ADHS, Autismus und Kommunikation

  • Bitte verzeih, das ist für mein einfaches Gemüt verwirrend. Wer sendet versteckte Botschaften, die sich zu Doppelbotschaften entwickeln und wem sind solche Botschaften nützlich? Beschreibst Du die Art und Weise, wie Autisten kommunizieren oder tut das die Gesellschaft?

    Sasha hatte dazu ein einfach zu begreifendes Beispiel aufgeführt:


    Aber die meisten Menschen meinen eben nicht nur die Worte, die sie schreiben, sondern da sind noch Hintergedanken, Implikationen etc im Spiel. Zum Beispiel das typische "lies zwischen den Zeilen" oder ein "Du hättest das wissen müssen" wird von Autisten oft quittiert mit "Mach es uns doch beiden leicht und sag einfach was du wirklich meinst". Das heißt, wenn du eine Frau fragst was mit ihr los ist und sie sagt "Ach nichts..." Dann würden viele Autisten das wörtlich nehmen und denken es sei wirklich nichts. Aber die Gesellschaft zeigt uns, dass dieses "nichts" meistens eines von zwei Dingen bedeutet: Entweder "ich bin sauer auf dich, lass mich in Ruhe" oder "ich will reden, bitte frag noch mal, damit ich nicht das Gefühl habe, mich dir aufzudrängen".

    Im Zitat von Dir steht zum Beispiel:

    "Bitte verzeih, das ist für mein einfaches Gemüt verwirrend".


    Der Autist versteht es vielleicht so: Hm - was gibt es da zu verzeihen - er hat mir doch gar nichts angetan, das verzeiht werden müsste? Wieso schreibt er von einem einfachen Gemüt, was hat das mit mir zu tun?


    Nicht jeder Autist liest es so - auch das hat Sasha in ihren Antworten bereits differenzierend erklärt. Aber im Falle von Missverständnissen könnte doch so etwas in Erwägung gezogen werden?


    Für den neurotypisch veranlagten Sender einer Botschaft enthält diese keine Doppelbotschaft, weil er oft von der Gesamtaussage ausgeht und nicht von einzelnen Bestandteilen dieser Aussage. Aber der neurodivergente Empfänger der Botschaft sieht in dieser eventuell nur den vordergründigen Wortlaut, jedoch kann er nicht unbedingt wahrnehmen, was der Sender noch zusätzlich damit verbindet, wenn er etwas Bestimmtes durch diese geschriebenen Worte ausdrücken will - was er vielleicht nur als zusätzliche Gedanken im Kopf hat und selbstverständlich davon ausgeht, dass auch diese Zusatzgedanken Bestandteil seiner Gesamtaussage sind.


    Irgendwelche "Nutzgedanken" spielen hier keine Rolle. Es sind nur verschiedene Funktions- und daraus folgende Verstehensweisen, die aufgezeigt werden und in meiner Beschreibung die Kommunikation zwischen neurotypischen und neurodivergenten Menschen gleichermassen betreffen könnte - egal ob es um einzelne Personen oder um Gesellschaftsanteile geht. Aber da die Mehrheit der menschlichen Gesellschaft bekanntlich aus neurotypischen Personen besteht, geht diese Aufklärung wohl hauptsächlich an diese Adresse.

  • Danke für Eure Beiträge!


    All das, was Ihr schreibt, kommt mir bekannt vor. Ja, ich hatte an manchen Stellen das Gefühl: Aha, ich bin Autist. :)


    Kleine Anekdote zum Thema Zwischenbotschaften:

    In der Weihnachtszeit bis Neujahr bin ich meist allein, da mein Partner bei seiner Mutter in Barbados ist.

