indem wir schweigen, um sie zu spüren, und indem wir uns läutern, um für sie geeignet zu sein." - Paul Brunton


    In diesem Zitat aus dem Buch "The Gift of Grace" (Das Geschenk der Gnade) spricht Brunton davon, dass das Höhere Selbst (das er die Überseele nennt) beschließt, nach unten zu greifen und unser Bewusstsein mit einem Geschenk der Erleuchtung oder göttlichen Einstimmung zu berühren.


    Dies ist eher ein gnostisches Konzept als die moralistische christliche Mainstream-Sichtweise, die Gnade als eine Begnadigung durch Gott sieht, die denjenigen zuteil wird, die ihre angeborene Sündhaftigkeit zugeben.


    In beiden Fällen handelt es sich nicht um etwas, das direkt verdient oder erzwungen wird, sondern um etwas Auserwähltes, das gegeben wird, wenn die höhere Intelligenz entscheidet, dass man bereit dafür ist.


    Es gibt also Vorbedingungen. Man muss bereit sein. Aber was als bereit gilt und was der Zeitpunkt und die Art der Gnade sein wird, liegt letztlich in der Hand des Göttlichen.


    Ich glaube, es ist eine Kombination aus mehreren Faktoren:


    1. Wie gut es in Dein Schicksal passt. Wenn es unbedingt sein soll, dann kannst du dich innerlich und äußerlich an der dunkelsten Stelle befinden, und die Gnade wird trotzdem kommen. Aber wenn es dein Schicksal und alle, die davon abhängen, dass du deine Rolle spielst, zerstören würde, oder wenn es keine Rolle in deinem Schicksal spielt, dann wird es nicht geschehen. Die Menschen befinden sich in der Regel zwischen diesen beiden Extremen und haben die Möglichkeit, sich auf die Bereitschaft zur Gnade zuzubewegen, wenn sie wollen, aber es liegt an ihnen.


    2. Wie übersinnlich du bist. Da der Kontakt mit dem Göttlichen innerlich stattfindet, ist ein gewisses Maß an psychischer Schnittstelle zwischen deinem Verstand/Seele und der göttlichen Intelligenz erforderlich. Es gibt unglaublich viele Menschen, die nicht übersinnlich sind, aber niemand ist Null (sonst könnte das Bewusstsein dem Körper nicht bedienen). Theoretisch könnte die göttliche Intelligenz dich vorübergehend psychisch öffnen, egal in welchem Zustand du dich befindest, aber meiner Erfahrung nach scheint es Regeln zu geben (in Bezug auf den freien Willen und die Konsequenzen), die jemanden davon abhalten, das zu wollen. Wenn also jemand durch Meditation, Gebet usw. auch nur etwas übersinnlicher wird, wäre es dann leichter, die göttliche Intelligenz zu spüren und von ihr direkt beeinflusst zu werden.


    3. Wie eingestimmt du bist. Einstimmung bezieht sich hier auf Seelenresonanz, Schwingungen, Reinheit, Licht, usw. Ein Samenkorn kann in hartem, trockenem Boden keine Wurzeln schlagen, und Gnade kann in einem verhärteten Herzen nicht leicht erblühen. Es reicht nicht aus, nur bis zu einem gewissen Grad übersinnlich zu sein, denn das ist nur das Einschalten des Radios. Man muss auch die Frequenz auf den richtigen Teil des Spektrums einstellen. Hier kommen Emotionen/Glauben und das, worauf du ausgerichtet bist, ins Spiel. Im Christentum und im Sufismus zum Beispiel ist die totale Liebe und Hingabe zu Gott genau das Richtige. Der Grund dafür ist zum Teil (1) mechanistisch, da man eine Gedankenform mit diesen höheren Schwingungsmustern aufbaut, die als Brücke zwischen der eigenen Welt und der göttlichen Welt fungiert und eine leichtere Kommunikation in beide Richtungen ermöglicht. (Ich sehe es als eine Verstärkung der Quantenverschränkung zwischen Bewusstseinen in verschiedenen Bereichen). Und (2) volitional, was mit dem freien Willen zu tun hat, der auf folgendes hinaus läuft:


    4. Wie engagiert du bist. Der freie Wille ist, wie immer, das, worum es letztlich "hier" geht. Negative Kräfte versuchen, ihn zu verletzen, positive Kräfte versuchen, ihn zu verteidigen, und alles, was wir im Leben tun, ist ein Zeichen dafür, wofür wir uns entscheiden zu stehen, zu handeln und uns danach auszurichten. Diese kleinen Entscheidungen und das, was sie über uns aussagen, fließen in unseren Zustand der Bereitschaft ein. Das ist die eine Hälfte; die andere Hälfte ist das, was der höhere Teil von dir als angemessen für dich ausgewählt hat (und hier kommt das Schicksal ins Spiel). Wenn du ein Glas Wasser anbieten kannst und vor dir stünden drei Menschen, einer, der Wasser hasst, einer, der nur neugierig ist, und einer, der den ganzen Tag unterwegs war und Durst hat, wem würdest du es geben?


