Dankbarkeit ist kein Gefühl
Also: dieses tiefe Vertrauen ins Leben ist kein Gefühl, sondern eine Haltung, die Sie bewusst einnehmen. Es ist die Haltung, welche wir Mut nennen. Und Mut ist vereinbar mit Angst haben. Genau genommen setzt Mut Angst voraus; es ist die Haltung von jemandem, der trotz Angst, Furcht und Müdigkeit vorwärts geht. Und tun Sie nicht genau das, obwohl es schwierig ist? Ihre Frage deutet mir an, dass Sie inmitten der Schwierigkeiten immer noch dankbar sein möchten. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass allein dieser Wunsch Ihr Vertrauen ins Leben, Ihre Offenheit, Ihren Mut beweist. Ein dankbarer Mensch hat genug Vertrauen, um dem Leben eine weitere Chance zu geben, um offen zu bleiben für Überraschungen. Da Sie dies tun, sind Sie dankbar, ob Sie dies nun spüren oder nicht. Sie werden „den Autopiloten einschalten müssen“ wie ein Schiff in dichtem Nebel. Doch der Nebel wird sich lichten. Besser noch: Ihr Vorwärtsgehen wird Sie aus dem Nebel herausbringen. Wenn Sie in dankbarem Vertrauen offen bleiben, werden dankbare Gefühle zu blühen beginnen.
Zeiten, die uns physisch, emotional und spirituell herausfordern, können es uns fast unmöglich machen, uns dankbar zu fühlen. Doch wir können uns entscheiden, dankbar zu leben, mit Mut offen zu sein für das Leben in seiner ganzen Fülle. Indem wir die Dankbarkeit leben, die wir nicht spüren, beginnen wir die Dankbarkeit zu spüren, die wir leben. Dies ist kein schnelles und einfaches Rezept, aber Sie werden sehen, es wirkt.
(Auszug Aus „Questions about Gratefulness“ von Bruder. David Steindl-Rast (Übersetzung aus dem Amerikanischen von Eve Landis))