Beiträge von Sasha

    Dazu habe ich ein paar Fragen um es besser einordnen zu können.

    Genau darauf hatte ich in diesen thread gehofft!

    Fällt es dir schwer Ansichten anderer nachzuvollziehen

    Als begeisterte Rollenspielerin und Schreiberling LIEBE ich es verschiedene Perspektiven zu erkunden. Das ist sogar eine meiner absoluten Stärken. Überrascht?

    und anderslautende Auffassungen zu akzeptieren oder Bedürfnisse anderer anzuerkennen wenn sie dir nicht entsprechen ?

    Grundsätzlich habe ich kein Problem Dank aber Meinungen oder Bedürfnisse zu akzeptieren. Schwierig wird es wenn sie zu konträr zu meinen laufen. Aber auch dann bemühe ich mich. Problematisch ist es dir wo ich die Sichtweise des anderen nicht "logisch" nachvollziehen kann. Dabei muss es nicht logisch für mich sein. Es geht eher darum ob ich den Gedanken der Person folgen kann. Ich hoffe das macht halbwegs Sinn.

    Warum wohl hatte ich öfter das Gefühl , dass nicht recht haben wollen im Vordergrund steht , sondern Unzulänglichkeit , Schuld oder eines schlechten Gewissens andern vermittelt

    werden wollten?

    Warum du das Gefühl hattest kann ich dir nicht sagen. Aber mit Absicht tue ich das definitiv nicht, denn ich verabscheue es wenn jemand anderen Schuldgefühle zu machen versucht. Auch klein reden tue ich andere nicht. Beides war Teil der Missbrauchsstrategien unter denen ich Jahre lang zu leiden hatte. Ich wüsste gerne welche Formulierungen das bei dir ausgelöst haben, denn es geht tatsächlich ganz gegen meine Natur. Verwundert mich sehr. Ich weiß nur, dass andere Personen sich in meiner Gegenwart manchmal klein fühlen, weil sie mich auf ein Podest stellen bzw sich selbst in ein Loch eingaben. Aber ich vermute das wird bei dir wohl eher nicht der Fall sein.

    Inwiefern gelingt es Dir selbst, in einem Dir bisher unbekannten Gegenüber Neurodivergenz zu erkennen, oder zumindest zu vermuten?

    Für mich ist es einfacher Neurodivergenz u erkennen oder zumindest zu vermuten, da ich oft meine eigenen Verhaltensweisen und "Eigenheiten" in meinen Gegenüber erkenne. Und ich kenne mich natürlich auch besser mit den angeben üblichen Symptomen aus, da ich mich schlicht mehr damit befasst habe. Aber tatsächlich ist da so ein gewisses schwer definiertes wiedererkennen. Wie eine Art Radar. Natürlich bei weitem nicht unfehlbar. Tatsächlich hat man wissenschaftlich festgestellt, dass selbst neurotypische Menschen dies unterbewusst zu können scheinen, da sie auf neurodivergente Personen oft noch vor der ersten Interaktion mit instinktiv Skepsis ist sogar Ablehnung reagieren. Nur ist ihnen nicht bewusst auf was sie reagieren.

    Gemäss meinen persönlichen Erfahrungen mit Autisten gibt es oft Unterschiede zu neurotypisch veranlagten Menschen bezüglich "Zugehörigkeitsbedürfnis" und darauf beruhendem Streben nach Anpassung.

    Ja, viele haben oft über Jahre dieses Gefühl ein "Alien" zu sein, sie werden oft schon in der Schule ausgegrenzt und fühlen sich selbst in harmonischen Gruppen irgendwie anders. Daher setzen sie als daran dazu zu gehören. Anpassungen in Sprache, Verhalten, Kommunikation, Unterdrückung bestimmter Verhaltensweisen, dass verschweigen bestimmter hobbies oder das beheben auf ein sozial anerkanntes Maß. Eben das im Blog erwähnte "maskieren". Das tun übrigens auch nicht diagnostiziert Autisten. Sie wissen nur nicht warum. Oft erreichen sie dann einen Punkt wo es zu viel wird und sie den anderen Weg gehen. Sich selbst anerkennen, gesunde Bewältigungsstrategien entwickeln, Grenzen akzeptieren, und die eigene "Verrücktheit" leben lernen. Speziell für spät diagnostiziere Autisten oft ein schwieriger Weg da man erst mal lernen muss was echt ist und was maske ist und was man wirklich braucht um möglichst ausgeglichen zu leben.

    Wahrhaftigkeit hat häufig einen hohen Stellenwert.

