"Am richtigen Ort" leiden und leiden lassen

In Anlehnung an die Werke des Rückführungstherapeuten, ALEXANDER GOSZTONYI, (insbesondere "Das grosse Buch der Seele"), die meinen spirituellen Weg massgeblich geprägt haben, werde ich hier auf das Thema "Leiden" eingehen.


Aus dem Blickwinkel der Reinkarnationslehre ist die Entwicklung der Seele eine stufenweise stattfindende Entfaltung unserer Anlagen und Fähigkeiten. Dies betrifft auch die Entwicklung unserer Gefühlsfähigkeit und damit die Fähigkeit "am richtigen Ort" zu leiden, das heisst, zutiefst sinnvoll zu leiden. Leidet der Mensch aus egoistischen Gründen, weil er verletzt, gekränkt, übergangen - oder weil ihm etwas weggenommen wurde (Besitz, Personen, Ehre etc.), so leidet er am "falschen Ort". Im Verlauf unseres Seelenweges wächst unsere Einsichtsfähigkeit und damit das Bewusstsein, dass unser Leiden nur deswegen entstehen konnte, weil wir früher anderen selber ein ähnliches Leid zugefügt haben. Doch auch diese Erkenntnis führt noch immer dazu, dass wir "am falschen Ort" leiden. Erst wenn wir in erster Linie deshalb leiden, weil wir uns schämen, einst ein so unliebsames, rücksichtsloses und gefühlloses Verhalten gehabt zu haben, wird unser Leiden produktiv. Denn nun macht es uns darauf aufmerksam, was andere unseretwegen erlitten haben. Im eigentlichen Sinne produktiv wird unser Leiden aber erst, wenn es am "richtigen Ort" stattfindet und in uns die Absicht weckt, niemandem mehr Leid zuzufügen, weil wir jetzt genau wissen, was "leiden" heisst.


Auch "am richtigen Ort" leiden zu lassen, ist etwas, was wir allmählich zu lernen haben. Immer dann, wenn es um das seelische Wohl und vor allem um die innere Entwicklung geht, ist Leiden nicht nur zulässig, sondern sogar erforderlich. Bei jeder echten Hilfe geht es darum, jemanden zu unterstützen, Klarheit über sich zu verschaffen und ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, was im ersten Augenblick für jeden leidvoll sein wird. Wir müssen lernen zu ertragen, wenn infolge unserer Hilfeleistung unbeabsichtigt Leiden entsteht. Der Leidensweg ist nicht nur der Weg zur Reinigung, sondern auch der Weg, der uns zur inneren Wandlung und schliesslich zur Läuterung führt.

Sind wir zu Mitgefühl im echten Sinne fähig, werden wir mit dem Leidenden innerlich mitgehen, ihn dabei seelisch unterstützen und für ihn um Licht bitten. Denn das Licht erleuchtet den Leidenden, indem es ihm ermöglicht, die Gründe seines Leidens zu erkennen und somit das Leiden selbst leichter zu akzeptieren. Es regt ihn zur Änderung seiner Haltung an und leitet seine innere Wandlung ein.


Das Leiden hat mit dieser tiefen Erkenntnis und Einsicht für mich ein anderes Gesicht bekommen. Der ewige Teufelskreis von Selbstmitleid und Opferrolle ist durchbrochen worden und ist einem intensiven Gefühl von Selbstverantwortlichkeit gewichen. Es geht für mich nicht darum, an Geschichten der Vergangenheit zu haften. Es geht vielmehr darum, das Vergangene und die Auswirkungen auf das Hier und Jetzt zu verstehen - nicht nur mit dem Verstand, sondern vor allem mit dem Herzen (mit der Herzensintelligenz). Der Verstand analysiert, mit der Herzensintelligenz haben wir aber die Möglichkeit, in allem einen Zusammenhang zu erkennen. Und dies ermöglicht uns unter anderem, den Sinn des Leidens einzusehen und das Leiden produktiv zu machen.

Denn hinter allem steht an erster Stelle der Entwicklungsgedanke - alles, was uns ermöglicht zu wachsen, ist sinnvoll und im Einklang mit dem göttlichen Seelenplan. :sieg:

Kommentare 1

  • Wow, grossartige Gedanken und sehr hilfreich, für einen freundlichen Spirit, wie ich finde <3


    Ich bin stets daran interessiert, die Dinge nachvollziehen zu können, glauben des Glaubens willen, damit habe ich ziemlich leidvolle Erfahrungen gemacht XD


    Warum kann ich die Worte von Beatrice nachvollziehen? Sie erinnern mich an die Lehren Christi oder den Kurs in Wundern. Dort wird ein Wort benutzt, welches ich über viele Jahre nicht nachvollziehen konnte: "Sühne". Ich finde, dass der Artikel von Beatrice, exakt und verständlich erklärt, was Sühne ist: "Sich am richtigen Ort schämen, also leiden". Nicht etwa, um jetzt im Selbstmitleid zu versinken, sondern um den Kurs wechseln zu können. Jetzt erst sind wir ermächtigt zu lernen, durch die Sühne. Ohne die Einsicht, dass ich unnötig leide oder Leid verbreite, werde ich mein Verhalten nicht ändern (wollen).


    Danke für diesen Artikel, er liefert mir tatsächlich Antworten zu Rätsel, welche ich noch entwirren darf und vor allen Dingen verstehe ich das Wort "Sühne" endlich!:) <3


    Alles Liebe,

    Eisu