Über das Unendliche

Der menschliche Geist sehnt sich immer nach Weite, nach dem Unendlichen und Ewigen, weil das seine Heimat ist. Hier ein paar kleine Kapitel zu diesem Thema aus dem Buch „Kodex eines Meisters. Der Weg der Vollkommenheit“ von Swami Vishnudevanada Giri



1. Das Unendliche ist die große Quelle von Allem. Alles Existierende im Universum ist die Ausstrahlung des Unendlichen. Alles in diesem Universum ist vom Unendlichen erfüllt und besteht aus Ihm.


2. Das Unendliche ist wie unvorstellbares unendliches Licht. Es ist allgegenwärtig und alldurchdringend. Alles, vom Staub bis zu den Sternen ist von seinem Strahlen erfüllt.


3. Das Unendliche existiert immer, überall und in allem. Niemand kann Es bestimmen, begreifen, mit dem Verstand überblicken oder in Worte fassen. Als alles in allem verbirgt es sich spielerisch.


4. Spielerisch erschafft das Unendliche mit der Kraft des großen Windes das Universum und die Wesen, die es bewohnen.


5. Im Spiel des Unendlichen entstehen die Welten. In Ihm existieren sie und verschwinden ähnlich den Luftblasen im Wasser.


6. Wenn das Unendliche sich dem Menschen öffnet, wird es als der Geist des Unendlichen, der “Unendliche Geist” bezeichnet.


7. Der Geist des Unendlichen ist das große Geheimnis des Lebens eines jeden Wesens. Durch die Enträtselung dieses Geheimnisses wird die Freiheit erreicht.


8. Der Unendliche Geist ist der Sinn und das Ziel des Lebens von jedem Einzelnen und von allen Wesen zusammen, unabhängig davon, ob sie es wissen oder nicht.




Kapitel 2


Das große Geheimnis


Die Natur des Unendlichen



1. Das Unendliche strahlt und ist sich seiner selbst bewusst. Es hat keine Grenzen und es ist von Natur aus vollkommen.



2. Die Natur des Unendlichen ist es zu strahlen. Dadurch entstehen Emanationen, die als dünnste Fäden von Lichtstrahlen alle sichtbaren Dinge im Universum entstehen lassen.


3. Alle Welten einschließlich der träumenden Wesen, die sie bewohnen, sind Bündel dieser Fäden. Die träumenden Wesen empfinden sie als äußere dichte materielle Welten. Nur die Meister nehmen diese Fäden der Lichtstrahlen wahr.



4. Ein starker Wind bewegt diese Strahlen. Der Wind bläst das Leben in die Körper aller Wesen ein, und erhält sie am Leben, von der Geburt bis zum Tod.


5. Durch die Bewegung der Fäden wirkt der Wind auf die Welten. Mit dieser Wirkung entstehen die Träume, die alle träumenden Wesen dazu zwingen, im endlosen Kreis der Träume des Verstandes zu wandern.



Kapitel 3


Die Träume des Verstandes



1. Um das Spiel zu beginnen hat der Unendliche Geist seinen Emanationen die Träume des Verstandes zugewiesen.


2. Die Träume des Verstandes sind eine besondere Form des Spiels des Unendlichen. Einige Teile des Unendlichen vergessen, dass sie das Unendliche sind und fangen an zu träumen. Und das Unendliche verbirgt sich unter der Deckung dieser Träume.


3. Der Unendliche Geist lässt einen Teil von sich einschlafen und verbirgt sich, damit dieser Teil mit einer gewissen Unabhängigkeit und Freiheit in die Wanderung im endlosen Kreis hineingeht.


4. Wozu lässt das Unendliche die Teile von sich träumen? Warum verbirgt es sich in den Träumen des Verstandes? Damit die Teile beim Träumen ihren eigenen Willen, ihre Selbständigkeit und die Bewusstheit ihrer selbst erlangen.