    Ich bin nicht 100% sicher wie du das meinst. Zum einen kann es dabei um das "man selbst sein" gehen was ich eben erwähnte. Aber es kann auch darum gehen, dass Autisten Ehrlichkeit und wahrscheinlich sehr schätzen. Sie tun sich oft mit Floskeln und sozialer Etikette schwer sofern sie keinen für sie erkennbaren Sinn enthält. Und viele azur können kaum oder nur mit Schwierigkeiten lügen. Deshalb erwarten Sie oft auch nicht dass andere Lügen. Da hilft es sich Freunde zu suchen die wirklich ehrlich sind statt so zu tun.

    Einfühlen nicht nur für die eigene Person beanspruchen vielleicht sich auch mal in den andern versetzen , nicht nur die eigene Person wichtig nehmen die andern einbeziehen

    Interessanter und nachvollziehbar Punkt. Zunächst möchte ich dazu sagen, dass ich sehr wohl über Empathie verfüge und diese auch nutzen kann und dies auch tue. Sowohl beim normaler Job als auch mein Business beugen darauf Menschen zu helfen. Das war mir schon immer extrem wichtig. Hier kommt tatsächlich der Unterschied in der Kommunikation besonders deutlich zu tragen wenn es nur schriftlich erfolgt. Wählst du zum Beispiel etwas und ich antworte mir einer Erfahrung die ich gemacht habe, sehen viele das so dass ich mich in den Vordergrund drängen möchte. Denn ist tatsächlich nicht so. Für mich ist es ein Weg Empathie zu zeigen. Im Sinne von "ich habe etwas ähnliches erlebt = ich kann dich verstehen" beziehungsweise "ich habe dies und das erlebt, meinst du das so" als Verständnisfrage ob ich deine Aussage richtig einsortiert habe. Ich hoffe das trifft einigermaßen die Punkte die du meinst. Auch meine sachlichen Formulierungen werden oft als kalt, hart oder Empathielos empfunden obwohl ich es einfach nur neutral meine. Viele "empathiefloskeln" nenne ich es mal, die rein dazu dienen Mitgefühl zu zeigen etc fallen mir sehr schwer. Ich weiß oft nicht was angemessen ist, was unpassend wirkt, was zu viel ist oder was evtl sarkastisch wirkt. Und teilweise fühle ich mich dabei auch unwohl weil es sich für mich nach leeren Worten anfühlt. Daher versuche ich Empathie zu zeigen so wie es mir möglich ist. Was im Umkehrschluss natürlich von anderen nicht immer verstanden wird.


    Hat dir das etwas geholfen?

    Wäre ich ein neurologischer Fall, muss damit gerechnet werden, dass mein Gehirn anders denkt als es ein Test bzw. der oder die Testersteller es sich - und dann auch noch extrem einschnürend - erdacht haben.

    Ja die allistischen Personen haben den test halt erstellt wie er für sie Sinn machte. Macht for neurodivergente Menschen deshalb noch nicht unbedingt Sinn.


    Gäbe es Deiner Ansicht nach auch das Verhalten einer "arroganten Kratzbürste", welches nicht auf Neurodivergenz zurückzuführen wäre? Wie würde sich das eine vom anderen unterscheiden, abgesehen von der unterschiedlichen Ursache? Ist überhaupt die Möglichkeit gegeben, dass ein "neurotypisch" veranlagter Mensch in Betracht zieht, dass sein Gegenüber, welches er für eine "arrogante Kratzbürste" hält, eine neurodivergente Veranlagung haben könnte

    Neurotypische Menschen bemerken Neurodivergenz in anderen meist nicht. Ich denke nicht, dass sie die nötigen Informationen zu haben um echte Arroganz zu unterscheiden von neurodivergenten Verhalten, dass für sie nach außen genau so aussieht. Dafür müsste viel wissen vorhanden sein um die anderen Symptome auch zu erkennen. Ich sehe es daher als sinnvoller an, dass eine neurodivergente Person von selbst auf ihre Neurodivergenz hinweist sofern Missverständnisse oder Konflikte in Raum stehen. Natürlich ist das nicht jeder Person möglich es so einfach zum Thema zu machen aber man kann von einer neurotypische Person nicht verlangen, dass sie es von selbst erkennt.

    Wäre dies ein Kriterium von "Aufgeklärtheit"?

    Aufgeklärt sein bedeutet über Wissen verfügen, "klarer sein" als vorher. Je mehr wissen, desto einfacher ist es die Hinweise zu erkennen. Aber ich sehe die Wichtigkeit eher darin mit einer neurodivergenten Person umgehen zu können statt diese von selbst zu erkennen.

