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Meditation im Laya Yoga



Auszug aus dem Buch von Swami Vishnudevananda Giri „Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“


Für einen Praktizierenden des Laya Yoga ist Meditation das Sein in der ursprünglichen Weisheit des Friedens ohne Ablenkungen, ein Sein in der Sichtweise, die der Lehrer dem Yogi direkt aufgezeigt hat.


Wie Sri Ramana Maharishi sagte: „Sei einfach still.“ Dieser Friede kommt aus der tiefen Versenkung in die kontemplative Präsenz. Es ist kein künstlicher Friede, bei dem wir einfach unsere Gedanken ausblenden, um ruhig zu sein. Daher ist die Laya Yoga-Meditation einfach Achtsamkeit auf den natürlichen Zustand, in dem wir frei von jeglichen Konstruktionen des Geistes und völlig entspannt sind. Dann gibt es kein Festhalten an Wahrnehmungen, Formen und Klängen und keine Ablenkung vom natürlichen Zustand. Aus Sicht des Laya Yoga meditieren wir daher weniger, wir gewöhnen uns daran, uns mit einer nicht-dualen Sichtweise zu identifizieren. Wir lernen, uns in allen Situationen von der Nicht-Dualität leiten zu lassen, als ob wir vom eigentlichen Geist der Nicht-Dualität durchdrungen wären. Wir streben nicht so sehr danach, zu meditieren, sondern wir öffnen uns dem Geist der Nicht-Dualität.


Der Zweck und die Methode der Meditation im Laya Yoga ist es, den natürlichen Zustand zu verankern und zu stabilisieren, ihn zu nähren und ihn zu einem kraftvollen und tiefen Strom werden zu lassen. Der alte Geist, der von vergangenem Karma eingeholt wird, wird weiterhin abgelenkt werden und unsere Kontemplation stören, sobald wir unaufmerksam sind. Einige Vergleiche werden oft gemacht: Unsere subtile Bewusstheit ist wie eine leichte Brise und unser in altem Karma gefangener Geist wie eine solide Steinmauer; unsere subtile Bewusstheit ist wie eine flackernde Flamme und unser Geist ist, bedingt durch die karmischen Winde, wie ein wütender Orkan. Unser natürlicher Zustand ist zunächst wie ein schwacher, winziger, grüner Sprössling, der kaum durch die Erde bricht, und unser in vergangenen Samskaras (mentalen Abdrücken) gefangener Geist ist wie ein starker Regenguss, Hagel oder Orkanwind. Daher bewahrt und pflegt ein wahrer Praktizierender immer seinen natürlichen Zustand, indem er ihn in einer günstigen Umgebung vor jeglichen Einflüssen schützt. Daher besteht die Meditation im Laya Yoga darin, den ununterbrochenen Strom des natürlichen Zustands aufrechtzuerhalten, nachdem ein solcher Strom durch die inspirierende Kraft des Meisters übertragen wurde.


Am Anfang können wir nicht ohne Anstrengung auskommen, aber wenn dieser Strom stark wird, bemühen wir uns nicht mehr so sehr, sondern stimmen uns auf diesen Strom ein und lassen zu, dass er sich über uns ergießt. Diese Ausgießung wird als ursachenloses, spontanes Entstehen des natürlichen Zustands (Anugraha) bezeichnet, die transzendentale Kraft der Selbstoffenbarung.


Das Kriterium dafür, ob wir uns im natürlichen Zustand befinden oder nicht, ist, ob unser Geist angesichts von Leiden und Schmerz, Vergnügen und Glückseligkeit oder angesichts abstoßender oder anziehender Erscheinungen beständig ist, ob wir unter keinen Umständen unseren wahren Zustand verlieren und immer in einem unveränderlichen Geisteszustand sind. Daraus können wir schließen, ob wir uns im Zustand tiefer Präsenz befinden. Dann erfinden wir nichts Neues, wenden uns keinem künstlichen Mittel zu, um die Realität zu kontrollieren, sondern verweilen einfach in diesem ursprünglichen Frieden des reinen spiegelgleichen Bewusstseins (Sahaja). Wenn im Gegensatz hierzu unsererseits Hoffnung auf etwas Äußeres, Künstliches besteht und wir versuchen, die Realität zu konstruieren und zu manipulieren, oder an äußeren Objekten oder deren Abstoßung festhalten, kann dies nicht als natürlicher Zustand bezeichnet werden.


Befinden wir uns im natürlichen Zustand, spielt unser oberflächlicher, urteilender, konzeptueller Geist keine Rolle mehr, weil wir eine spirituelle Sicht haben und in der Lage sind, die Realität direkt zu sehen. Wer sich im Sahajya-Zustand befindet, hat niemals Zweifel. Im Zustand von Sahajya haben wir ein tiefes Vertrauen bzw. Glauben in unseren Zustand. Anders als in dualistische Religionen basiert ein solcher Glaube nicht auf der Verehrung einer Gottheit mit einem Namen und einer Form oder auf dem Festhalten an irgendwelchen religiösen Dogmen, Autoritäten oder Philosophien. Dieser Glaube entsteht als tiefes Vertrauen in unser absolutes Ich. Man kann sagen, dass man den wahren Glauben dadurch gewinnt, indem man die Natur des Geistes des wahren Selbst entdeckt. Wenn wir anfangen, an unseren wahren Kern zu glauben, sehen wir, dass unser großes Selbst (Maha Atman) nicht unsere eigene Individualität ist, es ist eins mit dem gesamten Universum. Dann entdecken wir, dass es keinen Unterschied zwischen äußeren und inneren Objekten gibt, wir verstehen, dass wir uns auf diesen Glauben verlassen können, und wir haben absolutes Vertrauen in ihn.


Das war ein Auszug aus dem Buch „Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“ von Swami Vishnudevananda Giri


Mehr über den Meister und die Lehre auf https://de.advayta.org und in den Büchern von Swami Vishnudevanda Giri “Leben in der Multirealität“, „Shakti Yantra“, „Kundalini Yoga“, „Der Pfad der spontanen Erleuchtung“, „Nada und Jyoti Yoga“, „Leben in Gott. Autobiographie eines Jnanis“, „Kodex eines Meisters“, „Spirituelle Achemie. Der Weg der inneren Askese“, „Ich bin“