Beiträge von Sasha

    Das Thema sollte eigentlich dazu dienen Kontakt mit Menschen zu finden die auch an andere Götter glauben. Um vielleicht mal einen Dialog dazu zu eröffnen. Dennoch driftet es immer wieder dahin ab warum es Götter nicht gibt oder dass Menschen sie nur aus Irrglauben erfunden haben oder um keine Verantwortung tragen zu müssen oder ähnliches.


    Ich finde es sehr schade, da es völlig konträr der eigentlichen Intention läuft.

    Wie möchtest Du, dass der Titel des Threads ist, damit er Deiner Frage am nächsten kommt und lenke Du dann bitte die Diskussion, damit sie Dir besser dient. Ich verschiebe meinen Post dann an eine andere Stelle.

    Vielleicht besser "Wann ist man Experte?"


    Danke


    Ob da jemand ein Buch geschrieben hat oder nicht spielt meiner Meinung nach nicht die Hauptrolle, sondern wie viele Menschen sich "verstanden" fühlen, in ihrem Inneren "verstehen", oder sich in ihrer Sehnsucht gesehen fühlen. Zumindest im spirituellen Bereich erlebe ich es so.

    Das ist ein spannender Ansatz. Aber wie wissen wir wie viele Menschen mit der Aussage in Resonanz gehen bzw sich verstanden fühlen? Und ab wann erreicht man das Leben wo die eigene Aussage ohne Verweis auf Quellen ausreicht? Ist das Sache des Gefühls?

    Also, ich glaube, weil ich es erlebe. Und nicht, weil jemand allgemein als ExpertIn bezeichnet wird.

    Finde ich gut. Also eine "Bewertung", dass den Ruf außen vor lässt.

    Aber für mich hat nichts von dem was geantwortet wurde mit meinen Fragen zu tun. Ich dachte, wenn das schon extra abgetrennt und zu einem neuen thread gemacht wird, dann würde ich auf meine Fragen auch Antworten bekommen.


    Aber jetzt bin ich nur verwirrter als vorher weil es plötzlich um die Qualität der Beiträge geht und wieder mal das Wort "glauben" in etwas negatives verdreht wird. Und weil es um irgendwas geht, das etwas "zum Klingen bringt". Was aber ja auch wieder eine persönliche Meinung ist und keine Tatsache. (Ich z. B. ertrage ET nicht.)


    Für mich ist das schon wieder so ein Gefühl als würde sich alles nur drehen um "Ich halte die Aussagen von Person A für Wahrheit also ist er ein Experte und ich nehme seine Worte an. Was Person B sagt halte ich nicht für die Wahrheit, also erwarte ich Quellenangaben und Beweise."


    Und ja ich bin leicht frustriert... weil die Dinge hier schon wieder keinene sinn für mich ergeben und weil es mir seit Freitag ziemlich elend geht.

    Warum tut der Mensch das, warum will er etwas, woran er aufsehen kann?

    Das kann verschiedene Gründe haben. Viele finden im Glauben (an was auch immer) Trost oder Hoffnung oder Vertrauen. Für mich sind sie ein normaler Teil des Universums so wie Menschen, Tiere und Pflanzen.

    Ja Kinder, glauben könnt ihr in der Kirche - hier zählen Fakten und Nachvollziehbarkeit. ^^

    Und da kommen wir an den Punkt wo ich frage wieso z. B. ein Eckhard Tolle oder weiß-nicht-wert als Quelle etwas besser macht. Wieso sollte er als glaubwürdiger gelten als ich? Der einzige Unterschied zwischen mir und "anerkannten Experten" oder wie man sie auch nennen will, ist, dass sie Bücher geschrieben haben und ihnen viele Leute zustimmen. Wie viele Leute müssen mir zustimmen, damit ich als Experte anerkannt werde?


    Und was ist mit spirituellen oder esoeterischen Themen die nicht "prüfbar" sind? An welchem Punkt ist es nachvollziehbar genug um glaubhaft zu sein?


    Ich kann z. B. in der Reinkarnationstherapie auf verschieden Religionen verweisen, die aber alle nicht den gleichen Grundlagen folgen wie ich. Ich kann für meinen Glauben an Götter oder andere Wesen Religionstexte oder alte Literatur zitieren, das Buch Henoch hinzu ziehen oder was auch immer. Ich könnte auch auf Ian Stevenson verweisen, der viele Forschungen angestellt wird, dessen Arbeit aber widerum von anderen Experten angezweifelt wird. Wo also ist die Grenze wo ein Glaube genug Gewicht hat um anerkannt zu werden? Christentum, KiW und ähnliches sind ja auch nur Glaube.


    Und ja, ich meine diesen Fragen vollkommen ernst.

    All das, was Ihr schreibt, kommt mir bekannt vor. Ja, ich hatte an manchen Stellen das Gefühl: Aha, ich bin Autist. :)

    Auf jeden Fall interessant, dass es dir so bekannt vor kam. Aber ich bin nicht sicher ob du das "Aha ich bin Autist" ernst gemeint hast oder eher etwas scherzhaft, daher lass mich etwas erklären. Was wir beschrieben haben, betrifft in erster Linie Autisten aber nicht nur. Außerdem besteht Autismus nicht nur aus der Symptomatik der andersgearteten Kommunikation. Autismus, ADHS und andere Neurodivergenzen haben nie nur ein Symptom. Wenn du also mehr erfahren möchtest, um heraus zu finden, ob du wirklich autistisch sein könntest, dann bin ich gern bereit, dir dabei zu helfen, vernünftige Informationen und Tests zu finden. Anderenfalls bedenke bitte, dass ein "Ich bin Autist" nicht einfach daher gesagt sein sollte.


    Zu deiner Geschichte sei gesagt, wer sich so unangekündigt einlädt, ist meiner Meinung nach selbst Schuld. Ich hätte die nicht rein gelassen, auch wenn ich die Aussage ganz deutlich gehört hätte oder sie mich direkt gefragt hätten ob sie rein dürfen. Mir ist so ein Verhalten ein Rätsel.

    Benötigt ein braun angestrichenes Zebra eine Diagnose oder würde das Zebra glücklich, wenn es einfach seine Natur lebt?

