ADHS, Autismus und Kommunikation

  • Wo siehst du denn Kontext zwischen den Funktionen eines Gehirns und Leid? Ich kann dir da gerade nicht folgen.

    Aus eigenen Erfahrungen weiss ich, dass wenn ich meine Natur leugne, dies in erster Linie mir Leid zufügt, das ich aber mit ins Leben nehme und mein Leid übertrage. Daraus kann ich schliessen, dass wenn ich meine Natur, etwa die Funktionsweise meines Gehirns, ablehne, dies ein Garant für Schmerz/Leid darstellt.

    Kontakt zu wenn?

    Kontakt zu den Menschen generell. Wir kommen immer wieder in Situationen, in denen wir Menschen begegnen, mit denen wir uns verbinden (müssen), auch wenn sie nicht unserer Wellenlänge entsprechen: Auf dem Amt, auf der Arbeit, im Verein, auf dem Portal etwa.

    Wie ist Deine Erfahrung mit diesen Menschen, welche vielleicht keine oder eine andere Diagnose haben. Worauf achtest Du, gibt es besondere Anforderungen, auf die Du achtest, damit sich niemand brüskiert oder verletzt fühlt durch Dich? Existieren bestimmte Erwartungen, die Du an das Gegenüber in Bezug auf die Kommunikation stellst?

  • Gleichzeitig stellt sich die Frage, warum wir, die Menschenfamilie, für so viel Leid verantwortlich sind? Sind wir uns wirklich bewusst, was wir da anziehen und heraufbeschwören? Ist es die Aufgabe einzelner Gruppen, das Blatt zu wenden oder geht das nur als Menschenfamilie?

    Diese Fragen alleine wären schon wieder ein spezielles Thema für sich. Denn was oben stehend als "wir" formuliert wurde, würde vielleicht die Ansicht voraussetzen, dass ein einzelner Mensch nur wenig bewirken kann, wenn er nicht bezogen auf andere Menschen agiert. Das mag bei vielen Menschen der Fall sein, jedoch nicht bei allen. Manches "Gute" - und auch "Schlechte" (bewusst in Anführungszeichen gesetzt), das auf dieser Erde hinterlassen wurde, hatte den Ursprung in einem einzelnen Menschen - und wurde lediglich von anderen übernommen und weiterentwickelt.


    Gerade in autistischen Kreisen wird oft darüber berichtet, dass ein gewisses typisches "Rudelstreben", welches in der menschlichen Gesellschaft vorherrschend üblich ist, zuweilen vollkommen fehlt.

    müssen ADHS und autistische Personen in der Kommunikation, besondere Anforderungen erfüllen, wenn sie Kontakt aufnehmen möchten?

    Diese Frage ist für mich schwierig zu verstehen. Es käme ja massgeblich darauf an, ob Kontakte zu anderen Menschen nur unter gewissen Bedingungen stattfinden dürfen? Wer würde diese Bedingungen festlegen - und mit welchem Recht?


    Aber vielleicht habe ich die Frage auch ganz falsch verstanden?

    Und, wie können Personen ohne eine solche Diagnose, gerade in Foren oder generell in schriftlicher Kommunikation, erkennen, dass es sich um entsprechende Personen handelt?

    Gemäss Sasha wäre ein aufklärendes Vorgehen eine der Möglichkeiten, um diesbezügliche Erkenntnisse bei Kommunikationspartnern zu fördern. Jedoch bräuchte es Offenheit auf beiden Seiten und so etwas kann nicht erzwungen werden.

    Muss etwas besonderes beachtet werden, wenn wir solche Personen erkennen und ansprechen?

    Es ginge unter anderem vielleicht auch darum, dass sich jeder seiner eigenen, möglicherweise vorhandenen "Baustellen" bezüglich Respekt, Akzeptanz und letztlich auch Interesse am Wesen des Gegenübers gewahr würde. Geschieht das nicht, könnte dies durch den Kontakt mit "solchen Personen" angetriggert werden - und in der Folge zu Problemen führen, wonach diese Personen eventuell als "Sündenböcke" herhalten müssen. Nur weil sie so sind - wie sie sind.

  • ... der falsch zitiert worden ist und der so die ganze Aussage verdreht hat. Auch wenn ich das berücksichtige, ist mit deine Aussage eher eine schwammige.

    Ich kann damit leben, dass Du es so siehst - es ist wohl Deine Perspektive, jedoch meine ist es nicht. Inwiefern siehst Du in diesem Disput einen Zusammenhang mit dem Thema dieses Austausches bezüglich dessen Absicht?


    Was mich betrifft, nehme ich mich hier als "Gast" wahr und verhalte mich so, wie ich es mir als Gastgeber von meinen Gästen wünschen würde. Diesem inneren Kompass folge ich, soweit möglich.


    Vielleicht magst Du einmal einen Thread eröffnen, in dem Du selbst der Gastgeber bist?

  • Zur Auflockerung des Gespräches:

    Man hat mich diagnostiziert. Meines Wissens bin ich der Einzige mit dieser Diagnose und es gibt weder eine Therapie noch ein Medikament dagegen – Ich bin EisuIST. :)

    Manches "Gute" - und auch "Schlechte" (bewusst in Anführungszeichen gesetzt), das auf dieser Erde hinterlassen wurde, hatte den Ursprung in einem einzelnen Menschen - und wurde lediglich von anderen übernommen und weiterentwickelt.

    Was ja dafür spricht, dass der Einzelne wenig bewirkt, im Grunde nur seine (innere) Welt manifestiert und nach aussen trägt? Andere agieren gemäss ihrer Auffassung, welche mit dem Ursprungsgedanken, wenig zu tun haben muss?


    Die Idee von Gast und Gastgeber finde ich schön – es hilft mir, mich besser am Thema zu orientieren, weil der Gastgeber (Themenersteller) sicherlich ein Ziel hat, wenn er das Thema anspricht.


    Wenn ich ehrlich bin, bekomme ich immer wieder den Eindruck, dass die Menschen lernen sollten, mit Individuen umzugehen, statt sie zu etikettieren – die Grundregeln des Anstands und Respektes, gelten ja für alle?

  • Man hat mich diagnostiziert. Meines Wissens bin ich der Einzige mit dieser Diagnose und es gibt weder eine Therapie noch ein Medikament dagegen – Ich bin EisuIST

    Das wäre vielleicht ein gutes Beispiel für den "Humor" eines "Eisuisten", der jedoch von einem neurodivergent veranlagten Menschen nicht so ohne weiteres als Humor interpretiert werden kann, sofern dieser nicht explizit als solcher demaskiert wird. Zwischen den Zeilen lesen, Redewendungen, Floskeln und Anspielungen, sind diesen Menschen von ihrem Wesen her eher fremd. Andererseits verfügen sie oft über eine überdurchschnittliche Fähigkeit, Dinge nüchtern und sachlich darzustellen, ehrlich und direkt zu schreiben, was sie auch wirklich meinen - und weniger das, zu äussern, was zwar nicht schwarz auf weiss geschrieben steht, jedoch im Hinterkopf des Schreibers dessen Aussage wesentlich beeinflusst.

    Was ja dafür spricht, dass der Einzelne wenig bewirkt, im Grunde nur seine (innere) Welt manifestiert und nach aussen trägt? Andere agieren gemäss ihrer Auffassung, welche mit dem Ursprungsgedanken, wenig zu tun haben muss?

    Ja, das hat wohl schon seine Richtigkeit. Wobei ich oben eher darstellen wollte, dass beispielsweise Autisten vielleicht nicht so sehr dazu neigen, bei allem und jedem, was sie tun und schreiben, eine Art von "Wir-Mission" im Hintergrund zu haben. Ich denke schon, dass sich diese Herangehensweise ziemlich deutlich von dem, was Du weiter oben mit "wir" meintest, unterscheiden kann. Wobei Verallgemeinerungen - wie auch bei manchem anderen - häufig nicht sinnvoll sind, da sie eventuell die Sicht auf das Wesentliche einschränken können.

  • Ich habe heute ziemlich schlechte Nachrichten erhalten, daher bin ich für heute raus, aber ich schaue, dass ich am Wochenende noch antworte.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, sagt ein Sprichwort. Sitzen wir nicht alle im Glashaus?

    Wenn ich mir Diskussionen anschaue, beobachte ich oft, dass die Gespräche in dem Moment kippen, sobald sie persönlich werden, ICH, das DU kommentiert, angreift oder auf eine andere Art einnehmen will (= missionieren). Dies ist es, was ich mit Steine werfen im Glashaus meine. Der Bereich ausserhalb des ICH ist heilig, genau wie das ICH auch. :)

    Ich denke schon, dass sich diese Herangehensweise ziemlich deutlich von dem, was Du weiter oben mit "wir" meintest, unterscheiden kann. Wobei Verallgemeinerungen - wie auch bei manchem anderen - häufig nicht sinnvoll sind, da sie eventuell die Sicht auf das Wesentliche einschränken können.

    Nennt mich EisuIST, doch genau das ist mein Wesen. Es lässt sich kaum leugnen, Eisu IST.

    Mir ist wohl bewusst, dass sich die meisten Individuen NICHT als Teil der Menschenfamilie sehen, dennoch sind sie es. Auch mir fällt es manchmal schwer, wenn ich die Spaltungen in der Welt beobachte, all die Interessengruppen, welche einander bekämpfen – selbst auf diesem spirituellen Portal. Dennoch, und dafür ist dieser Thread vorbildlich, bin ich bemüht, einen konstruktiven Geist zu kultivieren, der sich auf die Sprache auswirkt und dadurch selbst versteinerte Herzen, wieder zum Schlagen bringt. So bitter es klingen mag, das Problem ist nicht, dass DU, SIE, WIR anders sind, das Problem ist in der Tat, das Wesentliche nicht zu sehen: Die Wut und Übergriffigkeit des Menschen (Glashaus ⇨ meine Wut, meine Übergriffigkeit).

    Das wäre vielleicht ein gutes Beispiel für den "Humor" eines "Eisuisten", der jedoch von einem neurodivergent veranlagten Menschen nicht so ohne weiteres als Humor interpretiert werden kann, sofern dieser nicht explizit als solcher demaskiert wird.

    Das kann ich nicht so richtig nachvollziehen:

    Was sollte demaskiert werden?

  • Das kann ich nicht so richtig nachvollziehen:

    Was sollte demaskiert werden?

    Es ging oben um den "Humor", der zum Beispiel für einen Autisten nicht immer auf Anhieb auf gleiche Art und Weise eingeordnet werden kann, wie es die Mehrheit der Menschen tut und auch meist selbstverständlich voraussetzt, dass man ihn versteht. Wenn man diesen Beispielsatz mit dem "Eisuisten" nämlich wörtlich nimmt, so wie er geschrieben steht, kann man nicht unbedingt auf Humor schliessen, sondern man könnte diesen Satz beispielsweise auch als "ein sich lustig machen, das Gegenüber nicht ernst nehmen" interpretieren. Der Humor liegt sozusagen "zwischen den Zeilen" verborgen. Je nachdem ist der Bezug des Autisten zum Schreibenden so geartet (indem er ihn als Menschen schon recht gut kennt), dass er in etwa "abschätzen" könnte, wie dieser Satz gemeint ist - aber selbstverständlich ist dies für ihn oft nicht und jedes Mal mit einer gewissen Anstrengung verbunden, um zu entschlüsseln, was nun die wahre Botschaft eines Satzes sein könnte. Und weil es eben oft dieser Anstrengung bedarf, würde es eine wesentliche Erleichterung in der Kommunikation mit einem neurodivergenten Menschen bedeuten, solche Aussagen entweder zu unterlassen - oder in einer Weise offensichtlicher zu machen, dass zum Beispiel Humor, Ironie oder ähnliches mitschwingt.

  • Interessant, doch ich frage lieber nach:

    Ein Autist muss zwingend interpretieren und kann nicht annehmen, wie es da steht?

    Dies würde ja bedeuten, dass der Eisuist sich erst in die Gehirnwindungen des Gegenübers einarbeiten muss, bevor er sich äussern darf?

    Hm. Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor, das hört sich seltsam an....?


    Es sollte einfach ein wenig das Spannungsfeld entspannen, welches ich im Thread wahrgenommen habe und es drückt aus, dass ich Krankheiten in dem Sinne nicht kenne. Einzigartigkeiten sind das Gegenteil davon, vorausgesetzt der „Besitzer“ nimmt sie an. Es gibt so schöne Beispiele wie die Geschichte einer amerikanischen Professorin, die Autist ist. Sie beobachtete die Kühe haargenau und erkannte, wovor sich die Tiere erschrecken und was ihr natürliches Verhalten ist. Aufgrund dessen wurden die Weideplätze kuhgerecht gebaut. Bis zur letzten Stunde lebten die Kühe völlig stresslos auf ihren Weiden, dank des fokussierten Blicks, dieser einzigartigen Professorin. Immer mehr Weideplätze werden nach ihren Vorgaben gebaut, bis heute. Es gibt ein Film, der die Geschichte der Professorin erzählt: Du gehst nicht allein.

  • Ich habe soooo viel was ich dazu sagen möchte...

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Aus eigenen Erfahrungen weiss ich, dass wenn ich meine Natur leugne, dies in erster Linie mir Leid zufügt, das ich aber mit ins Leben nehme und mein Leid übertrage. Daraus kann ich schliessen, dass wenn ich meine Natur, etwa die Funktionsweise meines Gehirns, ablehne, dies ein Garant für Schmerz/Leid darstellt.


    Stimmt. Also warum tun wir das?
    - Weil uns als kleines Kind gesagt wird wie wir uns verhalten sollen und wir es für richtig halten und uns versuchen danach zu richten.

    - Weil wir später erkennen, dass wir die Ansprüche der Gesellschaft (und evtl der Familie und Freunde) nicht erfüllen und uns noch mehr bemühen.

    - Weil wir merken, dass die Gesellschaft uns nur zu gewissen Teilen überhaupt erlaubt wir selbst zu sein.

    - Weil wir erstmal erkennen müssen, inwiefern wir anders sind, ehe wir lernen können, uns unseren eigenen Bedürfnissen anzupassen und mehr MIT unserem Gehirn zu arbeiten statt dagegen.

    Wie ist Deine Erfahrung mit diesen Menschen, welche vielleicht keine oder eine andere Diagnose haben. Worauf achtest Du, gibt es besondere Anforderungen, auf die Du achtest, damit sich niemand brüskiert oder verletzt fühlt durch Dich?

    Ja... Ich habe rund 30 Jahre lang gelernt zu maskieren. Soziale Normen und Gepflogenheiten vorzuspielen, damit andere Menschen sich mit mir "wohl fühlen". Lächeln nicht vergessen, Augenkontakt halten, nicken wenn man zuhört, Hände still halten, aufpassen dass ich nicht zu viel über mich selbst rede, in formellen Situationen wie z. B. Vorstellungsgesprächen vorher schon genau planen was für Fragen kommen könnten, damit ich die idealen Antworten parat halte.

    Gerade in autistischen Kreisen wird oft darüber berichtet, dass ein gewisses typisches "Rudelstreben", welches in der menschlichen Gesellschaft vorherrschend üblich ist, zuweilen vollkommen fehlt.

    Ja, das ist bei mir ähnlich. Zum einen habe ich mich eh immer als Alien gefühlt, also war ich eh nie groß Teil einer Gruppe. Außerdem kann es echt anstrengend sein, in Gruppen unterwegs zu sein. Denn selbst wenn mich diese Personen zu 100% akzeptieren wie ich bin, gibt es da immer noch das Thema mit der sozialen Batterie, der möglichen Reizüberflutung und einigem mehr. Wenn ich dagegen eine Szenerie gefunden habe, die wunderbar meinen Bedürfnissen entspricht, kann ich mich sogar unter 200 Menschen wohl fühlen. Aber auch da: ich bin zwar unter Menschen, aber nicht Teil der Gruppe.

    Es käme ja massgeblich darauf an, ob Kontakte zu anderen Menschen nur unter gewissen Bedingungen stattfinden dürfen? Wer würde diese Bedingungen festlegen - und mit welchem Recht?

    Sie DÜRFEN immer statt finden, aber oftmals sind sie nur "erfolgreich" wenn sie den allgemeinen gesellschaftlichen Normen entsprechen. Diese werden halt von der Masse festgelegt...

    Es ginge unter anderem vielleicht auch darum, dass sich jeder seiner eigenen, möglicherweise vorhandenen "Baustellen" bezüglich Respekt, Akzeptanz und letztlich auch Interesse am Wesen des Gegenübers gewahr würde. Geschieht das nicht, könnte dies durch den Kontakt mit "solchen Personen" angetriggert werden - und in der Folge zu Problemen führen, wonach diese Personen eventuell als "Sündenböcke" herhalten müssen. Nur weil sie so sind - wie sie sind.

    Eine gute Zusammenfassung, die ich so aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

    Wenn ich ehrlich bin, bekomme ich immer wieder den Eindruck, dass die Menschen lernen sollten, mit Individuen umzugehen, statt sie zu etikettieren – die Grundregeln des Anstands und Respektes, gelten ja für alle?

    Ja und nein. An sich hast du Recht, dass wir schauen müssen, dass jeder Mensch für sich anders ist. Aber "Etiketten" können helfen. Mal ein nicht-menschliches Beispiel:

    Jedes Tier für sich ist einzigartig. Dennoch ist es gut zu wissen, ob ich einen Hund oder eine Katze vor mir habe, damit ich ihre Körpersprache besser verstehen und mich entsprechend verhalten kann, damit wir zusammen eine schöne und entspannter Zeit haben können. Das einmal für die Perspektive wenn man von außen auf ein Etikett schaut.

    Nun zur Perspektive der Person die selbst ein Etikett trägt: Dazu habe ich einen wunderschönen Satz gehört, der sich mir sehr eingeprägt hat.

    "Als ich heraus fand, dass ich Autist bin, erkannte ich endlich, dass ich ein erfolgreiches Zebra bin und kein gescheitertes Pferd."
    Und so habe ich es auch erlebt. Das Gefühl des "Versagens" ließ massiv nach und ich erkannte, dass ich mich im Leben echt gut gemacht habe. Es hat für einen Wechsel des Maßstabs gesorgt. Denn wie Einstein schon sagte: "Wenn man einen Fisch danach beurteilt, wie gut er auf einen Baum klettern kann, wird er sich ein Leben lang für dumm halten."

    Und damit genug der Tiere...

    Man hat mich diagnostiziert. Meines Wissens bin ich der Einzige mit dieser Diagnose und es gibt weder eine Therapie noch ein Medikament dagegen – Ich bin EisuIST. :)

    Ich habe dies zwar als Witz erkannt, aber gleichzeitig hatte der auch einen komischen Beigeschmack und ein Gefühl von "ich verstehe die Worte, aber was ist daran witzig?"

    Manche Autisten würden das vielleicht gar nicht als Witz erkennen. Andere - wie ich - würden die Intention verstehen aber es nicht witzig finden. Dritte könnten sogar den Eindruck gewinnen, du willst dich über sie lustig machen. (So wie wenn transphobe Personen sagen "Wenn sich jetzt jeder identifizieren kann wie er will, dann identifiziere ich mich jetzt als Dampfschiff!")

    Das wäre vielleicht ein gutes Beispiel für den "Humor" eines "Eisuisten", der jedoch von einem neurodivergent veranlagten Menschen nicht so ohne weiteres als Humor interpretiert werden kann, sofern dieser nicht explizit als solcher demaskiert wird. Zwischen den Zeilen lesen, Redewendungen, Floskeln und Anspielungen, sind diesen Menschen von ihrem Wesen her eher fremd. Andererseits verfügen sie oft über eine überdurchschnittliche Fähigkeit, Dinge nüchtern und sachlich darzustellen, ehrlich und direkt zu schreiben, was sie auch wirklich meinen - und weniger das, zu äussern, was zwar nicht schwarz auf weiss geschrieben steht, jedoch im Hinterkopf des Schreibers dessen Aussage wesentlich beeinflusst.

    Auch hier wieder gut beschrieben. Ich persönlich bin in der guten Situation, dass ich durch die Kombination aus ADHS und Autismus sehr viele Details wahrnehme, Muster erkenne, etc. Dadurch sind mir Redewendungen und Floskeln gar nicht fremd. Ich schaue sogar gerne wo ihr Ursprung liegt. Anspielungen verstehe ich meistens. Ich kann auch sehr gut feine Unterschiede in Mimik und Tonfall erkennen und merke sehr schnell, wenn um mich herum die Stimmung kippt. Aber dafür weiß ich bei schriftlicher Kommunikation oft nicht, ob etwas ehrlich, sarkastisch oder sonst wie humoristisch gemeint ist. Da kann ich schnell in eine Falle tappen. Dafür schätzen Menschen meine Ehrlichkeit und meine Fähigkeit Dinge sachlich darzustellen und meine Fähigkeit zu erklären.

    sobald sie persönlich werden, ICH, das DU kommentiert

    Das habe ich bei dir schon so oft gelesen und auch nach mindestens einem Dutzend Male muss ich sagen: Ich verstehe es bis heute nicht. Wenn ich nicht aus der Ich-Perspektive schreibe, dann ist das für mich als würde ich mich verstecken oder ausweichen wollen. Zumal ich nur für mich selbst sprechen kann und nicht für "man" oder "wir". Und wenn ich dir antworte oder auf etwas reagiere was du gesagt hast, wie kann es da falsch sein, wenn ich DICH direkt anspreche? Was ich sage ist doch eine Reaktion auf dich? Für mich ist das als würde ich bewusst an dir vorbei sprechen und dich damit aus dem Gespräch raus schieben. Damit sage ich nicht, dass du Unrecht hast. Es ist nur wieder ein Beispiel für unterschiedliche Denkmuster.

    So bitter es klingen mag, das Problem ist nicht, dass DU, SIE, WIR anders sind, das Problem ist in der Tat, das Wesentliche nicht zu sehen: Die Wut und Übergriffigkeit des Menschen (Glashaus ⇨ meine Wut, meine Übergriffigkeit).

    Hierzu eine Anmerkung die die Ironie eines Problems aufzeigt: Einem Menschen seine Andersartigkeit (in Form einer Neurodivergenz, Behinderung oder sonst was) abzusprechen ist genauso schädlich wie ihn darauf zu reduzieren.

    Das kann ich nicht so richtig nachvollziehen:

    Was sollte demaskiert werden?

    Man kann Humor schon dadurch "demaskieren" indem man so etwas einstreut wie "nur ein Scherz" oder "aber Scherz beiseite". Damit macht man offensichtlich, dass es ein Witz ist. Manchmal bedürfen Witze aber auch einer Erklärung, wenn sie z. B. auf einem Wortspiel beruhen. Mir ist zum Beispiel bei "EisuIST" nur die Endsilber aufgefallen wie bei Autist/Buddhist/Atheist... Dass es gleichzeitig "Eisu ist" bedeutet ist im ersten Moment voll an mir vorbei gegangen. Übrigens gibt es für Texte sogar "Ton Indikatoren" die genutzt werden können um dies klar zu machen. Allerdings sind sie hauptsächlich innerhalb der Autismus-Community und im englischsprachigen bzw. internationalen Raum üblich. Ton-Indikatoren werden an den Anfang oder das Ende eines Textes gesetzt. Beispiele sind:

    /j = joking = scherzhaft

    /s = sarcastic = sarkastisch

    /gen = genuine = aufrichtig

    So muss ich dem Drang wiederstehen, fast alle meine Nachrichten mit "/gen" zu kennzeichen, da ich immer wieder in die Situation gerate, dass ich den Leuten erklären muss, dass ich es einfach ganz aufrichtig so gemeint habe, wie ich es geschrieben habe. Ohne Ton, ohne Implikation, ohne Hintergedanken.

    Je nachdem ist der Bezug des Autisten zum Schreibenden so geartet (indem er ihn als Menschen schon recht gut kennt), dass er in etwa "abschätzen" könnte, wie dieser Satz gemeint ist - aber selbstverständlich ist dies für ihn oft nicht und jedes Mal mit einer gewissen Anstrengung verbunden, um zu entschlüsseln, was nun die wahre Botschaft eines Satzes sein könnte. Und weil es eben oft dieser Anstrengung bedarf, würde es eine wesentliche Erleichterung in der Kommunikation mit einem neurodivergenten Menschen bedeuten, solche Aussagen entweder zu unterlassen - oder in einer Weise offensichtlicher zu machen, dass zum Beispiel Humor, Ironie oder ähnliches mitschwingt.

    Ja, in der Gesellschaft erfolgt die Anpassung meist gezwungenermaßen von Seiten der Autisten, aber im Idealfall sollten sich beide Seiten einander annähern. Der eine formuliert etwas klarer, der andere bemüht sich, die Aussage zu hinterfragen und zu "entziffern".

    Interessant, doch ich frage lieber nach:

    Ein Autist muss zwingend interpretieren und kann nicht annehmen, wie es da steht?

    Ja und nein. Unsere Natur ist das Gegenteil. Wir möchten gerne die Dinge einfach annehmen wie sie sind. Aber die meisten Menschen meinen eben nicht nur die Worte, die sie schreiben, sondern da sind noch Hintergedanken, Implikationen etc im Spiel. Zum Beispiel das typische "lies zwischen den Zeilen" oder ein "Du hättest das wissen müssen" wird von Autisten oft quittiert mit "Mach es uns doch beiden leicht und sag einfach was du wirklich meinst". Das heißt, wenn du eine Frau fragst was mit ihr los ist und sie sagt "Ach nichts..." Dann würden viele Autisten das wörtlich nehmen und denken es sei wirklich nichts. Aber die Gesellschaft zeigt uns, dass dieses "nichts" meistens eines von zwei Dingen bedeutet: Entweder "ich bin sauer auf dich, lass mich in Ruhe" oder "ich will reden, bitte frag noch mal, damit ich nicht das Gefühl habe, mich dir aufzudrängen". Autisten wollen also nicht interpretieren, aber auf Grund dessen, wie die meisten Menschen kommunizieren, sind sie oft dazu gezwungen nach bestem Wissen und Gewissen zu interpretieren.

    Dies würde ja bedeuten, dass der Eisuist sich erst in die Gehirnwindungen des Gegenübers einarbeiten muss, bevor er sich äussern darf?

    Nein, warum? Du darfst dich äußern wie du willst. Es fordert niemand von dir, dass du dich anpasst. Aber wenn du bestimme Punkte erkennst, wo schnell Missverständnisse entstehen, kann es helfen, einen Mittelweg in der Kommunikation zu finden. Übrigens ist die Tatsache, dass du hier "der Eisuist" schreibst für mich mega verwirrend. Ist das eine Form von dir das "ich" zu vermeiden oder meinst du damit noch was anderes? Es ist schwierig für mich da es 1. ein erfundenes Wort ist und 2. es ja nur einen Eisuist gibt - dich. Warum also in die dritte Person wechseln?

    Es sollte einfach ein wenig das Spannungsfeld entspannen, welches ich im Thread wahrgenommen habe und es drückt aus, dass ich Krankheiten in dem Sinne nicht kenne. Einzigartigkeiten sind das Gegenteil davon, vorausgesetzt der „Besitzer“ nimmt sie an. Es gibt so schöne Beispiele wie die Geschichte einer amerikanischen Professorin, die Autist ist. Sie beobachtete die Kühe haargenau und erkannte, wovor sich die Tiere erschrecken und was ihr natürliches Verhalten ist. Aufgrund dessen wurden die Weideplätze kuhgerecht gebaut. Bis zur letzten Stunde lebten die Kühe völlig stresslos auf ihren Weiden, dank des fokussierten Blicks, dieser einzigartigen Professorin. Immer mehr Weideplätze werden nach ihren Vorgaben gebaut, bis heute. Es gibt ein Film, der die Geschichte der Professorin erzählt: Du gehst nicht allein.

    Das ist ein bisschen diese "Autismus ist eine Superkraft" Geschichte. Zum Teil durchaus wahr, aber dennoch eine sehr gefährliche Sichtweise. Da Autisten in Medien oft als Savants dargestellt wurden und teils immer noch werden, vermittelt das oft das Gefühl von "jeder Autist ist auch ein Savant" oder "jeder Autist ist in irgendwas hochbegabt" was im Autisten selbst zusätzlichen Leistungsdruck erzeugt. Und ja, es gibt Autisten, die mit unfassbaren Talenten gesegnet sind. Es gibt aber auch Autisten, die komplett unfähig sind, ihren Alltag zu bewältigen. Ja, viele Autisten oder auch Personen mit ADHS können Dinge erreichen, die für andere nahezu (oder sogar vollkommen) unmöglich sind. Aber manche erleben Autismus und/oder ADHS auch als eine massiv einschränkende Behinderung. Es ist wichtig alle Facetten anzuerkennen und es nicht nur schön zu reden. Das ist kein Vorwurf, es ist nur ein Hinweis, dass die "alles ist gut" Sichtweise auch ihre Schattenseiten hat.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Dies würde ja bedeuten, dass der Eisuist sich erst in die Gehirnwindungen des Gegenübers einarbeiten muss, bevor er sich äussern darf?

    Hm. Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor, das hört sich seltsam an....?

    Oder könnte es eventuell auch davon abhängen, wie gross das individuelle Interesse an gelingender Kommunikation wäre?

    Ohne "wenn und aber"?

  • Wenn ich nicht aus der Ich-Perspektive schreibe, dann ist das für mich als würde ich mich verstecken oder ausweichen wollen.

    Das ist es, was ich permanent tue, aus der Ich-Perspektive zu schreiben. Ich habe diese Form der Kommunikation für mich entdeckt, weil es das einzige ist, was ich wirklich kenne: Meine Gedanken und Gefühle. Dabei achte ich bewusst darauf, dass ich bei mir bleibe und wo möglich in kein DU gerate. Es gibt Ausnahmen. Wenn ich mein Gefühl oder meine Gedanken beschreibe, die das Gegenüber in mir auslöst. „Ich bin irritiert, ob dem Kommentar“, beschreibt meine Welt und stülpt niemandem über, er würde es (bewusst) tun. „Du irritierst mich mit Deinem Kommentar“ ist eine Anschuldigung und bringt das Gegenüber in Bedrängnis. Das meinte ich, als ich sagte, dass die Kommunikation kippt, sobald es persönlich wird. Als anschauliches Beispiel kann in diesem Thread der Dialog mit Mistelzweig dienen, so wird das nichts, nur ein Schlachtfeld von Rechtfertigung, Angriff, Verteidigung – wer will das wirklich?


    Ich möchte Euch danken für den respektvollen Umgang hier im Thread. Er triggert auch etwas in mir an und dies im positiven Sinne. Ich kenne das nämlich auch, dass ich mir wie ein Ausserirdischer vorkomme, ein Alien, das nichts davon versteht, was die Leute so tun und meinen. Ich kann nachvollziehen, dass eine Diagnose zwar mehr Klarheit schafft, doch birgt sie nicht auch die Gefahr, dass man sich ein Selbstbild manifestiert und zementiert? Wie denkt ihr darüber?


    Ich bin nicht nur EisuIST, ich bin auch Christ. Ich habe die Bibel studiert, insbesondere das neue Testament und suchte die Botschaft darin. Diese ist simpel und zeigt ein Menschenleben, welches der Gewalt entsagt hat. Die Welt um diesen Menschen herum, war voll von Gewalt, auch ihm wurde Gewalt angetan. Dies führte aber nicht dazu, dass er aufbegehrte, sich verteidigte oder angriff. Selbst vor dem Richter blieb er respektvoll und demütig. Am Kreuz, an das man ihn schlug, auch da, kein böses Wort an seine Peiniger, geschweige denn an das Leben, an Gott. Sein letzter Satz, den er sagte, bevor er starb, war: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Dies ist der Schlüsselsatz, der mich antreibt: Ich will Bewusstsein und bewusst sein!


    Diesem Geist folge ich, dem Geist Christi und bin aber immer mal wieder mit meinen Dämonen konfrontiert, die sich in mir zeigen. Ich bete diesen Mann nicht an und bitte um Wunder, nein, ich versuche den Geist in mir zu kultivieren, den er vermittelte. „Das Himmelreich ist inwendig in Euch“, sagte er – deutlicher könnte der Hinweis kaum sein, wo wir für Ordnung sorgen dürfen, wenn wir je den inneren Frieden erfahren möchten. Selbst am Kreuz, war ER im Frieden, das ist das einzige Ziel, was ich als erstrebenswert halte, in dieser vergänglichen Welt. Was mich betrifft, die Wunder, die drumherum erzählt werden, die lasse ich einfach mal so stehen. Es ist die Botschaft der Liebe, die zählt. Keine kuschelige Liebe, sondern eine, die von mir verlangt, mich meinen Dämonen zu stellen.


    Mir zeigt sich gerade ein Raum, in dem viele Menschen sitzen. Manche Leute sind gross, andere klein, dicke und hagere Leute sitzen da. Es gibt geistig und körperlich beeinträchtigte Personen, versammelt sind alle Nationen. Russen, Chinesen, Afrikaner, Amerikaner, Europäer, alle sitzen sie in diesem Raum. Alle Religionen, sogar der Papst und Dalai Lama sind anwesend. Sie alle akzeptieren einander, wie sie sind, einfach so. Ist ein derartiges Zusammensein möglich, wenn auch nur einer dieser Versammelten, seine Dämonen nicht im Griff hat? :kreuz:


    Jetzt habt Ihr auch einen Einblick, in meine Gehirnwindungen und mein gesamtes Wesen ⇨ Eisu IST... Was DU da dranhängt, das liegt im Ermessen des DU und hat mit Eisu nichts zu tun. :)

    Good Vibes Only Liebe Grüsse ins Feld

    Eisu


    Für Dich channel ich gerne eine kurze Inspiration aus der geistigen Welt: Botschaft »Eisu Maranius« ❤️

    Einmal editiert, zuletzt von Eisu ()

  • Wenn ich mir Diskussionen anschaue, beobachte ich oft, dass die Gespräche in dem Moment kippen, sobald sie persönlich werden, ICH, das DU kommentiert, angreift oder auf eine andere Art einnehmen will

    Das beobachte ich auch so. Da wir uns alle nicht im Geringsten kennen und nur hier und da Gedanken (über Worte) miteinander austauschen kann ich mir überhaupt kein Urteil darüber erlauben, wer der oder die andere IST. Es liegt mir fern dazu Stellung zu nehmen und auch wenn ich innerlich manchmal urteile über andere fälle, die aber immer nur auf einen geringen Aspekt gerichtet sind, so suche ich genau diesen Aspekt im nächsten Aspekt schon in mir und erkenne, dass es ein Urteil über mich selber war und keins über den/die andere. Damit fällt die Reaktivität weg und ich kann mich auf die Sachlage zurück orientieren, anstatt angreifend oder misionierend wirken zu wollen. Denn hier würde ich wieder nur mich selber angreifen und missionieren, auch wenn ich nach außen hin meinen Standpunkt zu rechtfertigen versuche. Ich frage mich dann häufit, wieso ich diesen Standpunkt überhaupt einnehme und finde oft heraus, dass es einfach angeleses Halbwissen ist oder tiefere Programmierungen, die ich als solche nur über meine Reaktivität erst erkennen kann. Das läasst mich offen werden für die Standpunkte anderer, die ich aber auch selten als die Wahrheit oder Weisheit annehme, sondern eher als einen Aufruf zur Kontemplation. Wenn wir alle etwas offener und weniger reaktiv aufeinander zugehen würden, dann könnten wir sicher viel mehr voneinander lernen, als wenn wir zugeknöpft unseren Standpunkt vehement verteidigen.


    Wenn ich nicht aus der Ich-Perspektive schreibe, dann ist das für mich als würde ich mich verstecken oder ausweichen wollen. Zumal ich nur für mich selbst sprechen kann und nicht für "man" oder "wir".

    Genauso sehe ich das auch. Ich bemühe mich immer kenntlich zu machen, dass ich allein meine Meinung kund tue und nicht über man oder wir sprechen kann (auch wenn ich das manchmal doch noch mache - sorry dafür). Denn es ist ja offensichtlich, dass jeder immer nur aus der eigenen Sichtweise sprechen kann und niemals über andere, "uns" oder "wir" (es sein denn man spricht über allgemeingültig Gesetze und sagt etwas wie: wenn man von der Brücke springt fällt man ins Wasser - oder so). Manchmal fühle ich mich bei so vielen ICH-Aussagen aber etwas egoistisch, denn ich mag es irgendwie auch nicht immer dieses "Ich" in Beiträgen oder Worten zu lesen. Das macht auf mich oft den Eindruck von Wichtigtuerei (Ich, Ich, und nochmal Ich) und das gefällt mir nicht, denn ich bin ja nicht wichtiger oder unwichtiger als irgend jemand anders.

    Eine aus sich heraus existierende, objektive Welt, also etwas, dass seine "eigene Natur" unabhängig von etwas anderem besitzt, ist eine Gedankenform, die nur in der Vorstellung existiert.

    Einmal editiert, zuletzt von Asa () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Rauschender Morgenstern mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Vielleicht führen wir an anderer Stelle ein Gespräch über Diskussionsformen und wie Worte wirken? Ich wäre sicherlich mit dabei. :)

  • Wenn ich mein Gefühl oder meine Gedanken beschreibe, die das Gegenüber in mir auslöst. „Ich bin irritiert, ob dem Kommentar“, beschreibt meine Welt und stülpt niemandem über, er würde es (bewusst) tun. „Du irritierst mich mit Deinem Kommentar“ ist eine Anschuldigung und bringt das Gegenüber in Bedrängnis. Das meinte ich, als ich sagte, dass die Kommunikation kippt, sobald es persönlich wird. Als anschauliches Beispiel kann in diesem Thread der Dialog mit Mistelzweig dienen, so wird das nichts, nur ein Schlachtfeld von Rechtfertigung, Angriff, Verteidigung – wer will das wirklich?

    Spannend, dass du dieses Beispiel nennst. Ich hatte bewusst versucht ohne Angriff zu formulieren, sondern nur meine Wahrnehmung zu schildern mit der klaren Option, dass ich ja nicht unbedingt recht haben muss. Alle weiteren Aussagen meinerseits waren völlig neutrale Erklärungen basierend auf Mistelzweigs Fragen. Und jetzt überlege ich direkt wieder, ob ich schon wieder irgendwo das falsche soziale Protokoll abgespielt habe und doch aggressiv oder vorwurfsvoll wirkte obwohl ich in meiner ersten Aussage schon extra Weichmacher rein gepackt hatte.

    Ich möchte Euch danken für den respektvollen Umgang hier im Thread.

    Ich bin auch total begeistert. Daher musste ich auch gestern unbedingt noch diese monsterlange Antwort schreiben obwohl ich mich eigentlich wie Dreck fühl(t)e.

    Ich kann nachvollziehen, dass eine Diagnose zwar mehr Klarheit schafft, doch birgt sie nicht auch die Gefahr, dass man sich ein Selbstbild manifestiert und zementiert? Wie denkt ihr darüber?

    Ein spannender Gedanke, den ich interessanterweise genau gegenteilig erlebt habe. Um eine zuvor genannte Tiermetapher wieder aufzugreifen: Ich bin unter Pferden aufgewachsen. Ich wurde als Pferd großgezogen. Ich hielt mich immer für ein Pferd. Ich quälte mich bei dem Versuch so zu springen und zu wiehern wie ein Pferd. Und eines Tages wurde mir klar, ich bin gar kein Pferd. Ich bin einfach ein braun angemaltes Zebra. Also habe ich die Farbe abgewaschen, habe aufgehört zu springen und wiehere nur noch, wenn ich mit Pferden rede. Zebras sind seltener als Pferde und können andere Dinge, aber sie sind verdammt interessant.

    Was ich damit sagen will: Durch meine Diagnose habe ich endlich mein falsches Selbstbild (das gescheiterte Pferd) abgelegt und durch ein echtes und positives ersetzt (das erfolgreiche Zebra).

    Manchmal fühle ich mich bei so vielen ICH-Aussagen aber etwas egoistisch, denn ich mag es irgendwie auch nicht immer dieses "Ich" in Beiträgen oder Worten zu lesen.

    Das liegt vermutlich daran, dass uns gesellschaftlich beigebracht wird, dass "Ich-Denken" etwas schlechtes ist. "Die Reichen denken nur an sich" oder "Das letzte Stück Kuchen zu essen war so egoistisch von ihr" oder "Die redet immer nur über sich selbst, die interessiert sich gar nicht für mich." Menschen handeln egoistisch, möchten aber, dass man im sozialen Miteinander bitte so tut als sei man ein totales Rudeltier. Wer von sich selbst redet, macht sich nur wichtig. Wer in deiner Geschichte etwas von sich selbst ergänzt, der will nur den Fokus auf sich selbst ziehen. "ICH" ist eines der wichtigsten Wörter unseser Sprache, aber gleichzeitig total verpöhnt. Dabei ist "ich" nur ein Personalpronomen genau wie du, er, sie, wir, es ... Es hat nicht mehr oder weniger Gewicht. Es ist die Gesamtaussage, die entscheidet, wie egoistisch man ist. (Abgesehen von natürlich den Taten.)


    Das geht so weit, dass einem im Marketing das "ich" wieder bewusst anerzogen werden muss. Ich kann einem Kunden entweder sagen "dabei kann dir ein Reinkarnationstherapeut bestimmt helfen" oder ich kann sagen "dabei kann ich dir bestimmt helfen". Beides sagt inhaltlich das gleiche aus, denn ich bin ja Reinkarnationstherapeut. Aber in dem einen Satz richte ich den Fokus des Kunden auf den gesamten Markt, bei dem zweiten Satz richte ich den Kundenfokus auf mich. Ist das etwas schlimmes, egoistisches? Nein! Warum? Weil es stimmt, dass ich dem Kunden helfen darf. Und ich muss mich nicht schlecht dabei fühlen, wenn ich das auch so direkt sage. Daran scheitern tatsächlich viele, speziell im spirituellen Bereich. Sie wollen so sehr helfen, haben so einen starken Community Gedanken, dass sie sich selbst das Geschäft kaputt machen.


    ICH mag das Wort ICH, denn ICH bin wertvoll und ICH verdiene meine eigene Anerkennung.


    Vielleicht führen wir an anderer Stelle ein Gespräch über Diskussionsformen und wie Worte wirken? Ich wäre sicherlich mit dabei. :)

    Sicher eine spannendes Thema, dass sehr verschiedene Sichtweisen auf den Tisch bringen wird! Du darfst das, was ich zum Wort "ich" gerade schrieb gerne als Zitat mitnehmen.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

    Einmal editiert, zuletzt von Sasha () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Sasha mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Benötigt ein braun angestrichenes Zebra eine Diagnose oder würde das Zebra glücklich, wenn es einfach seine Natur lebt? Das fänden die anderen Pferde bestimmt zum Wiehern.


    Spass bei Seite:

    Wenn es für Dich der richtige Weg ist, eine Diagnose zu haben, freue ich mich Sasha – was ich mit zementiertem Selbstbild meine ist, dass mir jemand dauernd auf die Füsse tritt und dann sagt: „Hab Verständnis, ich bin dies und das und kann nicht anders“. Das würde nämlich bedeuten, dass wir alles akzeptieren müssten, auch den Grössenwahn einzelner Politiker etwa; sie können ja nicht anders in ihrem Wahn. Versteht Ihr, was ich meine?


    Ein Erlebnis im ähnlichen Sinne, dass wie eine Diagnose auf mich wirkte, schenkte mir Erleichterung und Orientierung. Es war zwar keine ärztliche Diagnose, eher die Botschaft eines Mediums. Dadurch erkannte ich, dass mein „sonderbares“ Verhalten in der Gesellschaft, meiner Natur entspricht und ihr guttut. Doch dies soll hier nicht das Thema sein.

    Genauso sehe ich das auch. Ich bemühe mich immer kenntlich zu machen, dass ich allein meine Meinung kund tue und nicht über man oder wir sprechen kann (auch wenn ich das manchmal doch noch mache - sorry dafür). [...]


    [...] Das macht auf mich oft den Eindruck von Wichtigtuerei (Ich, Ich, und nochmal Ich) und das gefällt mir nicht, denn ich bin ja nicht wichtiger oder unwichtiger als irgend jemand anders. [...]

    In der Geschichte der Zivilisation, sind stets viele Menschen, an „grossen“ Entwicklungen beteiligt. Auch ein Diktator benötigt Kräfte, die seine Ideologie mittragen, allein kommt er auf keinen grünen Zweig. Das Gleiche gilt für religiöses Gedankengut, es wächst mit den Menschen, die es weitertragen. Es gibt auch (geistige) Prinzipien, welche wirksam sind, etwa, dass wir/man sich verbrennen, wenn wir zu nahe ans Feuer gehen, das gilt nicht nur für mich. Wenn ich einen Menschen schlage, bekomme ich Ärger, nicht nur durch die Behörden, sondern eventuell durch eine vergeltende Familie. Das blüht uns allen, nicht nur mir.


    Sehe ich ganzheitlich, betrachte etwa die Menschheit als Familie, komme ich ganz automatisch in ein Wir-Gefühl, denn wir sind es alle zusammen, welche dem Planeten zu schaffen machen, auch wenn es der Einzelne oft nicht erkennt. Doch warum sehen so viele Menschen das Grosse Ganze nicht, Firmen und politische Gremien etwa? Weil sie bis zu ihren Grenzen denken, im Glashaus sitzen?

    • Die Firma denkt an ihren Profit
    • Die politischen Gremien an ihr Bestehen
    • Familien an ihr Überleben
    • ICH denkt an sich selbst

    Was, wenn eine unserer Zellen so denken würde und sich mit anderen verbündet? Krebs?


    Klar, dass diese Einstellung zu einem Wettbewerbstreiben führt, es muss ja möglichst um die eigene Existenz gekämpft werden, wo jeder eine potenzielle Gefahr darstellt, der mein ach so bedeutendes ICH infrage stellen könnte. Damit möchte ich ausdrücken, dass ich es als hilfreich erachte, wenn in einem Text hervorgeht, ob es sich um eine persönliche Meinung handelt oder ein Prinzip, welches wirksam ist, egal ob ich daran glaube oder welche Meinung ich darüber vertrete. Ich habe auch keine Mühe damit zu sagen: „Wir haben es geschafft, wir haben die Erde unbewohnbar gemacht“, sollte Putin die Atombombe zünden. Ob es mir passt oder nicht, er ist ein Mensch und Teil der Menschenfamilie – ja, er ist mein Bruder, wenn auch einer, den ich einsperren und nie wieder in die Gesellschaft eingliedern würde, bekäme ich ihn zu fassen!


    Wenn wir um uns selbst kreisen, sind wir dann in der Lage zu erkennen, welche Zusammenhänge zu unserem Jetzt-Zustand in der Welt führten? Könnte es sein, dass sich so manche Gruppe einfach zu wichtig nimmt und in Kauf nimmt, dass andere in Angst und Wut geraten? Das sind Fragen, auf die ich keine Antwort habe, ich kann einzig beitragen, dass ich keins von beidem in die Welt bringe, weder Angst noch Wut. - Nicht immer leicht ... -^_^-

    Good Vibes Only Liebe Grüsse ins Feld

    Eisu


    Für Dich channel ich gerne eine kurze Inspiration aus der geistigen Welt: Botschaft »Eisu Maranius« ❤️

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  • Ein Autist muss zwingend interpretieren und kann nicht annehmen, wie es da steht?

    Wenn es so "da stehen" würde, wie es wirklich gemeint ist, wäre diese Hürde wohl erheblich kleiner. Aber da es zusätzlich oft "versteckte" Botschaften enthält, die nicht "da stehen", aber davon ausgegangen wird, dass sie im Kontext erkannt werden, bestehen dadurch eine Art von "Doppelbotschaften", die auf manche Autisten verwirrend wirken und aus diesem Grunde nicht angenommen werden können, ohne dadurch vom eigenen inneren Wahrheitsempfinden abzuweichen.

    Wenn ich nicht aus der Ich-Perspektive schreibe, dann ist das für mich als würde ich mich verstecken oder ausweichen wollen.

    Oder das, was man dann schreibt, hat wenig mit dem zu tun, was man selbst erkannt hat, indem es zum Beispiel fremdes Gedankengut darstellt, das man unreflektiert übernommen hat und ähnlich wie eine Konditionierung - also eher als "Fremdenergie" in einem wirksam ist.

    Mir ist zum Beispiel bei "EisuIST" nur die Endsilber aufgefallen wie bei Autist/Buddhist/Atheist... Dass es gleichzeitig "Eisu ist" bedeutet ist im ersten Moment voll an mir vorbei gegangen.

    Da kann ich mich nur anschliessen - es ging mir genau so. ;)

    Aber wenn du bestimme Punkte erkennst, wo schnell Missverständnisse entstehen, kann es helfen, einen Mittelweg in der Kommunikation zu finden.

    Diese Entscheidung hat jeder selbst zu treffen. Ich würde darin einen Ausdruck von echtem (oder allenfalls nur halbherzigem) Interesse an gelingender Kommunikation vermuten. Vielleicht wäre es ehrlicher, sich selbst gegenüber einzugestehen, dass eigenes Interesse letzten Endes seine Grenzen erfährt, wenn das Gegenüber als "schwierig" empfunden wird - sich die Verständigung komplexer gestaltet, als einem lieb ist.

    Es gibt aber auch Autisten, die komplett unfähig sind, ihren Alltag zu bewältigen.

    Diese Aussage kann ich erfahrungsgemäss bestätigen.

    Aber manche erleben Autismus und/oder ADHS auch als eine massiv einschränkende Behinderung.

    Ja. Dazu gibt es dokumentierte, sachlich geschilderte Beispiele, welche aufzeigen, wie dringend nötig diesbezüglich mehr Aufklärung in unserer Gesellschaft wäre: https://autisten.enthinderung.de/hungerkost_2022/

    Ich kann nachvollziehen, dass eine Diagnose zwar mehr Klarheit schafft, doch birgt sie nicht auch die Gefahr, dass man sich ein Selbstbild manifestiert und zementiert?

    Ja, diese Gefahr besteht durchaus. Aber nur dann, wenn im Menschen bereits eine Empfänglichkeit dafür besteht. Nicht die Diagnose an und für sich wäre die Ursache, sondern eine bestimmte geistige Gesinnung im Menschen, die davon ausgeht, dass menschliche Diagnosen die "Macht" innehaben können, grundlegende innere Veränderungen zu verursachen, ohne dass dies der Mensch auch selbst will.

    Das läasst mich offen werden für die Standpunkte anderer, die ich aber auch selten als die Wahrheit oder Weisheit annehme, sondern eher als einen Aufruf zur Kontemplation.

    Eine Aussage, die ich als sehr wesentlich empfinde. Was nicht letztendlich vom eigenen Geist durchdrungen wird, bleibt "leblos" und hat den Weg vom Kopf ins Herz noch nicht gefunden.

    Und jetzt überlege ich direkt wieder, ob ich schon wieder irgendwo das falsche soziale Protokoll abgespielt habe und doch aggressiv oder vorwurfsvoll wirkte obwohl ich in meiner ersten Aussage schon extra Weichmacher rein gepackt hatte.

    Manchmal erweist man seinen Mitmenschen keinen Dienst, wenn man ihnen keine Grenzen setzt. Auf welche Weise man dies tut - darüber kann diskutiert werden. Vielleicht zeigt das "wie" auf, inwiefern in einem selbst noch Baustellen vorhanden sind, an denen weiter gestaltet werden kann. Insofern betrachte ich solche Erkenntnisse als bedeutungsvoll.

    Menschen handeln egoistisch, möchten aber, dass man im sozialen Miteinander bitte so tut als sei man ein totales Rudeltier.

    Hierin ist eine immense Widersprüchlichkeit (Zerrissenheit) zu erkennen. Erfahrungsgemäss kommen Autisten mit diesem Umstand oftmals nicht gut klar und distanzieren sich davon deutlich.

    Es ist die Gesamtaussage, die entscheidet, wie egoistisch man ist.

    Ich würde es nicht nur auf Aussagen beschränken - Worte hören möglicherweise auf "wahr" zu sein, wenn ihnen keine "Taten" folgen. Es ist der "Geist" hinter den Worten, welcher die wahre Gesinnung eines Menschen ausmacht (meine persönliche Ansicht).

    Wenn wir um uns selbst kreisen, sind wir dann in der Lage zu erkennen, welche Zusammenhänge zu unserem Jetzt-Zustand in der Welt führten?

    Meiner Ansicht nach muss das kein Widerspruch bedeuten. Man könnte auch für solche Zusammenhänge blind sein, indem man nicht selbst um sich selbst kreist. Wer durch dieses "um sich selbst kreisen" zu wertvollen Erkenntnissen kommt, könnte der "Welt" womöglich ebenso dienlich sein.

  • Wenn es so "da stehen" würde, wie es wirklich gemeint ist, wäre diese Hürde wohl erheblich kleiner. Aber da es zusätzlich oft "versteckte" Botschaften enthält, die nicht "da stehen", aber davon ausgegangen wird, dass sie im Kontext erkannt werden, bestehen dadurch eine Art von "Doppelbotschaften", die auf manche Autisten verwirrend wirken und aus diesem Grunde nicht angenommen werden können, ohne dadurch vom eigenen inneren Wahrheitsempfinden abzuweichen.

    Bitte verzeih, das ist für mein einfaches Gemüt verwirrend. Wer sendet versteckte Botschaften, die sich zu Doppelbotschaften entwickeln und wem sind solche Botschaften nützlich? Beschreibst Du die Art und Weise, wie Autisten kommunizieren oder tut das die Gesellschaft?


    Meiner Ansicht nach muss das kein Widerspruch bedeuten. Man könnte auch für solche Zusammenhänge blind sein, indem man nicht selbst um sich selbst kreist.

    Ja, das ist nachvollziehbar, denn wer sich seiner selbst nicht bewusst ist, weiss auch nicht, was er in die Welt sendet.


    Mir ergeht es oft ebenso wie hier beschrieben:

    Das macht auf mich oft den Eindruck von Wichtigtuerei (Ich, Ich, und nochmal Ich) und das gefällt mir nicht, denn ich bin ja nicht wichtiger oder unwichtiger als irgend jemand anders.