    Es ist also wichtig, die Falle der Magier zu vermeiden, die glauben, dass sie durch bestimmte Rituale und die Nutzung von Willenskraft die höhere Schöpfung zwingen können, sich ihren Launen zu beugen. Es gibt einen unabhängigen, objektiven göttlichen Rahmen mit Wesen, die weiser und mächtiger sind als wir, mit Regeln, die wir nicht brechen können und von denen wir gut beraten wären, sie nicht zu beugen.


    Letztlich geht es bei der Bereitschaft zur Gnade nicht darum, uns selbst zu verraten, geschweige denn, uns wie Primitive vor einem wankelmütigen, eifersüchtigen Gott niederzuwerfen, sondern darum, das Wahre, Authentische und Göttliche in uns und um uns herum zu erkennen und den geraden und schmalen Weg zu gehen, den es erleuchtet.


    Von Montalk auf Telegram am 01. July 2023

    Eine aus sich heraus existierende, objektive Welt, also etwas, dass seine "eigene Natur" unabhängig von etwas anderem besitzt, ist eine Gedankenform, die nur in der Vorstellung existiert.

  • Habt ihr so etwas ähnliches wie die Gnade Gottes auch selber schonmal erfahren? Wie hat sich das für euch dargestellt?

    Es ist aus meiner heutigen Sicht verwirrend, den Begriff Gott zu verwenden, obwohl dieser, auf der Suche, ein bedeutender Fixpunkt ist. Solange sich das Göttliche für einen Menschen nicht offenbart, muss das so sein. Immer wenn wir im Dunklen tappen, brauchen wir ein Licht am Horizont und dieses Licht verbindet sich mit dem Begriff Gott, oder Erleuchtung, oder den vielen anderen Begriffen, die notwendig sind um sich zu Orientieren.


    Wenn sich dass zeigt, was sich hinter dem Begriff verbirgt, dann erst fällt die Vorstellung ab. Diese sogenannte Gnade Gottes, war für mich das Wegfallen von Vorstellungen - also Vor-stellungen. Ich kann kein besseres Bild dafür zeigen, als unsere eigen Kindheit. In der frühen Kindheit waren keine Vorstellungen, da war nichts davorgestellt, es wurde nur Wahrgenommen und hat daraus reagiert. Jesus sagte: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen". Das ist die Essenz der Wahrheit, der "Gnade Gottes".


    Wenn ich Wahrnehme bin ich eins mit dem was ist. Die Wahrnehmung ist keine gedankliche Wahrnehmung, sondern eine universelle Wahrnehmung. Universelles Bewusstsein könnte man sagen. Die Reihenfolge, die wir Menschen bei unserer Geburt durchlaufen ist zuerst die Wahrnehmung, dann die Bewusstwerdung, ich werde mir der Welt und mir selbst Bewusst und dann folgt die Identifizierung. Wir sind meist mit Vorstellungen, Erwartungen, Meinungen, Ideologien usw. identifiziert. Wenn wir wieder Wahrnehmende werden, könne wir in beide Richtungen schauen. In die Welt, die vor uns liegt und in das Unendliche aus dem wir kommen. Wenn das Unendliche sich zeigt, erkennen wir auch die Welt. Wenn man aber in der Welt verloren scheint, sehen wir nur das Licht am Horizont, dann brauchen wir eine Vorstellung. Alles Weltliche ist nur eine Vorstellung, also ein Illusion.

  • Habt ihr so etwas ähnliches wie die Gnade Gottes auch selber schonmal erfahren? Wie hat sich das für euch dargestellt?

    Es dauerte einige Zeit, bis ich erkennen konnte, was Asa mit ‚Gnade Gottes‘ meint. Im Grunde führte Robert Beitrag dazu, dass ich verstehen konnte: RE: Die Gnade Gottes. Die Gnade Gottes ist ein Geschenk, ein Erwachen, das während des Studiums von Ein Kurs in Wundern geschah. Wie vermutlich bei den meisten «Studenten», war das Ego auf der spirituellen Suche. Intellektuell konnte ich bis dahin so einiges verstehen was Eckhart Tolle, Werner Ablass oder Don Muguel Ruiz lehren, doch offensichtlich war es rein ein spirituelles Ego, welches sich hier bildete. Möglicherweise war ich bereits erwacht damals, jedoch wusste ich nicht, was ich nun mit dem Wissen oder den Erkenntnissen tun sollte. Zudem war ich von «Advaita», wie sie Werner Ablass lehrte, ziemlich verunsichert. Ich ging in einen passiven Modus und unterdrückte vieles, was sich eigentlich durch mich zeigen wollte. Also ging die Suche weiter und das nächste Buch war an der Reihe: Ein Kurs in Wundern.


