Demenz - die Folge von verdrängten Gefühlen?

  • Danke für die Geschichte Deines Grossvaters Sasha

    Die Geschichte liest sich für mich, wie die Geschichte eines selbstbestimmten Mannes, war Dein Grossvater selbstbestimmt?

    Im Grunde spüre ich das pure Gegenteil von dem, was Bea schreibt, wo bei mir das Gefühl aufkommt beim Lesen, dass alle anderen das Leben der Freundin bestimmten. Hm.

  • Danke für die Geschichte Deines Grossvaters Sasha

    Die Geschichte liest sich für mich, wie die Geschichte eines selbstbestimmten Mannes, war Dein Grossvater selbstbestimmt?

    Im Grunde spüre ich das pure Gegenteil von dem, was Bea schreibt, wo bei mir das Gefühl aufkommt beim Lesen, dass alle anderen das Leben der Freundin bestimmten. Hm.

    Jein. An sich würde ich sagen er war selbstbestimmt, allerdings hat meine Oma ihm das mit den Jahrzehnten gepflegt ausgetrieben. Die waren beide nicht einfach. Oma war ein grundunzufriedener Mensch der nur selten glücklich war und beide konnten streiten wie die Kesselflicker.


    Aber später blühte Opa dann auf, lebte sein eigenes Leben, sagte meiner Mutter sie solle die Hosen nicht immer so heiß waschen, weil er glaubte dass es unmöglich sein könne, dass Lachsbrötchen und Eintopf ihn pummelig machten ?

    Ich weiß nicht ob er selbstbestimmt war. Ich denke er wollte es gern aber das Leben hat ihn nicht immer gelassen.


    Aber nein, er ging nicht zu Grunde weil man ihm die Selbstbestimmtheit nahm. Er war im Heim ja durchaus glücklich. Erst die Demenz brachte ihn in die vollständige Abhängigkeit.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Demenz

    Eine ehemalige Nachbarin war immer für alle da , lieb und sich selber treu .

    Ihr Partner war rechthaberisch und stur .

    Irgendwann schlich sich langsam die Krankheit Alzheimer ein .

    Langsam vergass sie hier und da etwas , war nicht tragisch , doch immer mehr liess sie Sachen anbrennen und lief auch davon und verirrte sich dabei .

    Mit der Zeit musste sie dauernd bewacht

    werden , später ins Altersheim überwiesen werden , ihr Geist war zeitweise wirr , sie wurde auch gelegentlich auch recht böse .

    Ich pflegte sie im Altersheim noch eine Weile

    wo sie immer und dauernd Mama rief , betrat ich ihr Zimmer sagte sie erleichtert Maaama endlich bist du da .

  • Danke für die Geschichte, sie ist für mich aufschlussreich.

    Es hat ja einen Sinn, dass mich das Thema «Demenz» berührt und Deine Geschichte offenbart ein Aspekt davon. Die Freundin scheint alles abgewehrt zu haben, was «man» meinte, dass sie benötigen würde. Anders ausgedrückt: «Sie hatte genug, von den Übergriffen von Aussen und wollte einfach nur sich selbst sein.» Das ist in der Tat ein Thema, das mir am Herzen liegt: «Lassen wir die Leute ihr eigenes Leben leben und für sich selbst sprechen.» Energetisch nehme ich es als einen Übergriff wahr, wenn wir anderen unsere Werte aufdrängen.» Freiwillig mit anderen Werten zu verschmelzen, hat eine andere Qualität und ist nachhaltig, sofern eine emotionale Verbindung zum Thema besteht. Deswegen spreche ich gerne über gesellschaftlichen Themen. Als Teil der Gesellschaft betreffen diese Themen uns alle in einer Form, auf geistiger oder materieller Ebene.


    Liebe Bea, magst Du berichten, wie Deine Freundin vor der Erkrankung war und wie ihre Umgebung? Vielleicht entdecken wir ein Muster in der Entwicklung bis hin zur Abwehr? *ht*

    Es war die Ehefrau von meinem blinden Freund, dem Psychologen.