    Da den goldenen Mittelweg zu finden, das ist die Knacknuss. :)

    Good Vibes Only Liebe Grüsse ins Feld

    Eisu


    Für Dich channel ich gerne eine kurze Inspiration aus der geistigen Welt: Botschaft »Eisu Maranius« ❤️

    Einmal editiert, zuletzt von Eisu () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Eisu mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Benötigt ein braun angestrichenes Zebra eine Diagnose oder würde das Zebra glücklich, wenn es einfach seine Natur lebt?

    Dazu muss das Zebra aber die eigene Natur erst mal erkennen... Darum geht es mir ja. Wenn ich von "Diagnose" rede meine ich ja nicht zwingend eine ärztliche Diagnose. Eine Selbstdiagnose ist hier auch mit einbegriffen. Ich wusste nicht, was ich wirklich brauche oder was mir gut tut, ehe ich angefangen habe mich mit dem Thema zu befassen, weil ich es ja immer unterdrückt habe.

    was ich mit zementiertem Selbstbild meine ist, dass mir jemand dauernd auf die Füsse tritt und dann sagt: „Hab Verständnis, ich bin dies und das und kann nicht anders“.

    Das liegt aber nicht an der Diagnose, sondern an der inneren Einstellung des Menschen, der die Diagnose als Mittel der Manipulation nutzt. Etwas was bei Autisten extrem unwahrscheinlich ist, da sie Lügen und Manipulation nicht mögen bzw teils auch nicht können. Die Diagnose darf nicht als Schutzschild oder als Freibrief genutzt werden. Es geht viel mehr darum, einen ehrlichen und gesunden Umgang mit sich selbst zu finden. Dazu gehört einerseits offen zu kommunizieren was man wirklich nicht kann. Und andererseits gehört dazu auch, dass man Verständnis und Rücksicht für sich einfordert, die man nie erhalten hat. Das ist beides vollkommen legitim und sogar gesund. Aber es sollte nie darin enden, dass man die Diagnose als Ausrede her nimmt um sich nicht mehr bemühen zu müssen.

    Wenn wir um uns selbst kreisen, sind wir dann in der Lage zu erkennen, welche Zusammenhänge zu unserem Jetzt-Zustand in der Welt führten?

    Ja, denn um sich selbst zu kreisen macht einen nicht blind für den Rest der Welt. Es kann sogar helfen, indem man sich selbst besser kennen lernt, wachsen kann, und damit evtl andere in eine positive Richtung mit zieht. Und wenn nicht dann kann es einem zumindest helfen, sich nicht in eine negative Richtung mitziehen zu lassen. Wir-Gefühl in allen Ehren, ein wir besteht immer aus vielen ichs.

    wo jeder eine potenzielle Gefahr darstellt, der mein ach so bedeutendes ICH infrage stellen könnte

    Diesen Satz finde ich so schade... Schon wieder ist "ich" etwas negatives. Denk bitte daran, wie vielen Menschen täglich verboten wird ihr wahres ich zu leben. Wie vielen die Individualität untersagt ist. Wie viele mit Gewalt gestraft werden weil sie sich nicht gut genug im "wir" einfügen. Wie vielen Menschen von ihren eigenen Eltern gesagt wird, dass sie wertlos sind, dass sie nicht so sein dürfen, wie sie sein wollen. Denke daran wie viele Menschen täglich über Suizid nachdenken oder ihn sogar umsetzen, weil man ihnen erzählt hat, dass sie wertlos sind. Manchmal ist unsere eigene Identität das wertvollste was wir haben, manchmal ist sie das einzige, was einem nicht weg genommen werden kann. Ein gesundes wir beginnt immer in einem einzelnen gesunden ich.

    Hierin ist eine immense Widersprüchlichkeit (Zerrissenheit) zu erkennen. Erfahrungsgemäss kommen Autisten mit diesem Umstand oftmals nicht gut klar und distanzieren sich davon deutlich.

    Ja, damit tue ich mich auch schwer. Menschen ermutigen mich ich selbst zu sein, stören sich dann aber wenn ich mich authentisch zeige. Sie predigen Freundschaft und sind dann nicht für einen da wenn man sie braucht. Sie reden davon die Welt soll besser werden, wollen aber an sich und ihrem Verhalten nichts ändern. Bei mir gilt das Prinzip von "was drauf steht ist auch drin".

    Bitte verzeih, das ist für mein einfaches Gemüt verwirrend. Wer sendet versteckte Botschaften, die sich zu Doppelbotschaften entwickeln und wem sind solche Botschaften nützlich? Beschreibst Du die Art und Weise, wie Autisten kommunizieren oder tut das die Gesellschaft?

    Du nutzt versteckte/doppeldeutige Botschaften selbst. So magst du Wortkreationen wie "all-ein-sein" und ähnliches, die durch die Schreibweise eine neue Bedeutung erhalten. Darüber bin ich hier schon so manches Mal gestolpert. Auch weiß ich bis heute nie sicher ob du jetzt "ich" als normales Personalpronomen nutzt oder wieder mal "das ICH" meinst, dass etwas negatives störendes ist, dass einem im Weg steht. Das Konzept des "ICH" so wie du es nutzt hat sich mir bis heute nie erschlossen. Keine Erklärung hat bisher für mich Sinn ergeben. Statt dessen nutze ich es als wertfreies Personalpronomen um von mir als "das Individuum Sasha" zu sprechen. Wenn dann im nächsten Atemzug wieder vom "ach so wertvollen Ich" gesprochen wird (auch Sarkasmus ist übrigens eine versteckte Botschaft) dann ist das sehr verwirrend. Wir benutzen das gleiche Wort und meinen doch völlig verschiedene Dinge.


    Generell aber sind versteckte und doppelte Bedeutungen überall zu finden. Im Vorstellungesgespräch bedeutet "wir melden uns" meistens "wir werden sie nicht nehmen". Wenn ein Gast sagt "Ganz schön frisch bei euch" enthält dies automatisch die Aufforderung an die Gastgeber die Temperatur angenehmer zu machen. Ein "du hast dich ganz schön lange nicht gemeldet" beinhaltet zumeist ein "melde dich zukünftig bitte öfter". Dazu kommen Sarkasmus, passiv aggressive Kommentare, Lügen, Wortspiele, etc. Oftmals sind sie keine kryptischen Konstrukte, sondern einfach soziale Konstrukte, die für die meisten offensichtlich sind.


    Du kennst doch das 4-Ohren-Modell bzw. Kommunikationsquadrat, oder?

    - Die Sachebene

    - Der Beziehungshinweis

    - Die Selbstkundgabe

    - Der Appell


    Die Sachebene ist immer eine offene Botschaft. Alle anderen Ebenen können offen oder versteckt sein. Beispiel: Der Chef sagt zur Angestellten "Sie gehen heute aber früh nach Hause."

    - In der Sacheben wird nur festgestellt, dass die Angestellte früh nach Hause geht. Eine unmissverständliche Aussage, die auch für Autisten klar erkennbar ist.

    - Der Beziehungshinweis könnte sein "Ich bin der Chef, also hätten Sie um Erlaubnis fragen müssen". Etwas, was Autisten oft nicht erkennen.

    - Die Selbstkundgabe könnte sein "Ich würde auch gerne früher nach Hause gehen". Auch das hier ist impliziert aber nicht für jeden Autisten ersichtlich.

    - Der Appell könnte sein "Bleiben Sie länger" oder "Bieten Sie an länger zu bleiben". Appelle bleiben vielen Autisten verborgen, was leider auch der größte Risikofaktor ist. Es könnte sein dass der Chef irgendwann auf die Angestellte zukommt und sich beklagt "Sie bieten nie an, länger zu bleiben". Und die autistische Angestellte ist möglicherweise verwirrt und entgegnet mit "Sie fragen mich ja nie."


    Ich hoffe das hat es für dein "einfaches Gemüt" verständlicher gemacht ;)

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!