JAHRMARKTBESUCH und WER SIND WIR?

JAHRMARKTBESUCH und WER SIND WIR?


Unsere Existenz als Seele ist vielleicht vergleichbar mit einem Jahrmarktbesuch. Gott hat den Jahrmarkt des Lebens erschaffen. Und wir sind Seelen und spazieren über diesen Jahrmarkt, und die Geisterbahn ist das Erdenleben. Der Breakdance ist Stern 025XY. Das Spiegelkabinett ist in fernen Jenseits-Galaxien. Jedes Fahrgeschäft lädt uns Seelen zu einem Erlebnis, zu einer Erfahrung, zum Erleben und Erfahren von bestimmten Gefühlen ein. Wir wählen selbst aus, wo wir mitfahren und was wir auf dem göttlichen Jahrmarkt des Lebens essen, naschen, kosten, erleben und ausprobieren wollen. Das ist so wunderbar, so herrlich, so göttlich, so schön.


Und glaube nicht, dass die Erde alles ist, was Gott Dir als Seele zu bieten hat. Es gibt noch unzählige Erfahrungen mehr. Sie stehen Dir und mir und uns allen offen. Du darfst JETZT mit dieser irdischen Erfahrung abschließen, alles loslassen und Dich neuen Erfahrungen hingeben. Das hat allerdings nichts damit zu tun, sich vor lauter Tatendrang, Neugier und Übereifer jetzt hier auf der Erde zu suizidieren, um auf diesem Wege schnellstmöglich andere, neue Abenteuer zu erfahren. Auch jeder Suizid wäre und ist eine willentliche Handlung Deines irdischen Ich. Dein Ego würde handeln. Und dummerweise kannst Du Dein Ego nicht hinter Dir lassen, solange Du durch es handelst. Wenn Du den Ausgang finden willst, wo es rausgeht aus diesem Erden-Spielplatz, dann musst Du es eben nicht mehr wollen.


Da ist sie wieder, diese vermaledeite Paradoxie unseres irdischen Lebens. Du kommst aus dem Energiefeld des irdischen Seins nur raus, wenn Du nicht mehr raus willst. Und es ist bekanntermaßen schier unmöglich, zu wollen, dass ich nicht mehr will. Und so hält Gott oder das Leben uns ‚gefangen‘, bis wir es irgendwann gelernt haben, zu SEIN ohne zu wollen. Einfach ICH BIN und GESCHEHEN LASSEN, frei von allen Bewertungen, Identifikationen und Verhaftungen. Frei vom Ego. Jenseits der Identifikation mit unserem Körper, mit unseren Gefühlen und mit unseren Gedanken.


Und ich selbst bemerke und beobachte, wie ich diese Worte jetzt in diesem Moment gerade schreibe, und Du kannst Dir sicher sein, dass ich es selbst noch nicht kann, was ich hier schreibe. Ich schreibe etwas, was ich selbst noch nicht in der Lage bin zu praktizieren. Und doch weiß ich, dass es richtig ist, so, wie es hier steht.



AUFHEBEN DER IDENTIFIKATION


Das Betreten der Arche und das Abstreifen und Zurücklassen des Ego bedeutet das Aufheben unserer Identifikation mit uns als Person. Du bist dann ein seiendes ICH ohne Persönlichkeit, ohne Story, ohne Geschichte. Du hast Dich von allen Verhaftungen an Deine Vergangenheit und Deine Zukunft befreit. Es gibt Dich nur noch im JETZT.


Und dieser Prozess ist so ähnlich, wie lebendig zu sterben. Lebendig sterben hört sich auf Anhieb nicht so schön an. In Wirklichkeit ist es das Schönste, was Dir passieren kann. Denn – ob Du es glaubst oder nicht – auch hierin ist natürlich mal wieder eine göttliche Paradoxie verborgen. Lebendig zu sterben bedeutet in Wirklichkeit: sterben, um zu leben.


Wie kann das sein?


Vielleicht erinnerst Du Dich schwach daran, dass in vielen kirchlichen Versen davon die Rede ist: sterben, um zu leben. Heute schauen wir uns an, warum dies wahr ist, und wer stirbt, und wer lebt.



WER BIN ICH?


Du lebst! Das ist schon mal eindeutig klar. Du hältst dieses Buch in Deinen Händen und liest es, und Du lebst. Nun wollen wir uns „des Pudels Kern“ mal etwas genauer anschauen … Wer ist „Du“? Wer bist Du? Oder wenn Du von Dir sprichst: Wer bin „ich“? Oder: Wer BIN ich?