    Sie hat sich ganz für ihn aufgegeben.

    Anfangs machte sie alles gerne. Sie war ein Kriegskind und war ihm für alles dankbar.

    Ihre Ausbildung ( Studium) hat sie für ihn aufgegeben. Er sah mit ihren Augen.

    Später holte sie noch eine Ausbildung als Sozialarbeiterin nach.

    Sie widmete sich ganz ihrer Familie ( 2 Mädchen) ...eine glückliche Familie.

    Das Autofahren machte ihr Spass. Sie führte ihn überall hin und holte ihn ab.

    Eine glückliche Familie. 50 Jahre verheiratet.. 7 Enkel..

    Und plötzlich war alles anders..

    Es kam schleichend...das Vergessen , das zerstreut Sein. Sie musste das Auto abgeben. Ein Riesenschock...

    Sie spürte Wut .

    Früher sagte sie mir immer wieder, dass sie so nicht leben wolle.

    Es war für alle eine Riesenbelastung.

    Er behielt sie zuhause, denn sie wollte nicht ins Heim. ( mit Hilfe von vielen)

    Ich empfand sie als willensstarke Frau.

    Impulsiv und liebevoll...

    Es heisst, man stirbt nicht an Demenz.

    Dieses Leben im Vergessen ging 7 Jahre.

    Ja es gibt auch die Aussage:

    " Man stirbt wie man gelebt hat ! "

    _/|\_

    Muss noch was Wichtiges anhängen.

    Ich lese ihm nun schon 28 Jahre vor, einmal in der Woche.

    2 Jahre hat sie es mir verboten, ich durfte nicht mehr in ihr Haus.

    Als sie alles total vergessen hatte, durfte ich sie besuchen. Sie meinte, ich müsse nun ihr vorlesen.

    Meine Freundin kannte mich nicht mehr. Ich erzählte einfach von früher und ein LÄCHELN huschte über ihr Gesicht.

    Was für eine Freude.

    Ich weiss, ihre Seele hat mich erkannt.

    Sie sagte jedesmal, ich solle wieder kommen.

    <3

    Einmal editiert, zuletzt von Bea ()

  • **Alle Namen sind ersetzt worden und von mir aus Datenschutzgründen verändert.


    Ich grabe dieses Thema wieder aus, weil ich seit Oktober in einem Alten- und Pflegeheim arbeite.

    Die meisten Menschen auf meiner Etage haben Demenz/ Alzheimer, Parkinson und Krebs.


    Es sind Menschen die sich nicht mehr erinnern möchten.

    Menschen die sprechen, aber immer das gleiche sagen.

    Frau Möller zum Beispiel: "Nein ich möchte das nicht mehr", oder "Gut, dann bin ich jetzt fertig" und "Ich möchte jetzt ins Bett".

    Alles, einfach so, ohne Anlass, zusammenhangslos vor sich her gesagt, als wären es die letzten Verbindungen nach außen.


    Frau Henning kann gar nicht mehr sprechen und liegt regungslos im Rollstuhl, während sie das Essen kriegt.

    Sie kann die Zunge gegen den Löffel drücken, oder in das Loch der Schnabeltasse stecken.

    Ich denke mir oft, dass es ihre Entscheidung ist und sie möchte dort bleiben wo sie ist.

    Sie möchte jetzt nicht Essen, sondern weiter in diese tiefe Leere.

    Die Erinnerungslosigkeit in der dich Gott erhält....

    ... du autonom bist und automatisch passierst.


    Vielleicht ist da auch einfach niemand mehr zu Hause, so wie es sich das Ego vorstellt.

    Das Ego kann nämlich nur zwischen dem sein was war und dem was sein wird.

    Wir phantasieren dann, denken,.. wir "machen" Gedanken, stellen her.

    Abwägen und vergleichen, zerschneiden, verfeinern.

    Aber wer ist wohl dort noch da?

    Wer sagt dieses eine Wort?

    Und wer traut sich?

    Nein zu sagen?

    Einfach Nein?


    Eine andere Theorie war, dass sie zu allem einfach "Ja" sagen und die "Guten" sind.

    Sie wollen sich immer nur daran erinnern, was Erinnerung ist und nicht intervenieren/ kre-irren und Fehler beim Denken machen.

    Vielleicht haben sie erkannt, wenn man sich ganz tief fallen lässt, passiert nichts?
    So wie bei meiner Nahtoderfahrung, nach der außerkörperlichen Erfahrung.

    Ich musste ja nichts tun im Tod - da war einfach nur der Vater,

    diese Umarmung und eine Liebe die ich liebte.

    Und fehler die ich fehlerte.

    Dann Licht das ich lichtete.

    Es war so wie es so ist.

    So oder so ist.

    Das und das.

    Eben Das.

    Das.


    Und daher sehe ich auch manchmal den Tod in ihren Augen.

    Oder auch in dieses Lächeln das sie dir schenken, wenn du sie mit deinem Ego anschaust.

    Sie tun einfach nur so als tut man so, als wäre das meine Spiegelung - ah, dort wird gelächelt und so prallt es an mir ab, der Leere.

    Und dann schaut sie wieder wie immer, apathisch, leer.

    Auch Frau Zotter möchte sich nicht erinnern.


    So teilen sie sich alle die Leere, während wir, die Pfleger und Alltagshelfer unseren klaren Plan befolgen.


    Ob das selbstlos ist?

    Nein... wir tun das, weil wir böses in uns sehen.

    Wir wollen, dass der Vater uns verzeiht, für all das Leben was vor uns lag.

    Für die Fehler die wir getan haben,... und für die Fehler die sie wahrscheinlich getan haben.


    So stecken wir alle in einem Boot und manchmal, da ist dieses Boot wie eine Arche die alle Menschen trägt.

    Ich sehe ihr Karma und ich kann das Karma von diesem Menschen sehen.

    Wir treffen uns in der Mitte - dort wo wir alle hier sind, wegen irgendwas.


    Ganz liebe Grüße in die Runde.

    Es wird bald mehr solcher Beiträge von mir geben.


    :*


    Hab euch lieb.

  • Ich danke dir von ganzem Herzen lieber Jan, dass du diesen Beruf ausübst.

    Meine Schwiegertochter arbeitet auch im Altenheim, daher weiß ich welche Herausforderung das bedeutet und dass man manchmal meint an seine Grenzen zu stoßen.


    Ein schönes Wochenende, auch ich habe dich lieb. :*

  • Ich mache den Beruf aus egozentrischen Gründen, würde ich sagen.

    Das hat viel mit meiner Vergangenheit zu tun und wie ich meinen Körper behandelt habe.

    Man hat Nachsicht, wenn man es besser tut und noch besser tun möchte.

    Und was man nicht alles für sich und seine Beziehung zum Leben lernt.


    Erst seit kurzem weiß ich nicht nur davon, dass er erwacht ist - ich lebe danach.

    Und ich reinige diese Wirkungsstätte, mit allem was ich (noch) habe/ bin.


    Gott arbeitet mit dem was übrig ist.

    Ich bitte durch meine Arbeit um die Vergebung meiner Sünden.

    Daher hoffe ich bis zu meinem Ende noch dort zu arbeiten, in diesem Bereich.

    Als Helfer, als sog. Alltagshelfer.


    Auch ich habe dich lieb.

    Das lasse ich für alle mal so stehen :)


    Danke dir Arlette ( ) :*

  • _/|\_ Danke von Herzen !

    Auch ich , die glückliche Seele hab' Euch lieb.

    Jan, dies ist grossartig.

    Wünsche Dir viel Glück und Zuversicht im Vertrauen.

    Eine wunderschöne Aufgabe.

    Alles Gute

    Herzlichst Bea

    <3

    Schönes Wochenende in die Weite


    Vater, dies ist heute Dein Wille für mich...