    Dazu muss das Zebra aber die eigene Natur erst mal erkennen... Darum geht es mir ja. Wenn ich von "Diagnose" rede meine ich ja nicht zwingend eine ärztliche Diagnose. Eine Selbstdiagnose ist hier auch mit einbegriffen. Ich wusste nicht, was ich wirklich brauche oder was mir gut tut, ehe ich angefangen habe mich mit dem Thema zu befassen, weil ich es ja immer unterdrückt habe.

    was ich mit zementiertem Selbstbild meine ist, dass mir jemand dauernd auf die Füsse tritt und dann sagt: „Hab Verständnis, ich bin dies und das und kann nicht anders“.

    Das liegt aber nicht an der Diagnose, sondern an der inneren Einstellung des Menschen, der die Diagnose als Mittel der Manipulation nutzt. Etwas was bei Autisten extrem unwahrscheinlich ist, da sie Lügen und Manipulation nicht mögen bzw teils auch nicht können. Die Diagnose darf nicht als Schutzschild oder als Freibrief genutzt werden. Es geht viel mehr darum, einen ehrlichen und gesunden Umgang mit sich selbst zu finden. Dazu gehört einerseits offen zu kommunizieren was man wirklich nicht kann. Und andererseits gehört dazu auch, dass man Verständnis und Rücksicht für sich einfordert, die man nie erhalten hat. Das ist beides vollkommen legitim und sogar gesund. Aber es sollte nie darin enden, dass man die Diagnose als Ausrede her nimmt um sich nicht mehr bemühen zu müssen.

    Wenn wir um uns selbst kreisen, sind wir dann in der Lage zu erkennen, welche Zusammenhänge zu unserem Jetzt-Zustand in der Welt führten?

    Ja, denn um sich selbst zu kreisen macht einen nicht blind für den Rest der Welt. Es kann sogar helfen, indem man sich selbst besser kennen lernt, wachsen kann, und damit evtl andere in eine positive Richtung mit zieht. Und wenn nicht dann kann es einem zumindest helfen, sich nicht in eine negative Richtung mitziehen zu lassen. Wir-Gefühl in allen Ehren, ein wir besteht immer aus vielen ichs.

    wo jeder eine potenzielle Gefahr darstellt, der mein ach so bedeutendes ICH infrage stellen könnte

    Diesen Satz finde ich so schade... Schon wieder ist "ich" etwas negatives. Denk bitte daran, wie vielen Menschen täglich verboten wird ihr wahres ich zu leben. Wie vielen die Individualität untersagt ist. Wie viele mit Gewalt gestraft werden weil sie sich nicht gut genug im "wir" einfügen. Wie vielen Menschen von ihren eigenen Eltern gesagt wird, dass sie wertlos sind, dass sie nicht so sein dürfen, wie sie sein wollen. Denke daran wie viele Menschen täglich über Suizid nachdenken oder ihn sogar umsetzen, weil man ihnen erzählt hat, dass sie wertlos sind. Manchmal ist unsere eigene Identität das wertvollste was wir haben, manchmal ist sie das einzige, was einem nicht weg genommen werden kann. Ein gesundes wir beginnt immer in einem einzelnen gesunden ich.

    Hierin ist eine immense Widersprüchlichkeit (Zerrissenheit) zu erkennen. Erfahrungsgemäss kommen Autisten mit diesem Umstand oftmals nicht gut klar und distanzieren sich davon deutlich.

    Ja, damit tue ich mich auch schwer. Menschen ermutigen mich ich selbst zu sein, stören sich dann aber wenn ich mich authentisch zeige. Sie predigen Freundschaft und sind dann nicht für einen da wenn man sie braucht. Sie reden davon die Welt soll besser werden, wollen aber an sich und ihrem Verhalten nichts ändern. Bei mir gilt das Prinzip von "was drauf steht ist auch drin".

    Bitte verzeih, das ist für mein einfaches Gemüt verwirrend. Wer sendet versteckte Botschaften, die sich zu Doppelbotschaften entwickeln und wem sind solche Botschaften nützlich? Beschreibst Du die Art und Weise, wie Autisten kommunizieren oder tut das die Gesellschaft?

    Du nutzt versteckte/doppeldeutige Botschaften selbst. So magst du Wortkreationen wie "all-ein-sein" und ähnliches, die durch die Schreibweise eine neue Bedeutung erhalten. Darüber bin ich hier schon so manches Mal gestolpert. Auch weiß ich bis heute nie sicher ob du jetzt "ich" als normales Personalpronomen nutzt oder wieder mal "das ICH" meinst, dass etwas negatives störendes ist, dass einem im Weg steht. Das Konzept des "ICH" so wie du es nutzt hat sich mir bis heute nie erschlossen. Keine Erklärung hat bisher für mich Sinn ergeben. Statt dessen nutze ich es als wertfreies Personalpronomen um von mir als "das Individuum Sasha" zu sprechen. Wenn dann im nächsten Atemzug wieder vom "ach so wertvollen Ich" gesprochen wird (auch Sarkasmus ist übrigens eine versteckte Botschaft) dann ist das sehr verwirrend. Wir benutzen das gleiche Wort und meinen doch völlig verschiedene Dinge.


    Generell aber sind versteckte und doppelte Bedeutungen überall zu finden. Im Vorstellungesgespräch bedeutet "wir melden uns" meistens "wir werden sie nicht nehmen". Wenn ein Gast sagt "Ganz schön frisch bei euch" enthält dies automatisch die Aufforderung an die Gastgeber die Temperatur angenehmer zu machen. Ein "du hast dich ganz schön lange nicht gemeldet" beinhaltet zumeist ein "melde dich zukünftig bitte öfter". Dazu kommen Sarkasmus, passiv aggressive Kommentare, Lügen, Wortspiele, etc. Oftmals sind sie keine kryptischen Konstrukte, sondern einfach soziale Konstrukte, die für die meisten offensichtlich sind.


    Du kennst doch das 4-Ohren-Modell bzw. Kommunikationsquadrat, oder?

    - Die Sachebene

    - Der Beziehungshinweis

    - Die Selbstkundgabe

    - Der Appell


    Die Sachebene ist immer eine offene Botschaft. Alle anderen Ebenen können offen oder versteckt sein. Beispiel: Der Chef sagt zur Angestellten "Sie gehen heute aber früh nach Hause."

    - In der Sacheben wird nur festgestellt, dass die Angestellte früh nach Hause geht. Eine unmissverständliche Aussage, die auch für Autisten klar erkennbar ist.