Hier braucht es JETZT eine neue, klare Sicht der Dinge. Bisher hast Du, wie alle normalen, gesunden Menschen, Folgendes gedacht: Du bist davon ausgegangen, dass Du DU bist, einfach mit dem, was Du sehen und erfassen kannst. Du bist also dieses ‚Ding‘, das man Körper nennt.


Ich kann zum Beispiel von mir sagen: Ich bin Björn Geitmann. Ich bin 48 Jahre alt. Ich bin ein Mann. Außerdem bin ich Ehemann, Familienvater, Buchautor, Unterhaltungskünstler, Stelzenläufer, Feuerkünstler. Ich bin Mitglied im Sportverein. Ich spiele gerne Saxophon. Ich liebe es, im Urlaub zu wandern. Ich bastle gerne herum an Fahrrädern und Autos, und ich fahre gerne Motorrad. Außerdem habe ich einen Bruder und eine Mutter und einen Vater. Ich habe gute Freunde. Und ich bin zur Schule gegangen. Ich habe Sozialpädagogik studiert. Ich habe viele, viele Bücher rund um das Thema Spiritualität gelesen. Ich habe mich fortgebildet und bilde mich fort in den Bereichen Quantenheilung, Psychokinesiologie, Hypnotherapie und habe die Schule für Heilpraktiker für Psychotherapie besucht. Aus all meinen Erfahrungen entwickle ich eigene therapeutische Methoden (wie zum Beispiel sozialpädagogische Waldspaziergänge), um Menschen bestmöglich zu unterstützen. Ich habe schon viele Menschen getroffen in meinem Leben und viele ganz unterschiedliche Erfahrungen sammeln dürfen. Ich bin gesund oder krank. Ich bin depressiv und schlecht drauf, oder ich bin froh und munter und gut drauf. Ich habe kein Geld, oder ich habe welches. Ich lasse Seifenblasen steigen und experimentiere mit neuen Rezepturen. Ich liebe das Meer, die Dünen und den Strand. Und ich liebe auch das Wandern in den Bergen mit Schluchten und Wasserfällen. Und ich schreibe dieses Buch.


Und wer ist nun dieses Ich?

Wer genau hat all dies erlebt, erfahren und gemacht?


Das ist mein Ich, mit dem ich mich identifiziere.

Es ist mein irdisches Ego-Ich.


Es ist mein Ich, das eine Geschichte hat und allen Leuten seine Geschichte erzählt. Es ist meine Person beziehungsweise meine Persönlichkeit. Mein Ich nährt sich von all dem, was es ist und grenzt sich ab von all dem, was es nicht ist oder nicht sein möchte. Insofern hat dieses mein Ich auch alle möglichen Glaubenssätze, Standpunkte, Meinungen, Haltungen, Charaktereigenschaften, Gedanken und Gefühle. Und es hat zahlreiche Entscheidungen getroffen, an die es sich bis heute hält. Und es hat bestimmte Versprechen abgegeben und ihnen bis heute seine Treue geschworen. Und um diesen ganzen riesengroßen Batzen geht es, wenn es ums Loslassen und ums Sterben geht.


Denn wenn mein Körper tatsächlich eines Tages das Weltliche segnet und sich verabschiedet, dann ‚nützt‘ mir all dies auch nichts mehr. Spätestens dann lasse ich all dies hinter mir zurück. Und wenn ich es dann zurücklassen muss, dann könnte ich es doch auch JETZT schon freiwillig abstreifen, ausziehen und hinter mir lassen – oder nicht?


Denn letzten Endes ist all dies, was mich mit meinem Ego ausmacht, nichts anderes als Energie. Es ist meine ganz individuelle, charakteristische Form, wie sich Energie in meinem System manifestiert hat und zeigt. Und in der Regel schwingt diese Form von Energie relativ niedrig und ist damit relativ schwer. Deswegen können wir mit dieser Energie nicht die Arche betreten (so viel schwere Energie von so vielen Menschen würde sie untergehen lassen), und wir können erst recht nicht mit dieser schweren Energie aufsteigen in den Himmel, zu Gott, ins Paradies. Also müssen wir sie zurücklassen, ob wir wollen oder nicht.



EGO, ICH UND ÜBER-ICH


Nun gibt es neben diesem Ego-Ich noch weitere Ichs, die in Dir leben. Es ist in meinem System zum einen mein Inneres Kind beziehungsweise mein Höheres ICH und dann das Observer-ICH.