5. Die Emanationen brauchen die Träume, um das Licht der Klarheit zu erkennen, die Bewusstheit zu stärken und das Aufblitzen des Geistes zu sammeln.


6. Gleichzeitig zwingen die Träume die Emanationen, das Unendliche zu vergessen und im endlosen Kreis zu wandern.


7. Auf dieser endlosen Wanderung erschaffen die träumenden Teile ihre eigene Welt, ihre eigenen Ziele und Beziehungen zueinander.


8. In den Träumen kommen sie sich als getrennt, als unterschiedlich, als unabhängig lebend vor.



9. Die träumenden Wesen haben sogar einen gewissen freien Willen in den Träumen des Verstandes und benutzen ihn unterschiedlich.


10. So erreicht das Spiel die Spitze des Unrealen und des Absurden, was dem Unendlichen große Freude und tiefe Erkenntnis verschafft.


11. Der größte Wunsch des Unendlichen ist, dass die Emanationen die Träume des Verstandes überwinden und sich aus dem endlosen Kreis befreien. Erreichen müssen sie es selbst, nur mit Hilfe der Freiheit, die ihnen in den Träumen des Verstandes zusteht.


12. Der Unendliche Geist kann sich nicht direkt einmischen und die Träume des Verstandes beenden, weil so das Spiel abgebrochen und die Freiheit des Willens vernichtet wäre.



13. Der Unendliche Geist respektiert den freien Willen, selbst der unbedeutenden Wesen, da der freie Wille der Wesen seine eigene Freiheit ist. Schließlich gibt es für das Unendliche keine unbedeutenden Wesen. Es gibt nur das Unendliche.


14. Deswegen ist auch das unbedeutende Wesen sehr wertvoll für das Unendliche, weil es aus der Sicht des Unendlichen sich von ihm nicht unterscheidet und das Höchste ist. Unbedeutend werden die Wesen durch die Träume des Verstandes gemacht. Der größte Wunsch des Unendlichen ist, den Wesen zu helfen, sich von den Träumen zu befreien und ihre eigene Größe zu erkennen.


15. Da der Unendliche Geist auch den freien Willen nutzt, sind die Grundsätze des Spiels so, dass er ohne die Freiheit der träumenden Wesen zu beschränken, ihnen Andeutungen in den Träumen geben und die Wesen aufwecken kann. Einem Wesen steht aber immer das Recht der Wahl zu.


16. Wer dieses Recht nutzt und den Weg der Befreiung wählt, wird Meister genannt. Das sind vollkommene Wesen, himmlische Wanderer, die aus den Träumen des Verstandes erwacht sind, und die wahnsinnige Wanderung im endlosen Kreis beendet haben.


17. Wer dieses Recht nicht nutzt, träumt weiter, und wandert im endlosen Kreis, solange bis genug an Aufblitzen des Geistes angesammelt wurde, um aus den Träumen des Verstandes aufzuwachen.


18. Aufgewacht aus den Träumen, verlassen die Wesen die wahnsinnige Wanderung im endlosen Kreis, um die Freiheit zu erreichen.


19. Die Wesen, die aus den Träumen des Verstandes aufgewacht sind, sehen, dass das Spiel des Unendlichen auch ohne die Träume, in der Einheit mit dem Unendlichen geschehen kann.


20. Was ist denn der Sinn der Träume des Verstandes? Während der Wanderung in den Träumen erreichen die Wesen den freien Willen, und mit eigener Entscheidung suchen und finden sie den Ausgang. Somit treten sie bewusst dem Spiel des Unendlichen bei. Den Emanationen die Unabhängigkeit zu geben und dabei ihre Größe und ihre Einheit mit dem Unendlichen zu bewahren, ist das große Ziel dieses Spiels. Wenn das geschieht, erlangt das Unendliche neue Erkenntnisse in zahllosen Wesen.



Mehr zum Thema im „Kodex eines Meisters. Der Weg der Vollkommenheit“ von Swami Vishnudevananda Giri und auf https://de.advayta.org unter „Mystische Übertragung“


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