    Eines Tages klingelte es an der Tür und meine Nachbarn standen dort. Die ganze Sippschaft, zwei Kinder, Papa und Mama. Mama streckte mir eine Keksdose entgegen, mit Selbstgebackenem. Ich freute mich, nahm die Dose entgegen und wir redeten eine Weile. Neben mir sagte der Grössere etwas, ich verstand nicht was. Da beugte sich Papa herunter zu ihm und sagte: „Das tut man nicht“ oder ähnlich. Wir redeten eine Weile, dann ging die Familie zurück nach Hause. Ich fand das sympathisch und freute mich.


    Es dauerte eine ganze Weile, ich glaube, es waren Tage, bis ich die Schamröte in meinem Gesicht spürte, denn plötzlich war mir klar, ja ich hörte regelrecht die Stimme des Jungen: „Lass uns endlich rein und mach Kaffee“. Ganz sicher war dies nicht der Wortlaut, doch jetzt erst verstand ich die „Zwischenbotschaft“. -^_^-


    Ich bin sicher, dass das „Dilemma“ in der Kommunikation, von dem ihr berichtet Beatrice & Sasha so viele Menschen betrifft. Ich für mich habe da eine einfache Lösung gefunden, sodass ich mir keinen Kopf mehr darüber machen muss, wie ich ankomme. Vielleicht inspiriert Euch das oder die Leser: „Ich bin dafür verantwortlich, welche Worte ich wähle, welche Gefühle ich darin einpacke und welche Intention ich verfolge. Ich bin nicht dafür verantwortlich, wie der Empfänger es versteht.“ Dadurch bin ich recht frei in meinen Reden, kreiere Metaphern und Wortschöpfungen, weil ich es liebe.

    Ich hoffe das hat es für dein "einfaches Gemüt" verständlicher gemacht ;)

    Ja :)

  • All das, was Ihr schreibt, kommt mir bekannt vor. Ja, ich hatte an manchen Stellen das Gefühl: Aha, ich bin Autist. :)

    Auf jeden Fall interessant, dass es dir so bekannt vor kam. Aber ich bin nicht sicher ob du das "Aha ich bin Autist" ernst gemeint hast oder eher etwas scherzhaft, daher lass mich etwas erklären. Was wir beschrieben haben, betrifft in erster Linie Autisten aber nicht nur. Außerdem besteht Autismus nicht nur aus der Symptomatik der andersgearteten Kommunikation. Autismus, ADHS und andere Neurodivergenzen haben nie nur ein Symptom. Wenn du also mehr erfahren möchtest, um heraus zu finden, ob du wirklich autistisch sein könntest, dann bin ich gern bereit, dir dabei zu helfen, vernünftige Informationen und Tests zu finden. Anderenfalls bedenke bitte, dass ein "Ich bin Autist" nicht einfach daher gesagt sein sollte.


    Zu deiner Geschichte sei gesagt, wer sich so unangekündigt einlädt, ist meiner Meinung nach selbst Schuld. Ich hätte die nicht rein gelassen, auch wenn ich die Aussage ganz deutlich gehört hätte oder sie mich direkt gefragt hätten ob sie rein dürfen. Mir ist so ein Verhalten ein Rätsel.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Aber ich bin nicht sicher ob du das "Aha ich bin Autist" ernst gemeint hast oder eher etwas scherzhaft, daher lass mich etwas erklären.

    Nein, das ist kein Scherz, vieles von dem, was ihr beschreibt, kommt mir bekannt vor, habe eine einfache Lösung für mich gefunden und erlaube mir, halt auch mal "quer" anzukommen. Ich selbst weiss, wie ich den Leuten gesinnt bin, das reicht mir. Die Leute deuten ohnehin, wie sie möchten, darauf habe ich keinen Einfluss, deshalb strenge ich mich nicht (mehr) an. Ich bin das Zebra im Pferdestall und wir haben alle Freude aneinander – so einfach. <3

  • Okay, das verstehe ich und das ist natürlich auch völlig okay so. Es ging mir nur darum diese Selbstdiagnose nicht vorschnell zu verwenden wegen ein paar kurzen Erklärungen hier im Forum.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Mich interessiert, ob Autisten erkennen, wenn sie auf andere Autisten treffen?

    Und wie ist das, besteht da eine Einigkeit, oder Ablehnung?

  • Also ich habe in meinem Privaten Umfeld keine Autisten, habe aber z. B. schon Videos gesehen von Personen, bei denen ich Autismus vermutete und wo es später auch bestätigt wurde. Ich habe mehrere Personen mit hoher ADHS-Wahrscheinlichkeit (nicht diagnostiziert aber sie vermuten es selbst auch) aber das war es dann auch. Oftmals verstehe ich diese Menschen besser und komme in Gesprächen besser mit ihnen klar. Z. B. erklärt mein Teamleiter bei der Arbeit Dinge zu internen Abläufen die er mir offiziell nicht erzählen dürfte, aber er weiß, dass es mir hilft, meine Arbeitsweise für die jeweiligen Anforderungen zu optimieren. Für mich fühlt es sich mit Autisten oder Personen mit ADHS oft so an als wären wir ein paar einzelne Leute die zwar so wie alle anderen auch Deutsch sprechen, aber in einem Dialekt den viele andere nur zum Teil verstehen. Wir untereinander verstehen das aber ohne Probleme.


    Natürlich sind Autisten oder Personen mit ADHS oder solche die beides haben auch alle individuell und haben ihre einzigartigen Herausforderungen und Stärken, daher kann man es nicht pauschal beantworten. Aber die generelle Gedankenstruktur stimmt eher überein und es gibt weniger merkwürdige Fragen oder Reaktionen auf bestimmte Fragen oder Verhaltensweisen.


    Ich hoffe das beantwortet deine Frage zumindest zum Teil

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Meine Erfahrung mit Adhs und Authist war ein zusammen auskommen nicht immer einfach , war so bestimmt , dass wenn ich mich über meine Gefühle und in der

    Ich - Form blieb , es aber auch nie allzu persönlich nahm und auch abschätzte ob es

    tatsächlich agressiv war oder ganz einfach wieder ein kurzes aufheizen möglich war aufeinanderzuzugehen .

    Beruflich ging das sehr gut .

    Privat pflegte ich ein Adhs / Authist Kind , war immer behutsam darauf bedacht es nicht zu sehr zu strapazieren oder zu überfordern , ihm auch zu erklären warum und weshalb ich etwas von ihm erwarte .

    Im Nachhinein gestehe ich , es war recht

    mühsam .

  • Ja das ist der Grund für viele Probleme: es ist den Menschen oft zu viel Arbeit sich anzupassen. Also lassen sie es. Von einer neurodivergenten Person wird automatisch verlangt sich anzupassen aber anders herum fehlt oft der Wille.


    Verstehe mich bitte nicht falsch, es gibt neurodivergente Personen die so viel Unterstützung brauchen, dass es wirklich sehr anstrengend werden kann. Das verstehe ich. Man sollte nur darauf achten, dass man dort wo es möglich ist, von beiden Seiten ab einen guten Weg der Kommunikation arbeitet.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Ja das ist der Grund für viele Probleme: es ist den Menschen oft zu viel Arbeit sich anzupassen

    Dies beruht auf beiden Seiten .

    Toleranz und Hinhören ist von beiden Seiten gefragt .

    Ungeduld ist auch auf beiden Seiten erkennbar .

    Es ist für beide Seiten nicht einfach .

    Neurodivergenten meinen es würde nur von ihnen Anpassung verlangt , genauso ist oben von meinen Erfahrungen zu erkennen , dass sogar sehr viel Anpassung von der anderen Seite verlangt wird .

  • Man sollte nur darauf achten, dass man dort wo es möglich ist, von beiden Seiten ab einen guten Weg der Kommunikation arbeitet.

    Das war genau das was ich sagte. Wobei ich bisher erst drei neurotypische Menschen kennengelernt habe, die sich freiwillig für mich anpassen (würden) und die hauptsächliche Schwierigkeit wohl darin besteht, dass neurodivergente Menschen sich an das Gesellschaftskonstrukt an sich von Haus aus anpassen müssen, weil eben soziale Gepflogenheiten immer noch von der neurotypischen Mehrheit bestimmt werden. Was ja auch nicht schlimm ist. Aber ich denke das erklärt vermutlich, warum neurodivergente Menschen fast immer das Gefühl haben, sich anpassen zu müssen. Weil es nicht auf Einzelpersonen sondern auf Gruppen bzw. auf die Gesellschaft bezogen ist.


    Aber wie gesagt, ich stimme dir vollkommen zu, dass beide Seiten Anpassungsbereitschaft zeigen müssen.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Neurodivergente Menschen KÖNNEN sich uns aber vielleicht gar nicht anpassen und um einander anpassen geht es vielleicht auch gar nicht sondern um einander annähern, einander verstehen wollen? Jetzt kann man noch ewig sagen, ja da gehören aber Zwei dazu, ja aber es reicht, wenn EINER den Anfang macht.

  • Neurodivergente Menschen KÖNNEN sich uns aber vielleicht gar nicht anpassen und um einander anpassen geht es vielleicht auch gar nicht sondern um einander annähern, einander verstehen wollen? Jetzt kann man noch ewig sagen, ja da gehören aber Zwei dazu, ja aber es reicht, wenn EINER den Anfang macht.

    O doch sie können in Empathie und Freude am Miteinander sich sehr wohl einen Schritt nähern .

    Es braucht zwei , die sich Mühe geben und ein klein wenig in den andern reinversetzen wollen .

  • O doch sie können in Empathie und Freude am Miteinander sich sehr wohl einen Schritt nähern .

    Das ist zum Beispiel ein Fall wo oft Missverständnisse entstehen. Über Autisten wird oft gesagt, es würde ihnen an Empathie mangeln, was bedeuten würde, sie können sich eben in Punkto Empathie nicht anpassen. Andererseits ist meine Erfahrung, dass Personen mit ADHS und/oder Autismus allerdings oft sogar viel mehr Empathie empfinden als andere (sie können sich oft in jede Situation hinein fühlen statt nur in solche, die sie gleich oder ähnlich erlebt haben), diese aber nach außen nicht unbedingt zum Ausdruck bringen, oder zumindest nicht in einer Form die für neurotypische Menschen sichtbar bzw. verständlich ist. Ich z. B. empfinde ein sehr hohes Maß an Empathie und kann mich in nahezu jede Situation hinein fühlen. Allerdings ist es für mich schwierig, es in verständlicher Form zu zeigen, denn die Floskeln die hierfür üblicherweise verwendet werden, sind für mich nichtssagende Worthülsen. Genauso drücken Menschen mit ADHS und/oder Autismus Freude oft in ganz anderer Form aus. Zum Beispiel zeigt sich Freude entweder in intensivem "Stimming" (repetives selbstregulierendes Verhalten wie z. B. aufgeregtes Quieken, Händeflattern, Zappeln o. ä.) oder aber indem sie zwar äußerlich still bleiben, aber dafür plötzlich ihren gesamten Fokus auf das Thema richten.


    Ich verstehe daher deinen Einwand, dass sich neurodivergente Menschen hier anpassen können durchaus, aber sie können sich nicht zwingend so anpassen wie es für dich Sinn ergeben würde. Es kann z. B. sein dass einem Autisten absolut das Herz blutet für eine Situation die du gerade durchmachst, dass sie es aber nicht nach innen ausdrücken können in einer Form die für dich ersichtlich wäre.


    Außerdem gebe ich zu bedenken, dass "sich anpassen" oft schon von Haus aus für neurodivergente Menschen einfacher ist, da speziell Autisten oftmals Schwierigkeiten mit Veränderungen und vor allem sich ändernden sozialen Protokollen haben, weil sie die erst lernen müssen und sie nicht intuitiv aufgreifen wie viele neurotypische Menschen.


    Vielleicht ist das für dich verständlich: Als die ganze Pandemie-Sache los ging, war es für dich schwer, Maske zu tragen, weil man Gesichter nicht mehr lesen konnte? War es für dich schwer, auf Händeschütteln und Umarmungen zu verzichten? Für mich war es tatsächlich plötzlich angenehmer. Maske tragen bedeutete für mich nicht mehr ständig zum Lächeln zwingen zu müssen. Der Verzicht auf Händeschütteln bedeutete für mich, endlich nicht mehr ständig Menschen anfassen zu müssen. Und Abstand halten bedeutete für mich, dass ich endlich nicht mehr überwältigt war, weil ich ständig Menschen in meiner "Wohlfühlzone" hatte. In vielerlei Hinsicht mussten neurotypische Menschen hier plötzlich mit Protokollen klar kommen, die Personen mit ADHS/Autismus sehr entgegen kamen. Vielleicht macht es das für dich verständlicher wie es für uns ist, sich tagtäglich an "normale" soziale Protokolle anzupassen (die erheblich Komplexer sind als "Trag Maske und fass niemanden an").

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Was für einen Sinn macht es in deinem Verständnis für mich , wenn wir uns einen Schritt näher kommen können ?

    Ich kann nur sagen mich freut es , wenn wir sachlich miteinander Kommunzieren können , uns so unsere Situationen näher bringen und ich dir sagen kann ich mag dich wie du bist musst mir nichts beweisen .

    Wollte einfach mal die Sicht von der anderen Perspektive reinbringen .

    Die Maske war kein Problem für mich , überlege sogar sie wieder auszugraben .

    Auch ich habe nicht gern , wenn mir auf die Pelle gerückt wird .

    Uarme sowieso sehr wenige , wenn dann solche die mir sehr nahe sind .

    Fühle mich sowieso wohler nur im kleinen Kreis , Menschenmengen überfordern mich , Lautstärke und Energien die Aufeinander prallen , da fehlt mir die Grenze .

  • Was für einen Sinn macht es in deinem Verständnis für mich , wenn wir uns einen Schritt näher kommen können ?

    Es würde helfen, ein angenehmens Miteinander zu erreichen. Also genau das was du doch auch befürwortest oder nicht?

    Ich kann nur sagen mich freut es , wenn wir sachlich miteinander Kommunzieren können , uns so unsere Situationen näher bringen

    Genau das möchte ich doch auch erreichen. Und dafür ist es eben nötig, dass man einander tatsächlich zuhört und versucht Unterschiede in Denkweise und Kommunikation zu erkennen und womöglich zu überbrücken, damit man Missverständnisse und daraus entstehende Unannehmlichkeiten möglichst reduzieren kann.

    Wollte einfach mal die Sicht von der anderen Perspektive reinbringen .

    Das ist ja auch wunderbar! Ich wollte lediglich aufzeigen, dass es für neurodivergente Menschen manchmal nicht so einfach ist, sich anzupassen. Es geht nicht ums Recht haben, sondern einfach darum, dass du mir deine Perspektive aufzeigst und ich dir meine.

    Die Maske war kein Problem für mich , überlege sogar sie wieder auszugraben .

    Auch ich habe nicht gern , wenn mir auf die Pelle gerückt wird .

    Uarme sowieso sehr wenige , wenn dann solche die mir sehr nahe sind .

    Fühle mich sowieso wohler nur im kleinen Kreis , Menschenmengen überfordern mich , Lautstärke und Energien die Aufeinander prallen , da fehlt mir die Grenze .

    Okay, dann passt das Beispiel für dich vermutlich nicht so gut. Es war nur ein Versuch es verständlich zu machen.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Ich möchte gerne allgemein etwas dazuschreiben.

    Die Einteilung in neurodivergente Menschen und neurotypische Menschen finde ich insofern schwierig, weil der Eindruck entsteht,

    als gäbe es hauptsächlich diese zwei Gruppen.


    Aber auch in diesen zwei Gruppen sind die Menschen doch sehr unterschiedlich. Viele Eigenheiten sind überall vertreten.

    Davon auszugehen, dass Kommunikation für neurotypische Menschen einfacher ist als für neurodivergente Menschen scheint mir nicht zielführend zu sein,

    da es Erwartungen schüren könnte. Und enttäuschte Erwartungen erschweren die Kommunikation auf jeden Fall.


    Ich plädiere daher dafür, dass jeder Mensch als Individuum gesehen wird mit dem oder der man sich erst noch zusammenfinden möchte. Dann kann in einem weitern Gespräch die Diagnose hilfreich sein, aber mir hilft auch, die andere Person in ihrem Sein (mit oder ohne Diagnose) wirklich kennenlernen zu wollen.

  • Die Einteilung in neurodivergente Menschen und neurotypische Menschen finde ich insofern schwierig, weil der Eindruck entsteht,

    als gäbe es hauptsächlich diese zwei Gruppen.

    Per Definition ist es im Grunde aber tatsächlich so. Neurtypisch ist jeder der eine medizinisch als "normal" eingestufte Gehirnstruktur hat. Neurodivergent ist im Grunde jeder der davon abweicht. "Neurodivergenz" beinhaltet ja nicht nur ADHS oder Autismus, sondern auch anderes, wie z. B. Dyslexie und im Grunde sogar alle anderen symptomatisch feststellbaren neurologischen Abweichungen (theoretisch also auch neurologisch bedingte Schizophrenie etc.).

    Aber auch in diesen zwei Gruppen sind die Menschen doch sehr unterschiedlich. Viele Eigenheiten sind überall vertreten.

    Natürlich, die verschiedenen Neurodivergenzen sind ja auch symptomatisch teils ganz unterschiedlich aufgestellt. Eine Person mit Dyslexie hat möglicherweise nur mit Lesen und Schreiben Schwierigkeiten und ist ansonsten symptomatisch völlig unauffällig. Der Begriff "Neurodivergenz" ist letztlich ja ein Oberbegriff für diverse neurologische Entwicklungen. Hier wird nur Schwerpunktmäßig über Autismus und ADHS gesprochen, da ich beides habe und zu anderen Neurodivergenzen schlicht wenig bis gar nichts sagen kann.

    Davon auszugehen, dass Kommunikation für neurotypische Menschen einfacher ist als für neurodivergente Menschen scheint mir nicht zielführend zu sein, da es Erwartungen schüren könnte.

    Das habe ich tatsächlich auch nicht behauptet. Hier liegt der Teufel im Detail. Autistische und allistische (nicht autistische) z. B. Personen können jeweils untereinander gut kommunizieren. Schwierig wird es, wenn z. B. eine allistische Person auf einen Autisten trifft oder eine Person mit ADHS auf eine Person ohne. Dann kommt es zu Kommunikationsproblemen wegen der unterschiedlichen Art wie die Gehirne arbeiten. Autisten untereinander oder Personen mit ADHS untereinander haben es oft genauso einfach wie neurotypische Menschen untereinander.

    Ich plädiere daher dafür, dass jeder Mensch als Individuum gesehen wird mit dem oder der man sich erst noch zusammenfinden möchte. Dann kann in einem weitern Gespräch die Diagnose hilfreich sein, aber mir hilft auch, die andere Person in ihrem Sein (mit oder ohne Diagnose) wirklich kennenlernen zu wollen.

    Hier gebe ich dir 100% Recht! Jeder Mensch ist ein Individuum mit seinen spezifischen Eigenarten. Dieses Thema soll nur dazu dienen, Bewusstsein zu schaffen für bestimmte häufig zutreffende Aspekte von ADHS/Autismus bzw. meine persönlichen Erfahrungen. Es soll gewissermaßen beim Lernen und Kennenlernen helfen, so dass Missverständnisse verringert werden können, die es hier im Forum zu oft gab/gibt.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!

  • Das habe ich tatsächlich auch nicht behauptet. Hier liegt der Teufel im Detail. Autistische und allistische (nicht autistische) z. B. Personen können jeweils untereinander gut kommunizieren. Schwierig wird es, wenn z. B. eine allistische Person auf einen Autisten trifft oder eine Person mit ADHS auf eine Person ohne. Dann kommt es zu Kommunikationsproblemen wegen der unterschiedlichen Art wie die Gehirne arbeiten. Autisten untereinander oder Personen mit ADHS untereinander haben es oft genauso einfach wie neurotypische Menschen untereinander.

    Nach meiner Erfahrung ist es für neurotypische Menschen nicht automatisch einfach(er) miteinander zu kommunizieren. Da spielen oft Muster und Erfahrungen eine grosse Rolle und verhindern die einfache Kommunikation. Deshalb würde ich nicht davon ausgehen, dass es nicht zu Kommunikationsproblemen kommt, auch wenn die Gehirne ähnlich arbeiten.


    Aber vielleicht verstehe ich dich falsch, und du meinst den Umkehrschluss gar nicht so, wie er mir beim Lesen in den Sinn kommt.

  • Deshalb würde ich nicht davon ausgehen, dass es nicht zu Kommunikationsproblemen kommt, auch wenn die Gehirne ähnlich arbeiten.


    Aber vielleicht verstehe ich dich falsch, und du meinst den Umkehrschluss gar nicht so, wie er mir beim Lesen in den Sinn kommt.

    Da gebe ich dir völlig Recht und schiebe gern noch etwas nach:l


    Neurotypische Menschen haben Kommunikationsprobleme. Personen mit ADHS/Autismus/beidem haben untereinander auch Kommunikationsprobleme. Das war hier gar nicht mein Punkt. Ich denke, eine Metapher macht es verständlicher worauf ich hinaus will.


    Stell dir folgendes vor: Allistische (nicht-autistische) Personen sprechen Sächsisch. Autistische Personen sprechen Bayerisch. Daraus ergibt sich folgende Gleichung:

    Sie alle sprechen Deutsch.

    Sachsen untereinander haben Kommunikationsprobleme.

    Bayern untereinander haben Kommunikationsprobleme.

    Aber wenn Sachsen und Bayern aufeinander treffen ist das Risiko von Missverständnissen und Unklarheiten einfach deutlich höher, weil sie ganz unterschiedliche Dialekte sprechen.


    Das ist im Grunde alles was ich meine. Keine Gruppe Menschen ist vollkommen frei von Kommunikationsproblemen und/oder Missverständnissen. Denn jeder Mensch ist anders. Aber bestimmte Kombinationen von Menschen haben einfach eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit sich misszuverstehen oder etwas falsch zu interpretieren.


    Hierzu zwei charmante Anekdoten meines hochdeutsch sprechenden Vaters als er eine schwäbische Familie besuchte.


    Als er dem Vater dabei half etwas zu bauen sagte dieser "Heb' a mal!" und mein Vater hob den Balken an, den er hielt. Der Schwabe schrie nur auf "Hebe sollscht! Net lupfe!" Denn "heben" heißt halten und "lupfen" heißt anheben.


    Später kam der Sohn auf ihn zu und meinte "Hascht a mal a Bepp?" Und mein Vater fragte was "Bepp" sei. Der kleine Junge war verwirrt, zuckte mit den Schultern und meinte nur "Geh ... Bepp isch Bepp!" Später fand mein Vater heraus, dass Kleber gemeint war.


    Sie alle sprachen Deutsch - aber verschiedene Dialekte ;) Hoffe es ist jetzt klar was ich meinte.

    Bitte nimm meine Worte so wie ich sie schreibe. Bei Unklarheiten frag nach. Danke!