    Ist schwierig zu beschreiben ohne dich zu verletzen oder angreifen zu wollen .

    Vielleicht magst du es trotzdem versuchen. Ich glaube nicht dass du mit etwas sagen wirst was mir nicht ohnehin schon vorgeworfen wurde.

    Worte schwingen fein oder hart in verschiedenen farbtönen .

    Es gibt freudloses Schreiben mit Absicht oder voller Freude Geschriebenes ohne Absicht dahinter .

    Das verstehe ich. Jedoch ist die Schwingung oder Stimmung die empfangen wird oft nicht die die ich aussende. Daher ja gerade das Gespräch.

    Es gibt eine Selbstbezogene Art und Weise des Schreibens die erdrückend wirken kann .

    Ja das ist ein Risiko dessen ich mir bewusst bin. Tatsächlich kann dies aber aus genau gegenteiliger intention geschehen. Hast du ein grobes Beispiel?

    wäre aber kein Problem mich umzuentscheiden , wenn ich wüsste , dass die Party mit Bekannten und Freunden wäre .

    Spannend, dass du das erwähnst. Denn das kann ich in der Form tatsächlich nicht.

    Wenn ich z. B. einen Tag geplant habe mit Museumsbesuch und anschließendem Restaurant-Essen und man sagt mir dann, dass wir statt dessen lieber zu einer Party von Freunden gehen sollten wo es auch essen gibt, dann habe ich trotzdem ein Problem. Selbst wenn ich da gerne hin gehen möchte habe ich Schwierigkeiten mit der Planänderung an sich. Ich habe mich dann darauf eingestellt, dass bestimmte Dinge passieren, freue mich evtl auch auf bestimmte Elemente. Und das kann mein Gehirn nicht einfach loslassen. Ich brauche also eine gewisse Zeit bis ich tatsächlich anfangen kann mich auf den neuen Plan zu freuen. Einfach ist es für mich nur, wenn mir der neue Plan extrem viel mehr zusagt als der ursprüngliche. Sonst wird das für mich immer schwierig sein.


    Ich würde aber dennoch gerne etwas von meinem anfänglichen Gedankenspiel weg gehen, hin zum Thema Kommunikation.


    Was zum Beispiel ist etwas, was euch an meiner Art zu kommunizieren entweder als merkwürdig oder als negativ aufgefallen ist?

    (Lassen wir dabei mal offensichtlich wütendes außen vor.) Bitte versucht es konkret zu benennen. Also nicht nur "du wirkst arrogant" sondern mit einem Formulierungsbeispiel wenn möglich. Dann schaue ich gerne ob ich mich vielleicht wirklich im Ton vergriffen habe oder ob es andere Hintergründe hat.

    Sind es aber Menschen, denen man umständehalber nicht ausweichen kann, wird es schwieriger, diesbezüglich etwas zu verbergen.

    Ich habe niemanden der diese Situationen öfter erleben würde von daher geht es.

    Aber man erkennt mit der Zeit recht gut, was sie im Grunde genommen von jemandem halten, der solche "Extrawürste" beansprucht

    Ja vor allem ob sie denken man entscheidet das freiwillig.

    1.) Sind wir nicht alle unterschiedlich? Haben wir nicht alle verschiedene Erfahrungen gemacht, so wie der weiße Mann und die schwarze Frau? Was ist so besonders an dir, dass du es hier herausstellen möchtest Sasha ?

    Ein berechtigter Punkt. Aber ich habe hier im Forum wiederholt Konflikt erlebt der auf simplen Missverständnissen beruhte, nicht weil ich andere Erfahrungen gemacht habe, sondern weil ich faktisch anders denke und anders kommuniziere. Ich bin zum Beispiel recht gerade heraus und oft sehr sachlich und neutral. Aber oft wird in diese Neutralität und Direktheit etwas hinein interpretiert was nicht da ist. So wird aus einem "das stimmt nicht" plötzlich ein "du stellst mich als inkompetent dar" gedreht und mir wird Arroganz, Besserwisserei, Härte und Oberlehrer-Verhalten unterstellt. Dabei kommuniziere ich bedingt durch meine Neurodivergenz tatsächlich anders. Um zu verhindern, dass man mich derart fehlinterpretiert müsste ich jeden meiner Sätze dreimal überdenken, wiederholt umformulieren, jede Menge Weichmacherfloskeln ergänzen, etc. Und das ist unfassbar anstrengend. Daher möchte ich hier (auf idee einer anderen person) versuchen, über meine persönliche Neurodivergenz aufzuklären und so verständlicher zu machen, dass ich nicht die arrogante Kratzbürste bin für die ich oft gehalten werde. Ich möchte mich nicht "als etwas besonderes darstellen", ich hoffe nur durch mehr Informationen ein besseres Miteinander zu ermöglichen.

