Ekstase und Hunger sind beide aus Mangel. Seligkeit (nennen wir es mal so) ist in sich voll und wach. Du scheinst mir also von weltlichem Empfinden auszugehen, das eben aus Mangel ist. In ihm ist Genuß stets ein Abklatsch, der wieder vergeht. Sich soetwas einfach als endlos vorzustellen, trifft die Natur der Seligkeit nicht.
Die Natur der Seligkeit. Ein Abklatsch der wieder vergeht. Deinen Gedanken kann ich leider nicht folgen. Aber ich bestaune sie sehr! Du siehst die Welt ganz anders als ich und doch haben wir einen gemeinsamen Nenner. Wir haben tiefes Vertrauen in unsere Gedanken und unsere Spiritualität mündet irgendwie in persönliche Überzeugung. Ich denke so muss es auch sein. Dennoch steckt in genau dieser Überzeugung soviel Potential für destruktive Energien. Das bezieht sich nicht auf Dich oder diesen Dialog. Es ist eher eine Randnotiz. Ich versuche das Dilemma aus Menschlichkeit und Religiosität zu verstehen. All das Morden und all das Leiden aus spirituellen Überzeugen. Irgendwie können die Menschen nicht aus Ihrer Haut heraus. Ich wünschte es wäre anders aber ich glaube man kann es schon nachvollziehen warum die Menschen so sind wie sie sind.
Seligkeit ist voll und wach schreibst Du. Da kann ich nur lachen! Nicht aus Respektlosigkeit sondern aus Überzeugung
Denn auch ich betrachte das wahre Glück als voll und wach. Denn nur so sind wir dafür empfänglich. Nur wenn wir uns bewusst mit den großen positiven wie negativen Emotionen auseinander setzen und diese klar und reflektierend in uns aufnehmen, nur dann fühlen wir dieses Glück in seiner Ganzheit nach meinem Glauben. Und genau darin liegt die Krux begraben. Man ist nicht voll und wach wenn sich Gut und Böse auflösen und miteinander verschmelzen. Wenn der Mangel verschwindet dann verschwindet das Leben. Nun Wissenschaftler haben die Theorie das auch das Vakuum eine Energie hat. Sie suchen nach der ursprünglichen Energie, denn Sie glauben das Sie einen wesentlichen Teil der Naturgesetze ganz grundsätzlich noch nicht verstanden haben.
Vielleicht ist es ein bisschen so auch mit meiner Spiritualität. Ich bin ja offen für Vorschläge! Da muss ich wieder lachen, aber eher über mich selbst als über Andere! Also da ich genauso wie die Wissenschaft noch keine Energie im Nichts gefunden habe gilt für mich weiter die These: Wenn es keinen Mangel mehr gibt, dann gibt es auch keine Befriedigung den Mangel aufzuheben. Es gibt keinen Grund zu fließen. Etwas zu verändern, zu denken, zu handeln. Wir sind dann einfach da. Wie das Vakuum. Das Nichts. Mir ist bewusst das es viele spirituelle Glaubensformen gibt, die genau dieses Nichts als heilig ansehen. Wenn sich alle Grenzen auflösen und man nur noch ist. Alles was ich in meinem Leben zu diesem Thema fand endete meist mit dem Satz: Wenn alle Grenzen sich auflösen dann beginnt wahre Glückseligkeit. Das hört sich schön an - keine Frage! Aber das ist nicht mein Glauben. Und weißt Du auch warum? Weil es nicht echt ist (für mich). Es ist in sich nicht schlüssig (für mich). Wir Menschen leben. Wir leben in Kreisen aus Mangel und Befriedigung. Jeder Atemzug unseres Seins ist gefüllt mit dieser Tatsache. Ich kann nicht verstehen und ich kann auch nicht daran glauben wie es sich anfühlt wie ein Vogel zu fliegen oder wie ein Wal in die Tiefen des Nichts hinab zu tauchen. Und doch lebe ich. Ich fühle das Holz auf dem gerade meine Finger ruhen und für mich ist das heilig weil es echt ist. Weil ich es verstehe und begreife mit meinen Sinnen. Mit meinem Herzen. Weil es ein Teil von der Welt ist in der ich lebe.
Das Nichts ist kein Teil von meinem Leben und wird es nie sein. Ich maße mir nicht an darüber zu urteilen ob es wahre Seligkeit sein kann. Vielleicht ist es das. Aber wie will die Wissenschaft in Nichts Energie finden? Wie tief will sie in subatomare Ebene des Mikrokosmos hinab tauchen und bei jeder neuen Vergrößerung wieder nur Nichts finden? Wie ich schon sagte: Vielleicht steckt dahinter mehr als ich je sehen werde und vielleicht ist genau darum Dein Glauben irgendwie "interessant" aus meiner Perspektive? Ja, das ist sicher das richtige Wort. Aber eben nur als Wal der mit Vogel spricht. Annehmen könnte ich dies nie, es sei denn ich würde im "Nichts" das "Etwas" finden. Und ich maße mir anzusagen, das ist wie aus "Null" "Eins" machen. Das überlasse ich Gott. So weit will und werde ich nicht gehen. Denn mein Glück empfinde ich für mich als rein genug und im Gegenteil, in der Suche nach dem "Etwas" glaube ich würde ich nur dahin kommen wo Gott ist. In die Hölle und weg vom Glück. Ich würde mich in der Suche nach dem Nirvana verlieren. Ich würde mein Glück, meine Freude, das jetzt das Holz unter meiner Hand, den sanften Kuss meiner Freundin auf meine Wange, all diese Dinge würde ich verlieren. Mag sein das dies die Welt des Mangels ist. Hört sich aber negativer an als ich es empfinde. Nein es ist nicht die Welt des Mangels. Es ist die Welt in der ich lebe und die ich liebe.
Doch, und wie.
Nun in meiner spirituellen Welt so wie ich sie sehe kann es sie nicht geben. Aber das war nicht als allgemeine Aussage gedacht und wurde hoffentlich auch nicht so verstanden! Schön wenn Deine Welt sich Dir anders präsentiert!
Gibt es irgendeine eigene spirituelle Wahrnehmung, die du schlüssig findest?
Mh, tja was ist für Dich spirituelle Wahrnehmung? Was meinst Du mit diesem Wort genau? Wie würdest Du das umschreiben? Erst muss ich Deine Frage verstehe bevor ich überhaupt darauf antworten kann.
Willst du sie auch mit "spirituellen Sinnen" anfassen?
Verzeihung - der gleiche Kontext. Ich verstehe die Frage nicht. Was sind für Dich "spirituelle Sinne"?
Auch das halte ich für recht menschlich gedacht und hergeleitet. Aber Gott hat soweit ich es sehe Wesen gemacht, um die Freude seines Seins mit Gegenübern samt eigenen Willensspielraum zu teilen.
Nun da muss ich aber über Dich schmunzeln! Der Verismus ist meine Spiritualität, mein ganz individueller Blickwinkel auf diese Welt von meinem Glauben aus. Also ja! Klar! Er ist natürlich menschlich gedacht und hergeleitet! Ich bin ein Mensch! Und was Du schreibst ist Deine legitime spirituelle Vorstellung warum Gott "Wesen" gemacht hat. Gut! Aber für mich und für meine Überzeugung ergibt das keinen Sinn. Warum sollte Gott uns machen um "noch mehr" Freude zu empfinden durch das "Teilen dieser Freude am Sein"? Er ist Gott. Sein Maß an Glück sollte unendlich sein. Aus egoistischer Sicht, aus Gottes Sicht macht es keinen Sinn. Er muss diese Erfahrung nicht teilen. Er muss uns oder dieses Universum nicht erschaffen. Nicht für Ihn selbst. Nicht mit dieser Erklärung. Wäre er gänzlich glücklich würde er nach Deiner Erklärung einfach verschwinden. Es gebe keinen Grund etwas zu machen. Er würde das Nirvana selbst sein. Aber stattdessen scheint Gott irgendeinen Mangel zu haben. Denn scheinbar sind wir ja alle da und am Leben!
Es scheint einen Grund zu geben warum Gott all das tut oder erschaffen hat oder zulässt! Aber ist Gott dann nicht wie Du selbst? Menschlich, geradezu? Dann ist Gott ja wie wir alle! Dann ist er aber auch nicht allmächtig im Sinne von frei von Mängel. Ich glaube schon das Gott allmächtig ist und unsterblich. Dennoch glaube gleichzeitig das er sich selbst nicht abschalten kann. Ich glaube er kann sich selbst nicht das Licht aus machen. "Allmächtig" im klassischen Wortsinn ist wie wenn Null und Eins miteinander verschmelzen. Wenn man alles kann aber Nichts mehr braucht. Dann ist man vielleicht existent aber es gebe auch keinen Grund mehr zu existieren. Nein so sehe ich es nicht. Ich glaube richtig formuliert heißt es: mit "allmächtig" meine ich er kann alles machen aber er kann nicht sterben. Wie ich es schon in meinem ersten Text zum Verismus erklärt habe. Also nicht ganz "allmächtig", wie man es vielleicht eigentlich deuten sollte. Allmächtig mit Beschränkung :huh:. Ein bisschen Spaß muss sein. Es ist alles in unserem Kopf oder? Womit fühlen wir uns wohl? Daran sollten wir glauben!
Also zu dem was ich versuche aus Deinen Worten heraus zulesen:
Laut Deiner Erklärung ist der Mangel Etwas -wie soll ich sagen- Negatives. Freude zu empfinden weil ich Etwas esse weil ich gerade unglaublich Hunger habe finde ich nicht schlimm! Das ist doch das selbe wie wenn Gott Wesen erschafft um Etwas zu teilen um sich glücklicher zu fühlen! Dann ist er ja menschlicher als man vielleicht denken würde in Deiner Gedankenwelt! Stimmt das so?
Wenn man so an "Gott" denkt dann ist er vielleicht sogar voller Mängel! Oder? Denn das wird sicher nicht der Einzige sein! Ich finde bestimmt noch mehr wenn ich länger darüber nachdenke :-)! Kann man dann noch von Seligkeit sprechen? Ist Gott dann noch im Himmel in Deiner Spiritualität? Oder ist er wie Du und ich und ein bisschen wie Aladins Geist aus der Lampe? Nein, für mich ist das alles nicht schlüssig. Es liest sich schön was Du schreibst aber es macht für mich keinen Sinn.
Gott ist für mich in der Hölle da er auch Mängel hat. Er hat den Mangel den die Allmacht eben bringt. Und er kann sich nicht selbst das Licht ausmachen. "Allmächtig zu sein ist selbstzerstörerisch." Vielleicht kannst Du jetzt diesen Satz besser verstehen wie ich ihn eigentlich meinte. Denn ohne einen Mangel entsteht ein Mangel. Ich gebe zu das Wort ist doof und ich habe es nun oft genug geschrieben. Vielleicht verstehst Du ja worauf ich hinaus will? Ja, ich bin ganz bei Dir wenn Du mir sagst: "Gott ist wie wir Menschen". Denkst Du so?
So sehe ich es jedenfalls auch. Aus meiner menschlichen Perspektive ! Ich glaube er formte uns nach seinem Bilde. Und ich glaube es bringt Gott Freude das er uns erschuf, genau wie Du (?) glaube ich daran das Gott egoistisch sich selbst glücklich macht! Daher ist diese Welt auch nicht gerecht. Es geht nicht um uns und es ging nie um uns.
Scheinbar sind wir vielleicht doch nicht so unterschiedlich wie Du annimmst?
Fakt ist jedenfalls die Wissenschaft und auch unser einfacher Menschenverstand stellt die immer wiederkehrende Frage: Entstand aus "Nichts" "Etwas"? Wann, wieso und wodurch entstand unser Universum? Hier setzt der Glaube an und die Spiritualität. Niemand kann einen fundierten und überprüfbaren Beweis liefern wie alles entstand. So weit so klar. Daher ist es nur gut und bereichernd, wenn wir beide unterschiedlich an die Sache heran gehen und darin gehend auch unser Standpunkt verteidigen, schließlich glauben wir daran!
Aber ich glaube auch verstehen werden wir uns vermutlich nie. Ich versuche eine geerdete Sprache zu sprechen um meine Gedanken zu Papier zu bringen auf eine Art und Weise das man mich möglichst nicht falsch versteht. Das der Raum für Interpretationen möglichst gering bleibt. Schließlich möchte ich mich Dir so erklären wie ich es auch von Herzen meine!
Deine Sprache hingegen verstehe ich leider überhaupt nicht. Sie ist mir zu fremd, zu unverständlich. Wie als würdest Du mit Absicht ein wenig in Rätseln sprechen und viel Raum für Interpretationen lassen um so möglichst vage zu bleiben. Das gibt mir aber nicht das Gefühl das Du einen konkreten Standpunkt vertrittst. Es gibt mir gar kein Gefühl. Es lässt mich nur mit Fragezeichen zurück und mit der Hoffnung das Du Dich mir so erklärst, das der Raum für Interpretationen recht klein wird!
Wenn überhaupt müsstest Du mir Dinge vielleicht so erklären, wie Du es einem Kind erklären würdest! Denn sehr schlau bin ich nicht und wenn Poesie, künstlerische Freiheit, Spiritualität und Philosophie auf eine solche Art zusammenknallen, wie ich es in Deinen Texten wahrnehme, dann tu ich mich sehr schwer Dir zu antworten!
Versteh es aber nicht als Vorwurf! Ich versuche mich Dir nur zu erklären. Du darfst gern so bleiben wie Du bist. Wie gesagt: Manche Wesen verstehen einander einfach nicht!
Aber nichts desto trotz! Eine spannende Unterhaltung!
Liebe Grüße