    - Der Beziehungshinweis könnte sein "Ich bin der Chef, also hätten Sie um Erlaubnis fragen müssen". Etwas, was Autisten oft nicht erkennen.

    - Die Selbstkundgabe könnte sein "Ich würde auch gerne früher nach Hause gehen". Auch das hier ist impliziert aber nicht für jeden Autisten ersichtlich.

    - Der Appell könnte sein "Bleiben Sie länger" oder "Bieten Sie an länger zu bleiben". Appelle bleiben vielen Autisten verborgen, was leider auch der größte Risikofaktor ist. Es könnte sein dass der Chef irgendwann auf die Angestellte zukommt und sich beklagt "Sie bieten nie an, länger zu bleiben". Und die autistische Angestellte ist möglicherweise verwirrt und entgegnet mit "Sie fragen mich ja nie."


    Ich hoffe das hat es für dein "einfaches Gemüt" verständlicher gemacht ;)

    Wenn ich mein Gefühl oder meine Gedanken beschreibe, die das Gegenüber in mir auslöst. „Ich bin irritiert, ob dem Kommentar“, beschreibt meine Welt und stülpt niemandem über, er würde es (bewusst) tun. „Du irritierst mich mit Deinem Kommentar“ ist eine Anschuldigung und bringt das Gegenüber in Bedrängnis. Das meinte ich, als ich sagte, dass die Kommunikation kippt, sobald es persönlich wird. Als anschauliches Beispiel kann in diesem Thread der Dialog mit Mistelzweig dienen, so wird das nichts, nur ein Schlachtfeld von Rechtfertigung, Angriff, Verteidigung – wer will das wirklich?

    Spannend, dass du dieses Beispiel nennst. Ich hatte bewusst versucht ohne Angriff zu formulieren, sondern nur meine Wahrnehmung zu schildern mit der klaren Option, dass ich ja nicht unbedingt recht haben muss. Alle weiteren Aussagen meinerseits waren völlig neutrale Erklärungen basierend auf Mistelzweigs Fragen. Und jetzt überlege ich direkt wieder, ob ich schon wieder irgendwo das falsche soziale Protokoll abgespielt habe und doch aggressiv oder vorwurfsvoll wirkte obwohl ich in meiner ersten Aussage schon extra Weichmacher rein gepackt hatte.

    Ich möchte Euch danken für den respektvollen Umgang hier im Thread.

    Ich bin auch total begeistert. Daher musste ich auch gestern unbedingt noch diese monsterlange Antwort schreiben obwohl ich mich eigentlich wie Dreck fühl(t)e.

    Ich kann nachvollziehen, dass eine Diagnose zwar mehr Klarheit schafft, doch birgt sie nicht auch die Gefahr, dass man sich ein Selbstbild manifestiert und zementiert? Wie denkt ihr darüber?

    Ein spannender Gedanke, den ich interessanterweise genau gegenteilig erlebt habe. Um eine zuvor genannte Tiermetapher wieder aufzugreifen: Ich bin unter Pferden aufgewachsen. Ich wurde als Pferd großgezogen. Ich hielt mich immer für ein Pferd. Ich quälte mich bei dem Versuch so zu springen und zu wiehern wie ein Pferd. Und eines Tages wurde mir klar, ich bin gar kein Pferd. Ich bin einfach ein braun angemaltes Zebra. Also habe ich die Farbe abgewaschen, habe aufgehört zu springen und wiehere nur noch, wenn ich mit Pferden rede. Zebras sind seltener als Pferde und können andere Dinge, aber sie sind verdammt interessant.

    Was ich damit sagen will: Durch meine Diagnose habe ich endlich mein falsches Selbstbild (das gescheiterte Pferd) abgelegt und durch ein echtes und positives ersetzt (das erfolgreiche Zebra).

    Manchmal fühle ich mich bei so vielen ICH-Aussagen aber etwas egoistisch, denn ich mag es irgendwie auch nicht immer dieses "Ich" in Beiträgen oder Worten zu lesen.

    Das liegt vermutlich daran, dass uns gesellschaftlich beigebracht wird, dass "Ich-Denken" etwas schlechtes ist. "Die Reichen denken nur an sich" oder "Das letzte Stück Kuchen zu essen war so egoistisch von ihr" oder "Die redet immer nur über sich selbst, die interessiert sich gar nicht für mich." Menschen handeln egoistisch, möchten aber, dass man im sozialen Miteinander bitte so tut als sei man ein totales Rudeltier. Wer von sich selbst redet, macht sich nur wichtig. Wer in deiner Geschichte etwas von sich selbst ergänzt, der will nur den Fokus auf sich selbst ziehen. "ICH" ist eines der wichtigsten Wörter unseser Sprache, aber gleichzeitig total verpöhnt. Dabei ist "ich" nur ein Personalpronomen genau wie du, er, sie, wir, es ... Es hat nicht mehr oder weniger Gewicht. Es ist die Gesamtaussage, die entscheidet, wie egoistisch man ist. (Abgesehen von natürlich den Taten.)


    Das geht so weit, dass einem im Marketing das "ich" wieder bewusst anerzogen werden muss. Ich kann einem Kunden entweder sagen "dabei kann dir ein Reinkarnationstherapeut bestimmt helfen" oder ich kann sagen "dabei kann ich dir bestimmt helfen". Beides sagt inhaltlich das gleiche aus, denn ich bin ja Reinkarnationstherapeut. Aber in dem einen Satz richte ich den Fokus des Kunden auf den gesamten Markt, bei dem zweiten Satz richte ich den Kundenfokus auf mich. Ist das etwas schlimmes, egoistisches? Nein! Warum? Weil es stimmt, dass ich dem Kunden helfen darf. Und ich muss mich nicht schlecht dabei fühlen, wenn ich das auch so direkt sage. Daran scheitern tatsächlich viele, speziell im spirituellen Bereich. Sie wollen so sehr helfen, haben so einen starken Community Gedanken, dass sie sich selbst das Geschäft kaputt machen.


    ICH mag das Wort ICH, denn ICH bin wertvoll und ICH verdiene meine eigene Anerkennung.


    Vielleicht führen wir an anderer Stelle ein Gespräch über Diskussionsformen und wie Worte wirken? Ich wäre sicherlich mit dabei. :)

    Sicher eine spannendes Thema, dass sehr verschiedene Sichtweisen auf den Tisch bringen wird! Du darfst das, was ich zum Wort "ich" gerade schrieb gerne als Zitat mitnehmen.

