Quantenphysik und reine Sicht aller Phänomene

Auszug aus dem Buch „Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik“ von Swami Vishnudevananda Giri


Wenn wir die Lehren der Quantenphysik studieren, kommen wir plötzlich zu dem Schluss, dass reine spirituelle Sicht eine Frage der Energie ist. Es gibt kein Universum als solches. Das Universum besteht aus Mikropartikeln, und Mikropartikel sind im Grunde Licht. Daher sind alle Manifestationen eine Manifestation von Energie und Licht. Feste Körper erscheinen als solche nur aufgrund unserer Gewohnheit, sie auf diese Weise wahrzunehmen.


Das Prinzip des natürlichen kontemplativen Zustandes bedeutet, in einem Zustand verankert zu werden, in dem es kein einziges Korn an Unreinheit gibt. Wer reine Sicht entwickelt hat, kann furchtlos in die niedrigsten astralen Reiche hinabsteigen, doch durch die Kraft seiner reinen Sicht werden sie sich in Paradiese verwandeln.


Das Prinzip der reinen Sicht: Hinter allen Erscheinungen steht subtiles und intelligentes Bewusstsein


Zuerst muss man über Folgendes nachdenken: Hinter jedem Phänomen dieser Welt stehen subtile Energien. Aber wenn wir die Phänomene sehen, nehmen wir nicht immer wahr, was hinter ihnen ist.


Ein einfaches Beispiel: Nehmen wir ein Buch in die Hand, denken wir nicht immer, dass hinter diesem Buch Schriftsteller, Verleger, Programmierer, Buchhalter usw. stecken, dass viele Talente daran gearbeitet haben. Wenn wir mit dem Zug reisen, denken wir nicht daran, dass es Lokführer, ein elektronisches Programm zum Verwalten von Bahnlinien und Eisenbahnmanager gibt. Vielleicht vermuten wir es, aber wir denken nicht wirklich darüber nach, wie viele talentierte, begabte, intelligente Wesen sich darauf konzentrieren, zu gewährleisten, dass wir sicher und pünktlich ankommen. So etwas Alltägliches wie eine Zugfahrt ist auf die Konzentrations- und Klarheitsbemühungen vieler Menschen zurückzuführen. Das heißt, unter der Oberfläche gibt es eine gewisse Tiefe und viele subtile Energien, die sich manifestieren.


Wenn wir anfangen, andere Beispiele dieser Analogie zu betrachten, werden wir sehen, dass hinter jeder kleinen Sache einige superorganisierten, riesigen, globalen Strukturen stehen. Und wir können diese globalen Strukturen nicht immer wahrnehmen, weil sie unserem Blick verborgen sind. Es gibt sie jedoch, und zwar in allen Bereichen.


Zum Beispiel gibt es globale Machtstrukturen, die wir uns nicht einmal vorstellen können, eben sowenig die Dynamik ihrer Manifestation. Aber es gibt sie.


Es wird viel über Freimaurer geredet, über eine verborgene globale Weltregierung, über ihre Geheimnisse. Für diesen Themenkomplex interessieren sich viele als ein Beispiel für derartige globalen, geheimen, hochorganisierten Strukturen. Aber wir sind überhaupt nicht daran interessiert. Dieser Gedankengang weist lediglich darauf hin, dass hinter jedem Phänomen noch etwas Bewussteres, etwas Subtileres steht. Das Phänomen an sich, das wir in der grobstofflichen Welt sehen, ist einfach nur das, was wir wahrnehmen können.


Reine Sicht bedeutet, dass hinter jeder Erscheinung eine subtile Form von Manifestation steht.


Zum Beispiel stehen hinter jeder Art von Kunst – Musik, Malerei, Bildhauerei, Literatur – Schutzgottheiten (subtile hohe Intelligenzen). Sie sind Teile des Bewusstseins, die sich im menschlichen und im kollektiven Geist der Menschheit befinden und mit Musik, Malerei und Literatur verbunden sind.