    Bei der Lektüre des Textbuches geschah im Grunde das, was Robert beschreibt: «Die Vorstellung fiel ab». Das ist eine Gnade Gottes, weil kein Tun, keine Praktik, nichts diesen Zustand erreichen kann – es geschieht. Plötzlich sass ich da, mit einem heissen Kopf, die Schamesröte im Gesicht. Urplötzlich erkannte ich, welches Theater ich aufführte und sah die wirkenden Mechanismen, welche die «Erkenntnis» vor mir verborgen hielten. Momente der Verwunderung zeigten sich: «Wie konnte ich diese simple WAHRHEIT übersehen und wem möchte ich etwas vormachen?» Es war ein Moment, wie ihn Robert öfter mal mit «Des Kaisers neuen Kleider» beschrieben hatte, ich fühlte mich splitternackt.


    Nun war sie da, die Erkenntnis, doch, was soll ich jetzt damit machen? Da gibt es auch noch die Prägungen, Gewohnheiten und Dinge, denen wir uns nicht bewusst sind. Geht jetzt eine neue Suche los? Nein, die Suche ist beendet, jetzt kann endlich gelebt werden – Hier und Jetzt! Es bleibt im Grunde alles beim Alten, einfach in einem lebendigen Geist. Ein buddhistisches Sprichwort sagt: «Vor der Erleuchtung wirst du Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung wirst du Holz hacken und Wasser tragen.» Also absolvierte ich den Kurs vollständig und schaue immer mal wieder rein.


    Ja, es ist eine Gnade - entweder sie geschieht oder sie geschieht nicht, das spielt keine Rolle. :)

  • weil kein Tun, keine Praktik, nichts diesen Zustand erreichen kann – es geschieht. Plötzlich sass ich da, mit einem heissen Kopf, die Schamesröte im Gesicht. Urplötzlich erkannte ich, welches Theater ich aufführte und sah die wirkenden Mechanismen, welche die «Erkenntnis» vor mir verborgen hielten.

    Ja, wenn solch eine Erkenntnis, so ein tiefes Verstehen, plötzlich auftaucht - ganz ohne das man etwas dafür tut oder getan hat - das nenne ich dann "die Gnade Gottes". Das sind dann Momente in denen das Ego völlig ausgeblendet ist und man seine eigenen Ego-(Abwehr)-Mechanismen klar erkennt. Wieso diese Gnade jemanden trifft, so unverhofft und tief, ist mir bis heute noch schleierhaft.

    Eine aus sich heraus existierende, objektive Welt, also etwas, dass seine "eigene Natur" unabhängig von etwas anderem besitzt, ist eine Gedankenform, die nur in der Vorstellung existiert.

  • Ein Kurs in Wundern spricht auch von der „Gnade Gottes“. Für einen Sucher kann sich dies ohnmächtig anfühlen: „Was, wenn ich diese Gnade nicht empfange?“


    Der Kurs gibt den Schülern einen Hinweis. Er erwähnt, dass wenn der Schüler sich Gott hingibt, Gott auf den Schüler zugeht. Es könnte darauf hindeuten, dass der Schüler oder spirituell Suchende den Empfang der Gnade begünstigen kann. Dafür muss er aus tiefstem Herzen erwachen wollen und sich hingeben. Ein egoistisches sich Hingeben, etwa weil man sich ein Vorteil verspricht, ist damit nicht gemeint. Vielmehr ist gemeint, dass die Einsicht erworben ist, dass ICH nicht die Erlösung (von Leid und Elend) sein kann. ICH WILL (von ganzem Herzen) dem einen SEIN weichen und EINSSEIN.


    Indira veröffentlichte einen Blog-Artikel, der dies noch einmal betont:

    Der spontane Weg führt über die anstrengungslose Selbsthingabe gegenüber dem absoluten Selbst.

    In diesem Artikel werden zwei Wege beschrieben, einer, der mit Anstrengung verbunden ist und eben jener, der ohne Anstrengung gegangen werden kann und zu dem führt, was wir „Die Gnade Gottes“ nennen können. Es ist ein schöner Artikel und lesenswert. Er zeigt, dass Bewusstheit an keine Kultur oder Glaubensrichtung gebunden ist.


    Mit diesem Wissen legt sich vielleicht die Besorgnis des Suchers, nicht von der Gnade Gottes beschenkt zu werden.


    P.S. Hi hi, leider bin ich den anstrengenden Pfad gegangen und empfing das Geschenk erst, als ich alle Anstrengungen aufgab. :‘-)