    2.) Ich treffe so eine Wahl immer spontan. Wenn die Frage auftaucht, entscheide ich intuitiv in diesem Moment, ob ich lieber in das Museum oder auf die Party gehen möchte. Dahinter steckt ein Gefühl, vielleicht meine Stimmung, aber meist kein Gedanke. Die Entscheidung kann im nächsten Moment ganz anders ausfallen und hängt von vielen Faktoren ab, die nicht bewusst sein müssen, aber trotzdem eine Rolle spielen können. Es kann aber auch sein, dass beide Entscheidung gleichsam attraktiv/unattratkiv sein können und ich mich gar nicht entscheiden kann, welches die schönere Wahl oder das kleinere Übel ist. Dann ist es mir einfach egal.

    Eine schöne und nachvollziehbare Erklärung. Es gibt viele dinge wo ich auch aus dem Bauch heraus entscheide. Manchmal ist es sogar meine einzige option. Aber das ist genau die Schwierigkeit an dieser Testfrage. Denn sie ist Teil der Diagnose und soll daher nicht nur eine Momentaufnahme sein, sondern ein Zeichen einer generellen Tendenz im Verhalten. Denn wie gesagt die intention hibter der Frage ist tatsächlich ob man lieber eine Stille oder belebte Veranstaltung besuchen möchte. Einem Autisten gegenüber fair wäre es die Frage auch genau so zu formulieren:

    Bevorzugst du ruhige oder sehr belebte Veranstaltungen?

    Statt dessen wird die fiktive Entscheidung zwischen Museum und Party gestellt was für einen Autisten völlig andere Rahmenbedingungen beinhaltet.

    Wenn ich gehen müsste, dann hindert mich das ja nicht, vorher anzurufen und nachzufragen, ob ich denn überhaupt ein erwünschter Gast wäre.

    Das hat doch mit der Frage gar nichts zu tun. Es geht hier um eine Frage in einem Test, bei der du eben keine Informationen in Erfahrung bringen kannst. Und es ging auch nicht darum, ob man willkommen ist.

    Das kann ich nachvollziehen und es geht mir ähnlich. Überraschst Du andere gerne?

    Mit Kleinigkeiten ja. Zum Beispiel mit Geschenken oder Nachrichten. Aber keine Überraschungsbesuche oder andere größere Dinge.

    Auch diese Situation kenne ich gut. Wie gehst Du damit um, wenn andere auf so etwas mit Unverständnis reagieren?

    Zum Glück passiert es selten und ich kann es meist umgehen oder verbergen. Behaupte dann dass ich nicht hungrig bin. Die meisten fragen nicht groß, weil es sie nicht wirklich interessiert.

    Fällt Dir das leicht - oder empfindest Du es manchmal auch als mühselig und verzichtest deshalb lieber auf etwas, wenn Du die Wahl hast?

    Das ist unterschiedlich. Wenn es zum Beispiel darum geht mit jemandem essen zu gehen und danach ins Kino, das ist kein Problem für mich. Aber wenn es um etwas geht, was ich sonst nicht mache, dann bekomme ich Stress. Z. B. wurde ich mal zu einer Feier eingeladen mit Leuten die ich nicht kenne, eine große Party mit mindestens 40 Leuten. Ich wusste, dass es Essen geben wird, aber ich wusste nicht was. Dann ging die Frage los, was ich anziehen soll, ob man mich akzeptieren wird als jemand der nicht "zur Gruppe" gehört. Ich wusste, dass es viel Alkohol geben wird, und weil ich nicht trinken wollte, habe ich überlegt selbst mit dem Auto zu fahren statt mit meinem Kumpel. Aber ich wusste nicht wie die Parkplatzsituation vor Ort ist. Die Spirale ging weiter bis ich letztlich nicht hin gegangen bin.

    Wie wäre es denn, wenn es lediglich darum ginge, einen Abend auswärts zu gestalten, ohne dass bestimmte Vorgaben bestünden? Dann würde es sich letztlich auch um eine Entscheidung handeln (zwischen mehr als nur zwei Möglichkeiten), wobei Du die Art des Events frei wählen könntest. Käme dies Deinem Wesen mehr entgegen?