Hinter jeder Wissenschaft, jeder Jahreszeit, jedem Tag, jeder Sekunde, jeder Stunde, jeder Woche, jedem Monat, jedem Jahr, hinter jeder Sportart, hinter den vier Himmelsrichtungen, den Sternen und Planeten, hinter den verschiedenen Arten von Menschen, hinter jeder Person, jeder Tier- und Pflanzenart, jedem Stein und Mineral, jeder Flüssigkeit und jeder Medizin, gibt es subtile Formen bzw. subtile Zustände. Und diese subtilen Formen haben Überbewusstsein. Dies sind die herrschenden Gottheiten, von denen wir nichts wissen.


Was wir konsumieren, nehmen wir in unseren subtilen Körper auf


Nimmt jemand zum Beispiel ein Medikament zu sich, verbindet er sich auf einer subtilen Ebene mit dem Karma der hinter diesem Medikament stehenden Gottheit. Man kann ein hochwertiges ayurvedisches Medikament zu sich nehmen und im Traum Sonne und Vollmond sehen. Man kann sich auch sehen, als ob man einen Berg besteigt und sich im Garten Eden befindet. Gottheiten begegnen einem, geben einem vielleicht eine Blume, und danach verbessert sich der Zustand. Das bedeutet, dass man im Traum mit der feinstofflichen Form dieser Medizin in Kontakt gekommen ist. Zum Beispiel heilen bei ayurvedischen Präparaten nicht so sehr die Präparate selbst, sondern ihre feinstofflichen Formen, also die Gottheiten.


Wenn jemand Drogen nimmt, kann er Dämonen sehen (sie sind in der subtilen Form von Drogen enthalten). Dämonen treten in den Astralkörper einer Person ein. Genauer: Ihre subtile Essenz macht das. Und sie interessieren sich für die Person, die sie benutzt. Wenn eine Person aufhört, sie zu benutzen, beginnt sie sich daher schlecht zu fühlen, weil diese Dämonen versuchen, sie erneut zu überzeugen, und das Sahasrara-Chakra (das höchste Chakra, die Verbindung mit dem Absoluten) wird blockiert.


Dies sind Beispiele dafür, dass hinter allen materiellen Dingen ihre subtilen Formen stehen. Reine Sicht bedeutet, alles ständig aus der Sicht ihrer subtilen Formen zu betrachten. Das ist nichts, was wir künstlich praktizieren. Es bedeutet, die Dinge puristisch so zu sehen, wie sie wirklich sind.


Die klassische reine Sicht wird wie folgt beschrieben: Man sollte den spirituellen Lehrer als eine Gottheit betrachten. Man sollte den Dharma als kostbaren Nektar betrachten. Man sollte die Sangha (die spirituelle Gemeinschaft) als ein mystisches Feld der Erleuchtung (Mandala) betrachten. Du solltest dich als Gottheit betrachten. Häuser sollten als die Paläste der Gottheiten betrachtet werden. Alle Klänge sollten als Klänge von Mantras oder heiligen Liedern (Bhajans) wahrgenommen werden. Alle Situationen, die dir widerfahren, sollten als göttliches Spiel (Lila) oder als Manifestation des Absoluten betrachtet werden.


Das heißt, reine Sicht ist, wenn wir alle versuchen, alles rein, in seiner subtileren Form und als göttlich zu betrachten.


Man kann das so sehen: Wenn man sich in reiner Sicht begegnet, ist man Gottheit. Das heißt, man ist Mensch, aber gleichzeitig auch Gottheit. Weil ich zum Beispiel reine Sicht tatsächlich praktiziere, nicht nur darüber rede, nehme ich die Gottheiten wahr, die in den Körpern der Menschen bei mir sind. Und weil sie in deren Körpern sind, bekomme ich gleichzeitig Darshans (göttliche Visionen) von ihnen. Wenn also Leute wegen eines Darshans zu mir kommen, gebe ich nicht nur ihnen Darshan, ich empfange auch Darshan von ihnen, das heißt von ihrer subtilen Form.


Man kann sagen, dass die physischen Körper die Träger der subtilen Formen dieser Gottheiten (Upadhis) sind.


Wenn zum Beispiel Frauen wahrgenommen werden, kann die Energie von Gottheiten wie Lakshmi, Durga, Kali und Sarasvati (weibliche Gottheiten, die solche Aspekte des Absoluten wie Schönheit, Willen, Weisheit, Schutz, Aktivität und Zerstörung von Hindernissen symbolisieren) durch sie wirken.