Auch nach dem Modell von Sigmund Freud gibt es drei Ich-Instanzen: Die ‚untere Instanz‘ repräsentiert Deine Triebe und Urinstinkte. Aus Deinem tiefen Unterbewusstsein heraus hast Du Hunger und jagst einen Hasen, erlegst ihn und verspeist ihn. In diesem ‚unteren Ich‘ sind also sehr starke und überlebenswichtige Urkräfte zuhause. Auch Deine Sexualität gehört zu diesen Urkräften.


Und wenn es ein unteres Ich gibt, dann gibt es natürlich auch ein oberes oder ‚Höheres Ich‘. Dieses Höhere Ich repräsentiert nach Freud die gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen. Es ist sozusagen Dein gutes Gewissen. Mit Hilfe dieses Gewissens bist Du immer in der Lage, gesellschaftskonform, sozial angepasst und angemessen zu handeln.


Nach Freud haben wir also:




Und mein ICH hat nun die Aufgabe, immer zwischen den Triebimpulsen und den Wünschen und Bedürfnissen vom Es (Ego) und meinem Gewissen und den gesellschaftlichen Normen und Vorstellungen (Über-Ich) zu vermitteln. Stimmen meine Triebimpulse und mein Gewissen überein, so ist alles gut.


Beispiel: Ich möchte etwas essen und kaufe mir eine Bratwurst an der nächsten Imbissbude. Bestens. Alles ist stimmig. Ich fühle mich gut und gesund und freue mich des Lebens.


Doch wehe, wenn es zu einem Interessenkonflikt kommt. Wehe, wenn sich Triebimpulse und Gewissen widersprechen. Dann fühle ich in mir eine Ambivalenz. Dann fühle ich mich innerlich zerrissen. Und wenn dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhält, dann werde ich krank.


Beispiel: Ich habe Hunger, aber ich kann mir keine Bratwurst an der nächsten Imbissbude kaufen, weil ich unter Zeitdruck bin und schnell zum nächsten Termin muss. Außerdem zeigt die Tanknadel meines Autos schon in den roten Bereich. Und zu allem Überfluss stelle ich fest, dass ich meine Brieftasche mit dem Geld zu Hause auf dem Frühstückstisch habe liegen lassen. Dann habe ich Stress und mir tritt der Schweiß auf die Stirn. Das ICH kann keine Entscheidung treffen, die mich befriedigt, denn wenn ich mich für das eine entscheide, dann bleibt das andere auf der Strecke, und wenn ich mich für das andere entscheide, dann bleibt das eine auf der Strecke. Ich muss also immer auf etwas verzichten. Das macht keinen Spaß! Lebe ich mein ganzes Leben so gestresst und unkoordiniert, dann werde ich krank.



ERWEITERTES EGO, ICH, ÜBER-ICH MODELL


Aus meiner ganz persönlichen Sicht heraus fehlt in diesem Modell von Freud noch so Einiges. Ich möchte daher bei der Instanz des Gewissens noch mein eigenes Gewissen ergänzen. Denn es kann ja durchaus passieren, dass mein Gewissen etwas ganz anderes für richtig erachtet, als es das Gewissen der Gesellschaft tut. Und noch dazu möchte ich das Gewissen meiner Eltern ergänzen. Meine Eltern haben mich meine ganze Kindheit lang geprägt und geformt. Was sie mir beigebracht haben, fließt in meine Entscheidung von richtig und falsch natürlich mit ein. Und sogar hier kann es passieren, dass meine Mutter etwas ganz anderes für ‚richtig‘ erachtet als mein Vater. Dann fühle ich den Interessenskonflikt zwischen meiner Mutter und meinem Vater in mir zusätzlich zu den Konflikten, die ich ohnehin schon habe.


Und schließlich gibt es die allem Seienden übergeordnete Instanz der göttlichen LIEBE. Ich kann mich in jeder Situation meines Lebens fragen: Was würde die göttliche LIEBE jetzt tun?


Und es kann durchaus sein, dass ich eine Erfahrung machen möchte, die entgegen der göttlichen LIEBE steht. Letzten Endes steht sie natürlich auch gleichzeitig wiederum nicht entgegen, denn die reine göttliche LIEBE gewährt und erlaubt alles. Aber meine Vorstellung von göttlicher LIEBE erlaubt wiederum nur Liebe.


Und dann gibt es natürlich auch noch meine Gedanken und Gefühle. Und auch diese beiden Instanzen sind längst nicht immer einer Meinung. Insgesamt entsteht also ein sehr vielfältiges Geflecht von verschiedensten Ichs. Und wir können uns ziemlich sicher sein, dass jedes auch noch so ausgeklügelte Gedankenmodell die Wirklichkeit nicht annähernd auszudrücken und widerzuspiegeln vermag.


Die Wahrheit liegt jenseits des Sichtbaren…