    Aus eigenen Erfahrungen weiss ich, dass wenn ich meine Natur leugne, dies in erster Linie mir Leid zufügt, das ich aber mit ins Leben nehme und mein Leid übertrage. Daraus kann ich schliessen, dass wenn ich meine Natur, etwa die Funktionsweise meines Gehirns, ablehne, dies ein Garant für Schmerz/Leid darstellt.


    Stimmt. Also warum tun wir das?
    - Weil uns als kleines Kind gesagt wird wie wir uns verhalten sollen und wir es für richtig halten und uns versuchen danach zu richten.

    - Weil wir später erkennen, dass wir die Ansprüche der Gesellschaft (und evtl der Familie und Freunde) nicht erfüllen und uns noch mehr bemühen.

    - Weil wir merken, dass die Gesellschaft uns nur zu gewissen Teilen überhaupt erlaubt wir selbst zu sein.

    - Weil wir erstmal erkennen müssen, inwiefern wir anders sind, ehe wir lernen können, uns unseren eigenen Bedürfnissen anzupassen und mehr MIT unserem Gehirn zu arbeiten statt dagegen.

    Wie ist Deine Erfahrung mit diesen Menschen, welche vielleicht keine oder eine andere Diagnose haben. Worauf achtest Du, gibt es besondere Anforderungen, auf die Du achtest, damit sich niemand brüskiert oder verletzt fühlt durch Dich?

    Ja... Ich habe rund 30 Jahre lang gelernt zu maskieren. Soziale Normen und Gepflogenheiten vorzuspielen, damit andere Menschen sich mit mir "wohl fühlen". Lächeln nicht vergessen, Augenkontakt halten, nicken wenn man zuhört, Hände still halten, aufpassen dass ich nicht zu viel über mich selbst rede, in formellen Situationen wie z. B. Vorstellungsgesprächen vorher schon genau planen was für Fragen kommen könnten, damit ich die idealen Antworten parat halte.

    Gerade in autistischen Kreisen wird oft darüber berichtet, dass ein gewisses typisches "Rudelstreben", welches in der menschlichen Gesellschaft vorherrschend üblich ist, zuweilen vollkommen fehlt.

    Ja, das ist bei mir ähnlich. Zum einen habe ich mich eh immer als Alien gefühlt, also war ich eh nie groß Teil einer Gruppe. Außerdem kann es echt anstrengend sein, in Gruppen unterwegs zu sein. Denn selbst wenn mich diese Personen zu 100% akzeptieren wie ich bin, gibt es da immer noch das Thema mit der sozialen Batterie, der möglichen Reizüberflutung und einigem mehr. Wenn ich dagegen eine Szenerie gefunden habe, die wunderbar meinen Bedürfnissen entspricht, kann ich mich sogar unter 200 Menschen wohl fühlen. Aber auch da: ich bin zwar unter Menschen, aber nicht Teil der Gruppe.

    Es käme ja massgeblich darauf an, ob Kontakte zu anderen Menschen nur unter gewissen Bedingungen stattfinden dürfen? Wer würde diese Bedingungen festlegen - und mit welchem Recht?

    Sie DÜRFEN immer statt finden, aber oftmals sind sie nur "erfolgreich" wenn sie den allgemeinen gesellschaftlichen Normen entsprechen. Diese werden halt von der Masse festgelegt...

    Es ginge unter anderem vielleicht auch darum, dass sich jeder seiner eigenen, möglicherweise vorhandenen "Baustellen" bezüglich Respekt, Akzeptanz und letztlich auch Interesse am Wesen des Gegenübers gewahr würde. Geschieht das nicht, könnte dies durch den Kontakt mit "solchen Personen" angetriggert werden - und in der Folge zu Problemen führen, wonach diese Personen eventuell als "Sündenböcke" herhalten müssen. Nur weil sie so sind - wie sie sind.

    Eine gute Zusammenfassung, die ich so aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

    Wenn ich ehrlich bin, bekomme ich immer wieder den Eindruck, dass die Menschen lernen sollten, mit Individuen umzugehen, statt sie zu etikettieren – die Grundregeln des Anstands und Respektes, gelten ja für alle?

    Ja und nein. An sich hast du Recht, dass wir schauen müssen, dass jeder Mensch für sich anders ist. Aber "Etiketten" können helfen. Mal ein nicht-menschliches Beispiel:

    Jedes Tier für sich ist einzigartig. Dennoch ist es gut zu wissen, ob ich einen Hund oder eine Katze vor mir habe, damit ich ihre Körpersprache besser verstehen und mich entsprechend verhalten kann, damit wir zusammen eine schöne und entspannter Zeit haben können. Das einmal für die Perspektive wenn man von außen auf ein Etikett schaut.

    Nun zur Perspektive der Person die selbst ein Etikett trägt: Dazu habe ich einen wunderschönen Satz gehört, der sich mir sehr eingeprägt hat.

    "Als ich heraus fand, dass ich Autist bin, erkannte ich endlich, dass ich ein erfolgreiches Zebra bin und kein gescheitertes Pferd."
    Und so habe ich es auch erlebt. Das Gefühl des "Versagens" ließ massiv nach und ich erkannte, dass ich mich im Leben echt gut gemacht habe. Es hat für einen Wechsel des Maßstabs gesorgt. Denn wie Einstein schon sagte: "Wenn man einen Fisch danach beurteilt, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er sich ein Leben lang für dumm halten."

    Und damit genug der Tiere...

    Man hat mich diagnostiziert. Meines Wissens bin ich der Einzige mit dieser Diagnose und es gibt weder eine Therapie noch ein Medikament dagegen – Ich bin EisuIST. :)

    Ich habe dies zwar als Witz erkannt, aber gleichzeitig hatte der auch einen komischen Beigeschmack und ein Gefühl von "ich verstehe die Worte, aber was ist daran witzig?"

    Manche Autisten würden das vielleicht gar nicht als Witz erkennen. Andere - wie ich - würden die Intention verstehen aber es nicht witzig finden. Dritte könnten sogar den Eindruck gewinnen, du willst dich über sie lustig machen. (So wie wenn transphobe Personen sagen "Wenn sich jetzt jeder identifizieren kann wie er will, dann identifiziere ich mich jetzt als Dampfschiff!")