Man sieht, dass es im Universum überhaupt nichts Alltägliches gibt. Alles im Universum ist heilig – Steine, Bäume und Wolken – und hinter all dem existieren göttliche Formen und diese sind voll bewusst. Hinter allen Manifestationen stehen Schutzgeister und Gottheiten, und sie haben ein Überbewusstsein.


Mehr zum Thema im „Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik“ von Swami Vishnudevananda Giri. Mehr zum Autor unter https://de.advayta.org und in den Büchern von Swami Vishnudevananda Giri „Shakti Yantra“, „Nada und Jyoti Yoga“, „Spirituelle Alchemie. Der Weg der inneren Askese“,„Laya Yoga. Das Leuchten der kostbaren Geheimnisse“, „Leben in Gott“, „Kodex eines Meisters“, „Ich bin. Spirituelle Alchemie des inneren Universums“.


Kommentare 4

  • Danke für diesen Artikel! Einerseits geht er runter wie Öl. Doch andererseits liegt er schwer auf. Dies wird besonders deutlich, wenn wir uns bewusst machen, wem wir dienen, wenn wir etwas konsumieren. Das kann uns verunsichern. Doch letztlich reicht es aus, wenn wir genauer hinsehen. Wir sollten prüfen, ob wir der Angst oder der Liebe dienen, wenn wir etwas konsumieren. Denn ja, hinter jedem Ding steckt eine unglaubliche Kraft, auch Verbindungen von Interessengemeinschaften. Dienen diese sich selbst oder dem Leben, was ist deren Absicht und wollen wir sie stärken und nähren?


    Es ist schön, die Dinge anders zu sehen und die Sicht zu reinigen. Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass die Brille unglaublich schmutzig ist. =8)

    • Lieber Eisu,

      vielen Dank für Deinen Kommentar!

      Ich sehe das alles genau so, wie Du schreibst.

      In Laya Yoga ist auch das Ziel, dass Bewusstsein auf einer hohen Entwicklungsstufe alles als "einen Geschmack" wahrnimmt, dass die Differenzierungen und Wertungen in keiner Weise im Vordergrund stehen. Aber eine Unterscheidungsfähigkeit ist trotzdem wichtig und auch die reine Sicht. Das Ziel des Weges ist jedoch Advaita, in allem das Eine zu sehen und zu fühlen, was auch immer es ist. Und mit allem eins sein. Das ist dann die Befreiung des Bewusstseins. _/|\_*ht*

    • Es gibt Tage, da ist die Sicht klar und das Eine allgegenwärtig im Bewusstsein und es gibt Tage, da möchte ich nur schreien, weil alles so verschwommen, fremd und dunkel erscheint. Es ist schön, in diesen Tagen daran erinnert zu werden, dass alles dem Einen entspringt und das Fremde nicht existiert. Da Swami Vishnudevananda Giri seine Menschlichkeit in seinen Texten durchschimmern lässt, nehme ich ihn als wahren Meister wahr. Danke, dass Du seine Texte mit uns teilst. <3

    • Ja, er ist menschlich in dem Sinne, dass er die Probleme der anderen zwar versteht, aber - da er doch ein Meister ist - seine Schüler auffordert, im Bewusstsein nicht darin stecken zu bleiben. Und immer an das Wichtigste zu denken, daran, dass alles um und in uns Licht ist. Dieses leere Licht ist Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit. Es emaniert unzählige Namen und Formen aus Freude am Sein und ist sich dessen bewusst. Swami Vishnudev fordert seine Schüler auf, sich in diesen Spielen nicht zu verlieren, sich selbst nie zu vergessen. Manchmal fällt es mir schwer, das immer im Bewusstsein zu behalten. Aber das ist der Weg der Siddhas, der Weg der direkten Erfahrung der subtilen lichtvollen Klarheit im Hier und Jetzt und der Hingabe an dieses Licht. In Indien gibt es ein Sprichwort unter Shivaiten: " Shiva kann nur von Shiva verehrt werden". Damit ist alles gesagt... Wirkliche Verehrung des Göttlichen ist die Erkenntnis der Einheit. :sieg: