Lesetipp Der Blick in den Spiegel

Die Idee des Spiegelns wird leider oftmals Missbraucht um sich aus der Verantwortung zu ziehen. Dennoch möchte ich euch heute einmal bewusst bitten, in den Spiegel zu schauen.


In der Spiritualität geht es oft um Vergebung, um Liebe, um Nachsicht, um Miteinander, um Ideale.


Doch was, wenn andere sich nicht so verhalten wie wir es wollen?


Regeln und Gesetze existieren, ob wir es wollen oder nicht. Und manchmal gefallen sie uns nicht, entsprechen nicht unseren Wertvorstellungen oder sind sogar offensichtlich kontraproduktiv. Doch sie sind da, ob wir es wollen oder nicht. Und man kann sie nur mit Mühe und Geduld ändern.


Aber...


Was ist mit unseren eigenen Regeln? Nein, ich rede nicht von der Gesellschaft, der Menschheit, dem Universum. Ich rede von DIR. Wir alle haben moralische Wertvorstellungen, Ideale, Grundsätze. Wir folgen ihnen bestmöglich und möchten, dass andere das auch tun. Aber was wenn das nicht funktioniert?


In der Spiritualität geht es oft um Vergebung, um Liebe, um Nachsicht, um Miteinander, um Ideale.


Hier verstricken spirituell denkende Menschen sich gerne mal in einem gefährlichen Widerspruch.


Einerseits heißt es wir sollen nicht urteilen. Wir sollen nicht von Tätern sprechen, denn Täter sind auch Opfer. Wir sollen vergeben und Verständnis zeigen, dass nicht jeder die Dinge weiß, die wir wissen.


Andererseits wird über Fleisch essende Menschen geschimpft, es wird entschieden, dass manche Personen bestimmte Rechte nicht haben sollte, es wird gesagt, dass "die anderen" am Zustand der Welt schuld sind.


Merkst du was?


In meiner Erfahrung sind es die, die am härtesten Liebe, Vergebung und Verständnis predigen, die sich am wenigsten daran halten. Oft belächeln wir sogenannte "Christen", die predigen, was man alles tun muss, um in den Himmel zu kommen, die einem erzählen, was man alles falsch macht. Sie sagen einem wie man vermeintlich Frieden und Erlösung finden kann. Und wenn man nicht ihrem Weg folgt? Dann ist man böse, der Feind, und sowieso zur ewigen Verdammnis vorbestimmt. Aber diese Menschen gibt es in der Spiritualität genau so. Sie reden davon, dass jeder seinen Pfad allein finden muss und dass man spirituelles Verständnis nicht erzwingen kann. Gleichzeitig schimpfen sie aber, wenn andere nicht ihren Pfad teilen wollen und wer nicht schnell genug lernt wird als unwissend belächelt und man gönnt ihm, dass er auf die Nase fällt "damit er lernt".


Die Grundsätze, nach denen man leben will, sind nicht immer die, an die man sich in der Realität auch hält. Daher lohnt sich der gelegentliche und vor allem ehrliche Blick in den Spiegel.


Es ist in Ordnung, dass wir nicht perfekt sind. Jeder macht Fehler. Ich auch. Aber auch wir sind nicht mit dem Wissen und Verständnis geboren worden, das wir jetzt haben. Auch wir mussten lernen. Und manche früher, manche später, manche schneller, manchmal langsamer. Wir gehen ja nicht mal den gleichen Weg! Und das ist nebenbei bemerkt auch gut so. Wäre sonst fürchterlich langweilig hier.


Also schau in den Spiegel und lass mein Geschriebenes mal in Ruhe wirken. Du musst keine Fragen stellen und keine Antworten finden. Sieh einfach nur hin und sei ehrlich mit dir selbst.



...



PS: Wenn dieser Text dich wütend macht oder du gleich in die Verteidigung gegangen bist, dann nimm dir einen Moment und überlege warum.

Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

Kommentare 1

  • Ein schöner Beitrag mit Tiefgang, daran finde ich Gefallen, danke dafür! <3


    Wir können nicht, nicht in den Spiegel schauen, weil, wenn wir die Welt betrachten, wir uns SELBST sehen. Das ist nicht mystisch gemeint, sondern eine simple Tatsache: «Wer beurteilt all die Wesen, die Welt und alle Erscheinungen, wenn nicht jener, der draufschaut»? Wir können ewig versuchen, das Spiegelbild zu verändern, es wird nicht klappen, doch sobald wir den Beobachter in die Pflicht nehmen, geht alles zügig und das Leben wird leicht. :)


    Dem auf die Spur zu kommen, das wünsche ich uns allen, weil nur friedliebende Beobachter, eine friedliche Welt erschaffen (können).