    Das wäre vielleicht ein gutes Beispiel für den "Humor" eines "Eisuisten", der jedoch von einem neurodivergent veranlagten Menschen nicht so ohne weiteres als Humor interpretiert werden kann, sofern dieser nicht explizit als solcher demaskiert wird. Zwischen den Zeilen lesen, Redewendungen, Floskeln und Anspielungen, sind diesen Menschen von ihrem Wesen her eher fremd. Andererseits verfügen sie oft über eine überdurchschnittliche Fähigkeit, Dinge nüchtern und sachlich darzustellen, ehrlich und direkt zu schreiben, was sie auch wirklich meinen - und weniger das, zu äussern, was zwar nicht schwarz auf weiss geschrieben steht, jedoch im Hinterkopf des Schreibers dessen Aussage wesentlich beeinflusst.

    Auch hier wieder gut beschrieben. Ich persönlich bin in der guten Situation, dass ich durch die Kombination aus ADHS und Autismus sehr viele Details wahrnehme, Muster erkenne, etc. Dadurch sind mir Redewendungen und Floskeln gar nicht fremd. Ich schaue sogar gerne wo ihr Ursprung liegt. Anspielungen verstehe ich meistens. Ich kann auch sehr gut feine Unterschiede in Mimik und Tonfall erkennen und merke sehr schnell, wenn um mich herum die Stimmung kippt. Aber dafür weiß ich bei schriftlicher Kommunikation oft nicht, ob etwas ehrlich, sarkastisch oder sonst wie humoristisch gemeint ist. Da kann ich schnell in eine Falle tappen. Dafür schätzen Menschen meine Ehrlichkeit und meine Fähigkeit Dinge sachlich darzustellen und meine Fähigkeit zu erklären.

    sobald sie persönlich werden, ICH, das DU kommentiert

    Das habe ich bei dir schon so oft gelesen und auch nach mindestens einem Dutzend Male muss ich sagen: Ich verstehe es bis heute nicht. Wenn ich nicht aus der Ich-Perspektive schreibe, dann ist das für mich als würde ich mich verstecken oder ausweichen wollen. Zumal ich nur für mich selbst sprechen kann und nicht für "man" oder "wir". Und wenn ich dir antworte oder auf etwas reagiere was du gesagt hast, wie kann es da falsch sein, wenn ich DICH direkt anspreche? Was ich sage ist doch eine Reaktion auf dich? Für mich ist das als würde ich bewusst an dir vorbei sprechen und dich damit aus dem Gespräch raus schieben. Damit sage ich nicht, dass du Unrecht hast. Es ist nur wieder ein Beispiel für unterschiedliche Denkmuster.

    So bitter es klingen mag, das Problem ist nicht, dass DU, SIE, WIR anders sind, das Problem ist in der Tat, das Wesentliche nicht zu sehen: Die Wut und Übergriffigkeit des Menschen (Glashaus ⇨ meine Wut, meine Übergriffigkeit).

    Hierzu eine Anmerkung die die Ironie eines Problems aufzeigt: Einem Menschen seine Andersartigkeit (in Form einer Neurodivergenz, Behinderung oder sonst was) abzusprechen ist genauso schädlich wie ihn darauf zu reduzieren.

    Das kann ich nicht so richtig nachvollziehen:

    Was sollte demaskiert werden?

    Man kann Humor schon dadurch "demaskieren" indem man so etwas einstreut wie "nur ein Scherz" oder "aber Scherz beiseite". Damit macht man offensichtlich, dass es ein Witz ist. Manchmal bedürfen Witze aber auch einer Erklärung, wenn sie z. B. auf einem Wortspiel beruhen. Mir ist zum Beispiel bei "EisuIST" nur die Endsilber aufgefallen wie bei Autist/Buddhist/Atheist... Dass es gleichzeitig "Eisu ist" bedeutet ist im ersten Moment voll an mir vorbei gegangen. Übrigens gibt es für Texte sogar "Ton Indikatoren" die genutzt werden können um dies klar zu machen. Allerdings sind sie hauptsächlich innerhalb der Autismus-Community und im englischsprachigen bzw. internationalen Raum üblich. Ton-Indikatoren werden an den Anfang oder das Ende eines Textes gesetzt. Beispiele sind:

    /j = joking = scherzhaft

    /s = sarcastic = sarkastisch

    /gen = genuine = aufrichtig

    So muss ich dem Drang wiederstehen, fast alle meine Nachrichten mit "/gen" zu kennzeichen, da ich immer wieder in die Situation gerate, dass ich den Leuten erklären muss, dass ich es einfach ganz aufrichtig so gemeint habe, wie ich es geschrieben habe. Ohne Ton, ohne Implikation, ohne Hintergedanken.

    Je nachdem ist der Bezug des Autisten zum Schreibenden so geartet (indem er ihn als Menschen schon recht gut kennt), dass er in etwa "abschätzen" könnte, wie dieser Satz gemeint ist - aber selbstverständlich ist dies für ihn oft nicht und jedes Mal mit einer gewissen Anstrengung verbunden, um zu entschlüsseln, was nun die wahre Botschaft eines Satzes sein könnte. Und weil es eben oft dieser Anstrengung bedarf, würde es eine wesentliche Erleichterung in der Kommunikation mit einem neurodivergenten Menschen bedeuten, solche Aussagen entweder zu unterlassen - oder in einer Weise offensichtlicher zu machen, dass zum Beispiel Humor, Ironie oder ähnliches mitschwingt.

    Ja, in der Gesellschaft erfolgt die Anpassung meist gezwungenermaßen von Seiten der Autisten, aber im Idealfall sollten sich beide Seiten einander annähern. Der eine formuliert etwas klarer, der andere bemüht sich, die Aussage zu hinterfragen und zu "entziffern".

    Interessant, doch ich frage lieber nach:

    Ein Autist muss zwingend interpretieren und kann nicht annehmen, wie es da steht?