    Es ist nicht so, dass ich mich grundsätzlich mit Entscheidungen schwer tue. Das Szenario was du schilderst wäre völlig in Ordnung für mich. Ich treffe ja häufig Entscheidungen. Ich brauche nur Informationen dafür. Ich mag z. B. auch keine Überraschungen. So etwas wie eine Überraschungs-Jungesellinnen-Abschied wäre ein Horror für mich. Es gibt bei mir sehr viele Faktoren die etwas von sehr gut zu sehr schlecht kippen können. Z. B. wenn ich zu einer Party gehe und es heißt dort wird es essen geben, aber es gibt nur Dinge, die ich wegen sensorischer Probleme nicht essen kann. Dann bleibe ich hungrig und darf anderen beim Essen zugucken. Daher muss ich vorab planen können. Nicht immer 100% aber einige grundlegende Dinge.

    Da ich sehr schnell reizüberflutet bin, bedeutet eine Party für mich purer Stress. Am liebsten führe ich in menschlichen Kontakten schriftliche Zweiergespräche, wo ich in Ruhe reflektieren und schreiben kann und nicht unter Zeitdruck bin. Ausserdem schätze ich viele Smalltalk-Themen nicht so sehr. Ich kann so etwas schon für kurze Zeit "über mich ergehen lassen", aber es ist nun mal nicht ganz meine Welt.

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen.


    Nun zu dem Hintergrund dieses kleinen Gedankenspiels:


    Im Diagnose-Fragebogen soll man zwischen der Party und dem Museum wählen. Keine zusätzlichen Informationen, keine dritte Option. Ihr alle sagtet in gewisser Weise kommt es darauf an, aber ihr alle kontet auch eine Wahl treffen. Für mich ist es extrem schwierig eine Entscheidung zu treffen. Hier ist mein Gedankenprozess dazu:

    • Was für ein Museum ist es? Interessiert es mich?
    • Muss ich viel lesen oder ist es hauptsächlich zum anschauen?
    • Ist es ein regulärer Museumstag oder ein besonderes Event?
    • Ist es ein Führung oder kann ich mich frei bewegen?
    • Bin ich allein oder in einer Gruppe?
    • Ist es eine große Party oder eine kleine?
    • Privat oder von der Arbeit aus?
    • Gehe ich freiwillig oder muss ich dabei sein?
    • Kenne ich jemanden oder nicht?
    • Gibt es Essen? Weiß ich was es gibt, so dass ich weiß ob ich dort essen kann?
    • Wird es Partyspiele geben?
    • Werden die anderen viel Alkohol trinken?
    • Kann ich jederzeit gehen oder muss ich bis zum Ende bleiben?

    Das sind alles Informationen die ich bräuchte um die Frage tatsächlich ehrlich beantworten zu können. Alle Fragen, die mir sofort durch den Kopf gehen, sobald ich die Frage höre/lese.


    Aber mit der Frage ist eigentlich nur gemeint ob ich ein ruhiges oder ein belebtes Event vorziehen würde. Und darauf bezogen kann ich dann antworten. Aber ich habe das Gefühl, dass es mehr "geraten" ist, weil ich nicht genug Informationen habe, um wirklich die richtige Antwort geben zu können.


    Dies einmal als kleiner Einblick wie mein Gehirn arbeitet.

    Für alle, die sich hier beteiligen möchten, habe ich einen Blog-Eintrag angelegt mit einer Art GLOSSAR zum Thema. So müssen Begriff nicht wiederholt erklärt werden.


    Bevor wir das Thema aufgreifen, möchte ich ein paar wichtige Punkte festhalten:

    • Ich schreibe aus meinen persönlichen Erfahrungen.
    • Was über meine persönlichen Erfahrungen hinaus geht werde ich so allgemein wie möglich halten und nur auf das nötigste eingehen.
    • Meine Symptomatik und meine Ansichten sind nicht universell für alle neurodivergenten Personen gültig.
    • Ich bin für Fragen offen, behalte mir aber vor, auf zu persönliche oder zu schmerzhafte Themen nicht einzugehen.
    • Ich suche hier keine "Hilfe", Mitleid oder ähnliches, sondern möchte lediglich informieren und auf die Thematik aufmerksam machen.
    • Neurodivergente Personen aller Art müssen nicht "geheilt" werden und jede Behandlungsform obliegt der Entscheidung jedes einzelnen.
    • Die meisten Quellen, die ich nennen könnte sind auf Englisch, wer nachlesen möchte, kann aber gerne gezielt anfragen und ich werde versuchen, deutsche Quellen zu nennen.
    • Bitte nehmt meine Worte so wie ich sie schreibe. Bedeutung oder Tonfall hinein zu interpretieren ist speziell bei diesem Thema kontraproduktiv. Im Zweifel fragt bitte nach.