    Ja und nein. Unsere Natur ist das Gegenteil. Wir möchten gerne die Dinge einfach annehmen wie sie sind. Aber die meisten Menschen meinen eben nicht nur die Worte, die sie schreiben, sondern da sind noch Hintergedanken, Implikationen etc im Spiel. Zum Beispiel das typische "lies zwischen den Zeilen" oder ein "Du hättest das wissen müssen" wird von Autisten oft quittiert mit "Mach es uns doch beiden leicht und sag einfach was du wirklich meinst". Das heißt, wenn du eine Frau fragst was mit ihr los ist und sie sagt "Ach nichts..." Dann würden viele Autisten das wörtlich nehmen und denken es sei wirklich nichts. Aber die Gesellschaft zeigt uns, dass dieses "nichts" meistens eines von zwei Dingen bedeutet: Entweder "ich bin sauer auf dich, lass mich in Ruhe" oder "ich will reden, bitte frag noch mal, damit ich nicht das Gefühl habe, mich dir aufzudrängen". Autisten wollen also nicht interpretieren, aber auf Grund dessen, wie die meisten Menschen kommunizieren, sind sie oft dazu gezwungen nach bestem Wissen und Gewissen zu interpretieren.

    Dies würde ja bedeuten, dass der Eisuist sich erst in die Gehirnwindungen des Gegenübers einarbeiten muss, bevor er sich äussern darf?

    Nein, warum? Du darfst dich äußern wie du willst. Es fordert niemand von dir, dass du dich anpasst. Aber wenn du bestimme Punkte erkennst, wo schnell Missverständnisse entstehen, kann es helfen, einen Mittelweg in der Kommunikation zu finden. Übrigens ist die Tatsache, dass du hier "der Eisuist" schreibst für mich mega verwirrend. Ist das eine Form von dir das "ich" zu vermeiden oder meinst du damit noch was anderes? Es ist schwierig für mich da es 1. ein erfundenes Wort ist und 2. es ja nur einen Eisuist gibt - dich. Warum also in die dritte Person wechseln?

    Es sollte einfach ein wenig das Spannungsfeld entspannen, welches ich im Thread wahrgenommen habe und es drückt aus, dass ich Krankheiten in dem Sinne nicht kenne. Einzigartigkeiten sind das Gegenteil davon, vorausgesetzt der „Besitzer“ nimmt sie an. Es gibt so schöne Beispiele wie die Geschichte einer amerikanischen Professorin, die Autist ist. Sie beobachtete die Kühe haargenau und erkannte, wovor sich die Tiere erschrecken und was ihr natürliches Verhalten ist. Aufgrund dessen wurden die Weideplätze kuhgerecht gebaut. Bis zur letzten Stunde lebten die Kühe völlig stresslos auf ihren Weiden, dank des fokussierten Blicks, dieser einzigartigen Professorin. Immer mehr Weideplätze werden nach ihren Vorgaben gebaut, bis heute. Es gibt ein Film, der die Geschichte der Professorin erzählt: Du gehst nicht allein.

    Das ist ein bisschen diese "Autismus ist eine Superkraft" Geschichte. Zum Teil durchaus wahr, aber dennoch eine sehr gefährliche Sichtweise. Da Autisten in Medien oft als Savants dargestellt wurden und teils immer noch werden, vermittelt das oft das Gefühl von "jeder Autist ist auch ein Savant" oder "jeder Autist ist in irgendwas hochbegabt" was im Autisten selbst zusätzlichen Leistungsdruck erzeugt. Und ja, es gibt Autisten, die mit unfassbaren Talenten gesegnet sind. Es gibt aber auch Autisten, die komplett unfähig sind, ihren Alltag zu bewältigen. Ja, viele Autisten oder auch Personen mit ADHS können Dinge erreichen, die für andere nahezu (oder sogar vollkommen) unmöglich sind. Aber manche erleben Autismus und/oder ADHS auch als eine massiv einschränkende Behinderung. Es ist wichtig alle Facetten anzuerkennen und es nicht nur schön zu reden. Das ist kein Vorwurf, es ist nur ein Hinweis, dass die "alles ist gut" Sichtweise auch ihre Schattenseiten hat.

    Gleichzeitig stellt sich die Frage, warum wir, die Menschenfamilie, für so viel Leid verantwortlich sind?

    Wo siehst du denn Kontext zwischen den Funktionen eines Gehirns und Leid? Ich kann dir da gerade nicht folgen.

    Wie ist Eure Erfahrung, mit den Diagnosen, müssen ADHS und autistische Personen in der Kommunikation, besondere Anforderungen erfüllen, wenn sie Kontakt aufnehmen möchten?

    Kontakt zu wenn? Geht es um die Frage wie man eine Diagnose erhalten kann? Wenn ja kann ich dir dazu gerne privat weiterhelfen.

    Und, wie können Personen ohne eine solche Diagnose, gerade in Foren oder generell in schriftlicher Kommunikation, erkennen, dass es sich um entsprechende Personen handelt?

    Wie schon weiter oben kann man neurodivergente Personen (egal ob nur oder ohne Diagnose) nur erkennen oder erahnen wenn man sich gut mit der Materie auskennt. Du wirst sie vermutlich nicht erkennen. Und das musst du auch nicht. Aber dein Wissen alleine hier aus dem Thema lässt dich zukünftig evtl überlegen ob es für ein Verhalten mehr als einen Grund geben könnte. Und das hilft schon. Dir wo es wichtig ist geben diese Personen sich schon zu erkennen.

    Muss etwas besonderes beachtet werden, wenn wir solche Personen erkennen und ansprechen?

    Du musst gar nichts. Aber es hilft Aussagen zu hinterfragen statt Vermutungen anzustellen wenn etwas unklar ist. Bzw allgemein Verhalten ggf einfach direkt zu hinterfragen. Die meisten wissen klare offene Fragen sehr zu schätzen und sind auch bewusst, dass ihr Verhalten oft anders ankommt als gewünscht. Aber natürlich ist jeder unterschiedlich und es gibt kein Patent Rezept.


    So benimmt man sich nicht im sozialen Umgang,

    Und ich erklärte oben bereits, dass ich nicht immer weiß, was sozial angemessen ist. Zumal nicht alle das gleich sehen.

    ohne Rücksicht auf die Person, die gemeint ist, die damit leicht in Verruf geraten kann

    Wieso solltest du deshalb in Verruf geraten? Ich schreibe dich anderen nicht vor wie sie dich finden sollen. Wenn dann schadet es eher mir selbst aus deinem oben genannten Grund. (Sozialverhalten)


    Eine Frage zu der Situation Eltern und Geschwister

    wie sind sie umgegangen , dass sie ein anders Denkendes / Handelndes Kind / Geschwister haben ?

    Das verrate ich dir wenn ich mit ihnen drüber geredet habe. Bisher wissen sie nichts davon und ich möchte es lieber so halten. Hat diverse Gründe.


    Ich frage nur aus Interesse und beschreibe deshalb gerne, was in meinem Gehirn abgeht und die Fragen oder Gefühle, die aufkommen, lege ich auf den Tisch.

    Das habe ich auch nur so aufgefasst.

    Jedes DU, jeder Mensch ist eine unbekannte Welt für mich, die zu erkunden, das finde ich interessant.

    Ich finde Menschen und ihr Denken auch spannend!

    Manchmal wird mir unterstellt, ich würde „andere“ verurteilen oder angreifen – doch tue ich das wirklich?

    Ob du es wirklich tust kann ich nicht beurteilen. Früher hätte ich Das auch nie behauptet. Heute sehe ich es in deinen Texten oft. Ich glaube nicht, dass du es mit Absicht machst. Da bin ich mir sicher. Aber manche deiner Aussagen haben mich schon sehr verwundert und arg ins Grübeln gebracht.

    Was das Thema ADHS, Autismus und Kommunikation angeht, wäre es naheliegend, dass ich ein Attest bekomme, da es in naher Verwandtschaft ein paar davon gibt. Doch würde das an der Kommunikation etwas ändern?

    Willst du eine Diagnose? Wenn ja warum? Willst du keine? Auch gut. Manchen Menschen hilft es. Mir hat es sehr geholfen. Ich habe mich als Mensch nicht plötzlich massiv geändert aber ich habe gelernt meine Reaktionen und mein Verhalten besser zu verstehen. Wenn für dich eine Diagnose keine Bedeutung hat dann brauchst du auch keine. So einfach ist das.

    Ist das eigentliche Problem, dass die Leute nicht (mehr) miteinander sprechen können, vielleicht anderswo zu suchen?

    Also erstmal würde ich sagen die Menschen können immer noch miteinander reden. Sogar gut. Nur halt nicht alle und nicht immer. Und ich sage ja nicht dass alle Probleme der Menschheit mit Diagnosen zu lösen sind. Das halte ich sogar für Unfug. Aber Probleme entstehen dort wo es an Offenheit und Akzeptanz fehlt. Grund dafür ist oft fehlendes Verständnis. Grund dafür weigern ist manchmal schlicht Unwissenheit. Und dagegen kann man etwas tun.

    Hältst Du es für denkbar, dass der Mensch sich sein Gehirn zum Werkzeug macht, statt umgekehrt?

    Natürlich aber...

    weil mein Gehirn nicht in der Lage war, Stoff aus höheren Schulen auswendig zu lernen

    Das ist exakt was ich meine. So wie dein Gehirn nicht fähig war bestimmte Dinge zu lernen, so ist mein Gehirn nicht in der Lage bestimmte Dinge zu ignorieren oder zu tun. Es steht mir dort manchmal im Weg. Ich habe nur Willenskraft schon vieles überbrücken können aber es ist auf Dauer extrem anstrengend.

    Interessant könnte vielleicht auch die Frage sein, weshalb dies so wäre, was sich hinter dieser Anziehung verstecken würde, welche Absicht sie im Menschen wachruft, was jeder einzelne daraus macht.

    Evolutionär suchen wir uns Menschen mit gewissen Gemeinsamkeiten um ein Gefühl von Gemeinschaft zu entwickeln. Gleichzeitig suchen wir uns Menschen die uns ergänzen damit man zusammen eine möglichst starke Gemeinschaft bilden. Das sitzt immer noch in und drin. Zu gewissen Teilen.

    Wenn ich die Beschreibung im Beitrag von Sasha lese, wo sie beschreibt, wie ihr Gehirn funktioniert, war mein erster Gedanke: „Aha, es gibt also eine Diagnose für Menschen, welche gerne wissen wollen, was auf sie zukommt und ungern ins Ungewisse springen. Wer die Dinge anders sieht, als der Mainstream, ist also krank – dann muss ich schwer krank sein“.

    Interessante Schlussfolgerung die leider völlig an der Realität vorbei geht. Ich bin nicht krank weil ich plane. Und es hat auch nichts mit gerne oder ungerne zu tun. Und auch nicht mit Mainstream. Genau solche Aussagen sind der Grund warum ich hier aufklären möchte.

    Den neurodivergente Menschen werden oft als faul oder dumm oder stur bezeichnet oder es kommt ein "das sind doch nur ausreden" oder "du musst nur lernen dich zu konzentrieren".


    Es gibt sehr viele Faktoren die in die verschiedenen Diagnosen rein spielen. Und einer der Punkte ist eben, dass wir etwas nicht einfach gerne oder ungerne machen, sondern dass uns unser Gehirn teilweise keine Wahl lässt.

    Mit wem redest du, wer ist "deine"?

    Ich meinte dich Mistelzweig

    Meinst du nicht, du solltest gerade bei solchen, ja schon schwerwiegenden Vorwürfen die betreffende Person auch nennen bzw. zitieren, dass sie auch weiß, gemeint zu sein und Stellung dazu nehmen kann?

    Ich dachte es wäre aus dem Kontext ersichtlich, da ich auf dich geantwortet hatte, aber ich verstehe den Einwand. Ich höre es deutlicher machen können.

    Ich habe noch keinen hier erlebt, der auch nur im Ansatz so wäre, wie du es beschreibst.

    Das dürfte daran liegen dass ich dich meine und niemand anderen.

    Es ging um die Frage ob ich Neurodivergenz erkenne, nicht ob ich sehe das Menschen neurotypisch sind.


    Und es gibt keine universelle neurodivergente Reaktion. Daher ist es nicht so schwarzweiß wie du es darstellst.


    Übrigens wirken deine Beiträge auf mich oft sehr gefühllos, teils sogar grob unfreundlich. So wie dieser. Es wirkt auf mich als wolltest du ausdrücken, dass es eine dumme Frage ist. Vielleicht magst du mal darüber nachdenken ob an meinem Eindruck etwas dran sein könnte. Antworten musst du nicht.

    Dies kollidiert dann wohl nicht selten mit dem Streben nach Wahrhaftigkeit.

    Ja es ist oft ein Tauziehen. Ich selbst habe oft erlebt, dass ich mich verstellt habe, um dazu zu gehören, aber gleichzeitig habe ich die Menschen beneidet, die ein exzentrisches, individuelles Leben führten, ohne sich für irgendwas zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Heute habe ich für mich einen Mittelweg gefunden und versuche mich immer authentischer nach außen zu zeigen.

    Es würde auch ausschliessen, anderen zu schmeicheln, sie zu bestätigen oder ihnen nur aus purer Höflichkeit heraus zu danken, wenn es innerlich nicht so empfunden wird.

    Etwas was ich so so oft getan habe... Und ja, das geht oft völlig konträr zu der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit die man leben möchte.

    Vielfach beobachte ich auch einen sorgsamen Umgang mit Formulierungen, wenn es um Absolutheit geht.

    Ja, das ist tatsächlich so ein Thema. Einerseits weiß ich, dass absolute Formulierungen meist nicht absolut gemeint sind ("es regnet immer" - "du bringst nie den Müll raus" - "du bist immer so schlecht drauf"). Üblicherweise ist damit nur "oft" oder "selten" oder etwas ähnliches gemeint und die absolute Formulierung wird nur gewählt um dem ganzen mehr Gewicht zu verleihen. Und obwohl ich das weiß, habe ich eine Freundin mit gravierenden gesundheitlichen Problemen, bei der ich zur Sicherheit immer wieder nachfrage, wenn sie sagte sie habe "seit Tagen nicht geschlafen" oder "schon drei Tage nichts gegessen". Denn ich habe immer Sorge, dass sie es irgendwann doch mal als Absolut meint und ich nicht mitbekomme wie schlecht es ihr geht weil ich es gedanklich "weich spüle".

    Reine Behauptungen werden eher skeptisch betrachtet, wenn diesen eine grundlegende Sachlichkeit und Nüchternheit gänzlich abzugehen scheint.

    Das trifft ganz gut auf den Punkt was ich meinte, als ich Priska versuchte zu erklären, inwiefern ich andere Meinungen akzeptieren kann. Hier mal ein Beispiel in drei Stufen:

    "Ich esse keine Erbsen, Bohnen und Salate, das vertrage ich alles nicht." - Kann ich ohne zu zögern akzeptieren.

    "Ich esse kein grünes Gemüse, das vertrage ich nicht" - Betrachte ich skeptisch, da ich nicht nachvollziehen kann, warum ALLES grüne Gemüse unverträglich sein sollte. Aber ich weiß nicht alles und vielleicht ist diese Formulierung ja auch schlicht einfacher als all das Gemüse aufzulisten was nicht vertragen wird.

    "Ich esse nichts grünes, das vertrage ich nicht." - Ich kann so tun als wenn ich es akzeptiere, aber innerlich halte ich es für Blödsinn, denn ich halte es für unmöglich, dass es etwas gibt, dass ALLE grünen Lebensmittel von Bohnen über Paprika über Äpfel bis hin zu Gummibärchen gemeinsam haben sollten. Natürlich könnte es theoretisch möglich sein (nichts ist unmöglich - Toyota). Aber mein gesamtes Wissen und meine innere Logik sagt "Nein".


    Aber wie gesagt, es muss nicht für mich Sinn machen, sondern es muss nur nachvollziehbar sein. So kann mir jemand sagen "Ich habe panische Angst vor Schmetterlingen" und ich kann das akzeptieren. Ich halte Schmetterlinge für total schön und würde gerne mehr sehen, aber ich weiß auch, dass Ängste oft irrational sind und es keinen Grund gibt, warum die Person sich das ausdenken sollte.

    Wenn mich jemand falsch versteht und ich das auch bemerke, dann versuche ich natürlich die Dinge klarer zu machen. Das gelingt auch meist, aber auch nicht immer.

    Das ist mir auch wichtig. Leider hat es hier im Forum wiederholt dazu geführt, dass es als Rechtfertigung, Wichtiguerei oder sogar Belehrung aufgefasst wurde, was leider die Fronten hat verhärten lassen. Ich bin sehr froh, dass diese Mauern gerade wieder etwas nachlassen - von beiden Seiten wie es scheint.

    Andere Menschen nehmen einfach anders wahr als ich und jeder filtert ja auch durch seine eigene Brille.

    Absolut! Ich kann nur hin und wieder versuchen Informationen beizusteuern, damit die Person ins Denken kommt. Manchmal braucht man einfach auch mal eine neue Brille weil die Sehstärke nicht mehr "up to date" ist. ;) Und wenn die Person bei ihrer Brille bleiben will, dann ist das eben so. Muss man halt mit dem Risiko leben ab und zu vor die Wand zu laufen ^^

    Angegriffen fühle ich mich selten, da ich erstens immer auf die Fakten und die Sachlage achte und mich darauf beziehe und zweitens ein perönlicher (verbaler) Angriff immer mehr über den Angreifer aussagt, als über das (vermeintliche) Opfer. Ich sehe den Angreifer dann eher als das Opfer, der zur perönlichen Attacke greift, weil ihm die Argumente augehen oder er seine Glaubenssätze und Überzeugungen bedroht sieht. Mir mir als Person hat das selbstverständlich wenig zu tun.

    Daran arbeite ich seit Jahren. Es ist schon erheblich besser geworden und ich kann vieles an mir abprallen lassen. Aber es gibt auch Wunden in mir, die 30 Jahre lang geblutet haben und immer noch nicht verheilt sind, da dauert es eben leider etwas länger. Daher gebe ich offen zu, dass ich mich durchaus noch hin und wieder angegriffen fühle und nicht über allem stehen kann. Und ja, leider beiße ich manchmal auch zurück. Bin bei weitem nicht perfekt... Aber stetes arbeiten bringt einen dem Ziel näher.

    Eigentlich wollte ich nur Danke an Sasha sagen für ihren Beitrag und ihre Kommentare. :)

    Ganz ehrlich, ich muss mich bei euch allen bedanken. Ich fühle mich so gesehen, verstanden und angenommen wie noch nie im Forum. Danke Arlette, dass du mich auf diese Idee gebracht hast.

    Danke ( ) Sasha für deine sachlichen Antworten .

    Gerne! Hatte mir ja fest vorgenommen brav zu sein und niemanden mit Sand zu bewerfen ;) Und du siehst, ich kann das!

    Spiegelung ist mir in der ganzen Diskussion ganz klar vor Augen geführt worden .

    Was ich im andern meine zu sehen , ist etwas was ich in mir noch reparieren darf .

    Das geht uns doch allen manchmal so. Ich hoffe du kannst heilen, was da noch in dir arbeitet.