    Mein Name ist Sasha - ich bin Autist und habe ADHS. Was heißt das?


    Es heißt, dass mein Gehirn anders entwickelt ist als das der meisten Menschen. Nicht besser - nicht schlechter - anders. Meine Gehirn verarbeitet Informationen tatsächlich auf eine andere Art. Ich "möchte" nicht anders sein. Ich bin es. Es ist wichtig Unterschiede anzuerkennen wo sie bestehen. Ein weißer Mann macht im Leben z. B. andere Erfahrungen als eine schwarze Frau - egal ob besser oder schlechter, es ist ein existenter Unterschied. So ist es auch bei neurodivergenten und neurotypischen Personen. Dinge beim Namen nennen trennt nicht immer, es kann helfen, Verständnis zu schaffen und so am Ende sogar zu vereinen statt zu trennen.


    Zunächste möchte ich mit euch zwei kleine Dinge starten.


    ERSTENS:
    Hast du Fragen? Sofern die Fragen respektvoll gestellt sind, verspreche ich mich nicht angegriffen zu fühlen, sondern sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.


    ZWEITENS:

    Ein kleines Spiel! Den Sinn dahinter erkläre ich später.

    Im Rahmen der Autismus-Diagnose gibt es folgende Frage:


    "Vor die Wahl gestellt, würdest du lieber in ein Museum gehen oder zu einer Party?"


    Wenn du nur diese zwei Optionen hast, keine dritte, kein Wenn und Aber, und du musst eine Option wählen, was wählst du? Und hast du einen bestimmten Gedankenprozess dahinter?


    ---


    Ich freue mich auf einen hoffentlich interessanten Austausch!

    Schachtelsätze haben den Sinn, aufeinander aufzubauen; ihrer Logik, wenn ihre Ausgangsbasis überhaupt stimmt, muss man schon folgen können.

    Was der Sinn ist, ist mir schon klar.

    Natürlich kann man auch nachfragen, aber eine pauschalisierte Frage ist einfach zu diffus für den, der antworten soll. Daher sollte schon konkretisiert werden

    Ich kann nicht konkreter werden, da ich keine Ahnung habe, wovon du überhaupt geredet hast. Daher meine Frage ob du die gleiche Aussage anders formulieren kannst.


    Wenn du das nicht kannst oder möchtest, ist das natürlich auch in Ordnung.

    Das Problem damit ist allerdings, dass Menschen mit undefiniertem Ego (80% der Menschen) sich ständig dem Druck ausgesetzt fühlen, sich beweisen zu müssen. Aber das ist eben die Konditionierung durch das falsche oder negative Ego (nicht-Selbst). Wenn wir erkennen, dass wir (falls wir zu den 80% mit undefiniertem Ego gehören) niemandem etwas beweisen müssen, auch nicht uns selbst, dann stellt das Ego kein Problem mehr dar und kann uns gute Dienste leisten.

    Eine sehr spannende Erklärung. Habe mich tatsächlich gestern zum ersten Mal etwas eingehender mit HD befasst und muss sagen es hat in vielen Punkten echt einen Nerv getroffen. Und es gibt da natürlich auch Hinweise, woran ich arbeiten oder worauf ich achten sollte. Fand es sehr spannend. Und das hier ist für mich tatsächlich Thema. Allein durch meine Neurodivergenz habe ich mich immer anpassen müssen und immer versucht zu beweisen, dass ich "gut genug" bin oder "richtig" bin und natürlich hat es nie richtig funktioniert. Je mehr ich mein Ego hinten an stelle, umso mehr erhalte ich den Lohn, um den ich vorher zu kämpfen versuchte. Aber gleichzeitig lerne ich auch, dass ich ein Stück meines Egos behalten will, weil es auch einen Zweck erfüllt.

    Lange Rede kurzer Sinn: ich stimme Sasha insofern zu, als dass wir das Ego nicht nur verdammen sollten. Es macht uns zwar Probleme, besonders wenn wir seinen Wert und seine Funktion nicht erkennen, aber ich sehe es ebenfalls nicht so schwarz/weiß wie viele.

    Gute Zusammenfassung!

    Dank an Sasha für den Input hier und die Eröffnung dieses wichtigen und komplexen Themas.

    Ich sagte ja, ich will gerne versuchen hier am "Miteinander" mit zu arbeiten. Das hier ist mein erster Schritt in eine neue Richtung.

    NoSpecialName Danke für deinen Beitrag dazu. Das mit dem Klemmbrett hat sich mir leider etwas entzogen (ich verstehe die Szene, aber die Bedeutung erschließt sich mir nicht ganz). Aber allgemein finde ich deinen Beitrag sehr berührend und ehrlich und er zeigt ziemlich genau was ich auch denke.


    Mistelzweig Wie so oft bei deinen Beiträgen muss ich leider sagen, ich verstehe nur Bahnhof. Ich mag Schachtelsätze ja selbst, aber ich habe es jetzt zwei mal gelesen und ich stehe total auf dem Schlauch. Magst du es noch mal anders erklären was du sagen wolltest?

    Speziell hier im Forum lese ich ständig was vom Ego und wie es uns in die Irre führt und sterben muss und so weiter.


    Ich habe irgendwie ein Problem mit dem Thema und möchte hier mal den Versuch eines Austauschs starten.


    Ego - Freund oder Feind?


    Ich denke das ist keine schwarzweiß-Frage. Wir alle haben ein Ego und ich denke das ist an sich auch völlig in Ordnung. Natürlich ist es wichtig dem Ego nicht blind die Führung zu überlassen, sich groß zu tun, den eigenen "Erfolg" auf dem Rücken anderer aufzubauen etc. Aber... Ist es wirklich schlimm, wenn ich mich von einer Beleidigung verletzt fühle? Ist es wirklich so ein Problem, wenn ich mich ärgere, weil jemand mich nicht versteht? Ist es ein Fehler, mit Leidenschaft für etwas einzustehen, was einem wichtig ist?


    Ich lese oft "Reaktion xy ist nur ein Zeichen eines verletzten Egos" und es wird damit vermittelt, dass diese Reaktion unerwünscht oder nicht spirituell ist. Aber mein Gedanke dazu ist, dass ein verletztes Ego wie ein verletzter Körper ist. Natürlich sollte ich mein bestes tun zu heilen, wenn nötig Medikamente zu nehmen oder Physiotherapie zu bekommen. Manches heilt als wäre nie etwas passiert, anderes hinterlässt Narben. Und manchmal bleibt eine alte Verletzung trotz bester Heilung eben doch wetterfühlig und man spürt ein Stechen, wenn Regen naht.


    Müssen wir das Ego also "sterben lassen", loslassen, auf andere art zunichte machen? Oder müssen wir das Ego einfach nur auf ein gesundes Maß reduzieren, es reflektiert betrachten und anerkennen, dass wir alle Menschen mit alten und neuen Verletzungen und Narben sind?


    Ich trage viel Trauma in mir - mehr als mir bis vor kurzem bewusst war - und ich schäme mich nicht dafür, dass diese Verletzungen nicht völlig verheilt sind. Es ist nicht meine Schuld, dass Menschen in meinem Umfeld (wissentlich oder auch unwissentlich) psychologische Schäden verursacht haben. Ich erkenne genau so an, dass ich anderen Menschen (wissentlich oder unwissentlich) geschadet habe. Ich erkenne an, dass ich zum Teil aus dem Ego reagiere. Aber ich werde mich nicht für meinen Schmerz entschuldigen. Ich habe ein Recht darauf, fehlbar zu sein, so wie jeder andere Mensch auch.


    Spiritualität heißt auch, Menschen in ihrer Fehlbarkeit anzuerkennen. Und ich wünschte mir, wir würden auch die Fehlbarkeit der Spiritualität anerkennen. Zu sagen, dass man das Ego ablegen muss, dass man alles an sich abprallen lassen sollte, weil ja eh nur das verletzte Ego reagiert, das ist in meinen Augen nicht der Weg. Das würde bedeuten dass wir keine Narben und keine Schmerzen in uns tragen dürfen. Ich denke, das ist uns als Mensch nicht möglich. Und ist Perfektion wirklich ein erstrebenswertes Ziel? Heißt spirituelles Erwachen wirklich, die Menschlichkeit abzulegen?


    Ausnahmsweise möchte ich euch mal ein Buch empfehlen:
    Ani Choying Drolma - Ich singe für die Freiheit

    Das Buch einer nepalesischen buddhistischen Nonne, die über ihr Leben berichtet, ihre schwierige Kindheit, die Motivation Nonne zu werden und ihre jahrzehntelangen Erfahrungen als Nonne, auf der Suche nach Erleuchtung, auf dem Pfad der Menschlichkeit. Sehr berührend finde ich dabei, wie bedingungslos ehrlich sie über ihre eigene Fehlbarkeit schreibt, über ihre Wutgedanken, ihren Schmerz, ihre Unkonventionalität.


    Wenn eine buddhistische Nonne, die seit rund drei Jahrzehnten im Kloster lebt, in manchen Situationen immer noch Wut und Schmerz erleben kann, und dies als Teil ihrer Menschlichkeit anerkennt, kann es dann wirklich so falsch sein?


    Hier noch ein Video von Ani Choying Drolma - ich finde ihren Gesang extrem berührend

    spirit.jetzt/mediathek/video/2329/

    PS: Wie kann ich direkt auf Beiträge antworten? Finde ich da eine Anleitung?

    Meinst du mit "direkt antworten" zitieren so wie ich es jetzt mit deinem Beitrag gemacht habe?


    Falls ja einfach den Bereich markieren, den du zitieren möchtest (immer besser eine Selektion als den kompletten Beitrag, es sei denn er ist schon sehr kurz) und dann taucht ein kleines Auswahlfenster auf mit "Zitat speichern | Zitat einfügen" und da wählst du dann einfach "Zitat einfügen". Es wird dann dort eingefügt wo unten in deinem Antworttext der Cursor stehen geblieben ist. Also entweder am Ende oder ggf auch mitten drin, falls du nachträglich was einfügen willst.


    Hoffe, das hat geholfen.

    Klar, auf irgendeiner Ebene des Daseins gibt es weder Gut noch Böse... das ist die "animalische Ebene" und ist eher als Rückschritt, weniger als Fortschritt zu sehen, oder nicht?

    Da hast du meine Aussage evtl falsch verstanden. Ich rede nicht davon, dass es auf einer Verhaltensebene Gut und Böse nicht gibt.

    Ich meine damit, dass bestimmte Dinge existieren (Licht und Schatten, Tag und Nacht) und andere erst durch unsere Perspektive geschaffen werden (Gut und böse, richtig und falsch).

    Unser moralischer Kompass ist extrem wichtig, ja sogar überlebenswichtig für uns, die Spezies Mensch und im großen Betrachtet den ganzen Planeten.

    "Gott und Engel seien gut?"
    Um ehrlich zu sein halte ich persönlich diesen Gedanken für arrogant... nenne ich auch gerne die "Arroganz des Himmels"...

    Da stimme ich dir vollkommen zu. Aber Millionen von Menschen glauben fest daran.

    Eine so genannte "Herzebene" ist in meinen Augen lediglich ein vernunftgeformter weiterer Schritt der geistigen Evolution.

    Gut handeln zu wollen ist immens wichtig. Leider gibt es auch hier Extremismus, der Leute dazu verleitet, das von ihnen definierte "Gute" mit missionarischer Leidenschaft anderen aufzwingen zu wollen. Und leider erkennen sie dabei oft nicht, dass sie damit wieder vom Pfad des Guten abweichen. Natürlich sollte man Leute informieren, motivieren und inspirieren, gut zu handeln. Nur so können wir voran kommen. Aber man kann niemanden zwingen und sollte Menschen nicht verurteilen, nur weil sie nicht nach dem gleichen Pfad streben.

    Ich finde es gar nicht hitzig

    Hitzig, begeistert, leidenschaftlich, eifrig, nenn es wie du willst...

    Doch heißt das, dass man Wertungen (judgments) ganz außer Acht lassen sollte? Sicher nicht. Denn wenn ich nach Rom will wäre es falsch (nicht böse) in die entgegen gesetzte Richtung zu laufen.

    Das habe ich auch gar nicht gesagt. Ich sagte nur, dass Gut und Böse als solches nicht in der Welt existieren. Licht und Schatten zum Beispiel sind real existierende Dinge. Gut und Böse existieren lediglich in unserer Vorstellung. Natürlich sind diese Konstrukte sinnvoll und hilfreich, doch darum ging es in meiner Aussage ja überhaupt nicht. Ich meine damit nur, dass wir akzeptieren müssen, dass jeder eine andere Defintion von Gut und Böse hat und sie lediglich von uns erschaffene Konstrukte sind.


    So werden viele automatisch sagen Gott ist gut, Engel sind gut, Dämonen sind böse. Das wird einem teilweise so missionarisch vorgebetet, dass man glauben könnte, es ist eine klar existierende Wahrheit. Das ist aber nicht die Wahrheit, sondern eine Wertung der sprechenden Person. Ich zum Beispiel stimme dieser Definition nicht zu.